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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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gelang es ihr, das idiotische Lächeln zu unterdrücken, zu dem sich ihre Lippen nach oben wölben wollten.
    Sie machte ein ernstes Gesicht und sagte: »Bezüglich der Spielregeln habe ich eine kleine Gedächtnislücke.«
    »Ganz einfach. Man nimmt ein ganz normales Kartenspiel. Jeder zieht eine Karte. Die höhere gewinnt.«
    »Gewinnt was?«
    »Falls Cayton gewann, musste ihm Frenchy einen Hinweis auf die Identität des Mörders geben.«
    »Und was, wenn sie die höhere Karte gezogen hätte?«
    »Dann gewährte Cayton ihr eine Liebesgunst.«
    »Er gewährte ihr eine Liebesgunst?«
    »Richtig.«
    Sie schürzte die Lippen und tippte sich mit der Fingerspitze darauf, als ob sie dieses unlogische Vorgehen matt setzte. »Auf mich wirkt das – du korrigierst mich, falls ich mich irre –, als wäre Cayton damit immer der Gewinner, so oder so.«
    »Na ja, schau mal, er hat die Regeln festgelegt, und dumm ist er nun nicht.«
    »Aber Frenchy –«
    »Ein heißer Feger, in jeder Hinsicht. Rote Mähne. Endlos lange Beine. Blasse Sommersprossen auf den Titten. Ein Hintern, der… Na ja, die Sorte kennst du. Leider ist sie nicht das hellste Kirchenlicht.«
    Maris warf einen Blick auf den schwankenden Kronleuchter über ihren Köpfen, ehe sie fortfuhr. »Also endete dieses Spiel damit, dass Cayton beides bekam, die Information und den heißen Feger.«
    »War das ein brillanter Einfall, oder nicht?«
    »Und du erwartest, dass ich nicht schlauer bin als Frenchy? Du erwartest, dass ich mich an diese Spielregeln halte?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Ob ich unbedingt besagte unerwartete Wendungen im Plot hören möchte?«
    »Oder ob ich dir unbedingt besagte Liebesgunst erweisen soll.«

Kapitel 31
    Daniel hielt die letzte Ausarbeitung aus Howard Bancrofts Anwaltskarriere in der Hand. Noah hatte damit bis nach dem Abendessen gewartet. Sie hatten es sich im gemütlichen Wohnzimmer bequem gemacht, das nunmehr Tischlampen in ein weiches Licht tauchten.
    Daniel hatte soeben die Vollmacht zu Ende gelesen. Er musterte Noah über den Rand seiner Lesebrille. »Also gab es für dieses gemeinsame Wochenende einen Hintergedanken.«
    Noah stieß ein Zigarrenwölkchen aus. »Ganz und gar nicht, Daniel. Dieses Dokument hätte ich dir auch in der Stadt vorlegen können. Jederzeit.«
    »Und doch hast du dich entschieden, es mir hier zu geben. Warum?«
    »Weil du hier auf dem Land den Kopf frei hast. Wir können uns ungestört unterhalten, weit weg von den Ablenkungen im Büro, und ohne, dass Maxine daheim um dich herum pusselt. Wir können offen sprechen, von Mann zu Mann, von Schwiegersohn zu Schwiegervater.«
    Der Alte hegte noch Zweifel, das konnte er sehen. Und hatte dies auch erwartet. Eigentlich hatte er sogar mit einem heftigen Wutanfall gerechnet. Daniel hatte wesentlich milder reagiert.
    Aber der Alte war starrköpfig und unberechenbar. Seine Laune konnte sich binnen Sekunden dramatisch verändern. Noch immer konnte jeden Augenblick sein Temperament mit ihm durchgehen. Misstrauisch beobachtete Noah Daniel, als der sich mühsam aus seinem Ohrensessel zog und auf seinen Stock stützte.
    Noah beugte sich besorgt vor. »Brauchst du etwas, Daniel? Noch etwas Portwein? Ich hole ihn dir.«
    »Den hole ich mir selbst, danke«, sagte Daniel brüsk. Was er auch tat. Zurück blieb ein Noah, der seine innere Anspannung exzellent tarnte. Er hatte die Beine auf den Hocker vor seinem Sessel gelegt und sich bequem hineingelümmelt. Nach außen hin wirkte er so, als hätte er nur eines im Sinn: die Rauchringe, die er gegen die Decke blies.
    Daniel kehrte zu seinem Sessel zurück, weigerte sich aber zu sprechen, bevor er ein paar Schluck Portwein getrunken hatte. »Wenn das ein Familientreffen ist, warum hast du es dann definitiv in Abwesenheit eines Mitglieds anberaumt?«
    Noah ließ sich Zeit für eine Antwort. Er vertiefte sich in seine glimmende Zigarrenspitze, als würde er seine nächsten Worte sorgfältig abwägen und analysieren.
    »Daniel, hierbei handelt es sich um eine äußerst heikle Angelegenheit.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Meine auch. Mit diesem Thema kann man Maris nicht am Telefon überfallen.« Er trank einen Schluck von seinem Single-Malt-Scotch. Als er das Glas auf dem Beistelltisch absetzte, fiel sein Blick auf das Foto vom Hochzeitsempfang. Wehmütig berührte er den Silberrahmen mit einem liebevollen Lächeln. »Maris denkt zuerst mit dem Herzen und dann mit dem Kopf.« Sein Blick wanderte wieder zu Daniel, und er fügte

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