Envy-[Neid]
zutiefst schäme. Jedenfalls möchte ich dir hiermit mitteilen, dass meine Teilnahme vorbei ist.«
»Fein. Geh. Gute Reise.«
»Wirst du klar kommen?«
»Ist doch nicht mehr dein Problem, oder?«
Er wirbelte seinen Stuhl herum und starrte auf seinen schwarzen Bildschirm. Wenige Augenblick später hörte er Mike zur Hintertür hinausgehen. Und dann war er wahrhaftig allein.
Kapitel 36
Später konnte sich Maris kaum mehr an ihren Rückflug nach New York erinnern. Sie hatte wie in Trance reagiert, ohne die unbewusste Gewissheit, dass dies nicht Realität war und sie in Bälde aufwachen würde. Parkers unerklärliches Verhalten und der Tod ihres Vaters waren ein doppelter Schlag für sie gewesen. Aus Selbstschutz hatte ihr Gehirn jegliche Form von bewusstem Denken außer Gefecht gesetzt und ihr ein rein mechanisches Funktionieren gestattet.
Mike Strother hatte die Stewardess diskret auf ihren Trauerfall aufmerksam gemacht. Man hatte sie respektvoll behandelt und praktisch in Ruhe gelassen. Den ganzen Flug über hatte sie mit leerem Blick zum Fenster hinausgestarrt, ohne die Vorgänge ringsum zu registrieren. Sie waren ihr auch egal.
Noah holte sie in LaGuardia ab. Obwohl sie sein Anblick nicht glücklich machte, erleichterte er ihr die turbulente Ankunft in einem größeren Flughafen. Ihr Gepäck wurde prompt ausgegeben. Er hatte einen Wagen mit Chauffeur warten lassen.
Während sich die Limousine durch den dichten Verkehr einen Weg nach Manhattan hinein bahnte, berichtete er ihr traurig jene Details, die er ihr nicht am Telefon mitgeteilt hatte. Daniels Leichnam befand sich immer noch in Massachusetts, wo die Obduktion durchgeführt würde. Eventuell habe ein gesundheitliches Problem zu seinem Sturz geführt, erklärte Noah. Lungenembolie. Herzinfarkt. Eine Erweiterung der Aorta, die sich bei der letzten medizinischen Untersuchung noch nicht abgezeichnet hatte.
»Aller Wahrscheinlichkeit nach«, erklärte er ihr, »hat Daniel auf der dunklen Treppe schlicht und einfach das Gleichgewicht verloren.«
Man hatte Daniels Stock in seinem Schlafzimmer gefunden und nahm an, dass er im Begriff gestanden hatte, die Treppe hinaufzugehen. Ohne seine Gehhilfe war er gestolpert.
»Außerdem hatte er einiges getrunken«, fügte Noah zögernd hinzu. »Wir haben so etwas ja immer befürchtet.«
Der Leichnam sollte im Anschluss an die Obduktion nach New York überführt werden. Noah hatte zwar bereits erste Vorbereitungen für die Beerdigung getroffen, wartete aber für die endgültige Durchführung noch auf ihre Zustimmung. Da er wusste, dass sie auf den Sarg besonderen Wert legen würde, hatte er bis zu ihrer Rückkehr noch keine Wahl getroffen.
Sie machte eine Bemerkung darüber, wie schnell er alles geregelt hätte.
»Ich wollte dir möglichst viele Unannehmlichkeiten ersparen.«
Er war dienstbeflissen, servil und sprach leise. Seine Nähe war ihr unerträglich.
Sie bedauerte es sogar, dieselbe Luft wie er atmen zu müssen, und wies den Chauffeur an, sie zum Haus ihres Vaters zu bringen. Eine Freundin hatte ihr jegliche Hilfe zugesagt. Maris nahm das Angebot an und schickte sie mit einer Liste von Kleidungsstücken und sonstigen Dingen, die sie holen sollte, in ihre Wohnung. Wenn es sich vermeiden ließe, würde sie nie wieder einen Fuß in jene vier Wände setzen, die sie mit Noah geteilt hatte, In Daniels Haus bezog sie wieder ihr altes Schlafzimmer. Während der nächsten drei Tage stützten sie und Maxine einander, wenn sie nicht gerade Gäste empfingen, die einen Kondolenzbesuch abstatten wollten. Die Haushälterin war untröstlich. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie Daniel allein ins Landhaus hatte fahren lassen, als ob ihre Gegenwart den Unfall hätte verhindern können. Obwohl Maris ebenfalls eine Teilschuld empfand und ähnlich litt, versuchte sie, ihr dieses Gefühl zu nehmen.
Ihr Vater war gestorben, während sie mit Parker geschlafen hatte.
Jedes Mal, wenn ihre Gedanken in diese Richtung abdrifteten, was häufig geschah, blockierte sie sie abrupt. Sie weigerte sich, deswegen Schuldgefühle zu haben. Daniel hatte sie beschworen, wieder nach Georgia zu fahren. Ihr Aufenthalt hatte seinen Segen gehabt. Dieses Glück verdienst du. Ich liebe dich. Das waren seine letzten Sätze an sie gewesen. Sein Tod hatte nichts damit zu tun, dass sie ein Bett mit Parker geteilt hatte.
Trotzdem blieb die Verbindung zwischen beidem bestehen. Nie konnte sie an den einen ohne den anderen denken.
Sie lernte, dass ein
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