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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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dagegen gemacht. Das vulgäre Benehmen dieser Bande traf sie, allerdings anders, als sie sich das gedacht hatte. Anstatt ihr Angst einzujagen, machte es sie wütend. In Wahrheit war sie auf Hundertachtzig.
    Sie gab sich nicht die geringste Mühe, ihre Verachtung zu verbergen, und sagte: »Mr. Evans, egal, wer Sie sind, Sie sind jedenfalls ein verdammter Feigling.«
    Abrupt hörte das Gekicher auf. Schweigen senkte sich wie ein Bleivorhang. Jede andere Beleidigung war verzeihlich, aber Feigheit offensichtlich nicht. Ein schlimmeres Schimpfwort konnte es nicht geben.
    Sie nutzte es als Schlusssatz und steuerte schnurstracks auf die Tür zu. Als sie an den Billardtischen vorbei wollte, sauste vor ihr ein Queue wie eine Zollschranke herunter. Mit voller Wucht stieß sie mit dem Hüftknochen dagegen, dass es knackte.
    Sie knickte nach vorne, aber der Stock bremste ihren Sturz. Sie packte ihn und versuchte, ihn zur Seite zu schieben, doch er gab nicht nach. Sie wandte ihren Kopf dem Mann zu. Es war der, der eben den Queue mit Kreide geschmiert hatte.
    »Ich bin Parker Evans.«
    Maris war verblüfft. Was nichts mit seiner Dreistigkeit oder den feindseligen Augen zu tun hatte, in denen sich rot glühend ein Neonlicht spiegelte, als er zu ihr hinaufstarrte.
    Was sie verblüffte, war der Rollstuhl, in dem er saß.

Kapitel 8
    Das Vehikel war grün, eine Mischung aus einem Golfcart und einem Pick-up. Erst später erfuhr Maris den Namen: ein Gator. Sie sah so etwas zum ersten Mal, als Parker Evans vor Terry’s Bar & Grill mit dem Kinn darauf deutete und sie zum Einsteigen aufforderte.
    Immer noch schockiert darüber, dass sie ihn im Rollstuhl vorgefunden hatte, kletterte sie folgsam auf den Beifahrersitz. Als er sich mit Hilfe seiner Arme in den Fahrersitz schwang, wandte sie den Kopf ab. Dann beugte er sich hinunter, klappte seinen Stuhl zusammen und hievte ihn mit Schwung auf den flachen Anhänger.
    Man hatte den Gator seinen Bedürfnissen angepasst. Bremse und Gas ließen sich mit der Hand betätigen. Als er von Terry’s weg auf das Dock zusteuerte, lenkte er das Fahrzeug so selbstverständlich, wie man es nur nach langer Übung vermochte.
    »Ich kann Sie nur bis zur Rampe bringen«, sagte er. »Sie ist zu steil für meinen Rollstuhl. Runter würd’s wohl noch gehen, aber dann könnte ich nicht anhalten und würde im Bach landen. Was ich Ihrer Ansicht nach vermutlich verdiene.«
    Sie sagte nichts.
    »Aber selbst wenn ich nicht kopfüber in den Sund flöge, käme ich die Rampe allein nicht wieder hoch.«
    Maris hatte nicht die geringste Ahnung, wovon er sprach. »Rampe?«
    »Unten am Dock. Wo Sie Ihr Boot gelassen haben.«
    »Ich habe kein Boot. Ich habe jemanden für die Überfahrt bezahlt.«
    »Hat er denn nicht gewartet, um Sie wieder zurückzubringen?«
    »Ich wusste nicht, wie lange ich hier bleiben würde. Ich wollte ihn anrufen.«
    Mürrisch brachte er den Gator zum Stehen. So schnell könnte er sie also nicht abschütteln. Wie Mike trug auch er ein Jeanshemd; allerdings hatte seines keine Ärmel. Dadurch wurden muskulöse Arme sichtbar, die das Handicap seiner Beine ausglichen. Mit Hilfe dieser Muskeln schlug er das Lenkrad bis zum Anschlag ein.
    »Sollte nicht lange dauern, bis ein Boot rüberkommt. Terry wird nach einem telefonieren. Haben Sie die Nummer?«
    »Mr. Evans, könnten wir uns nicht ein wenig unterhalten?«
    Erneut stieg er auf die Bremse. »Worüber?«
    »Schauen Sie, Sie können ruhig bei jemand anderem den Begriffsstutzigen spielen. Ich habe eine lange Anreise hinter mir…«
    »Ohne Einladung.«
    »Sie haben mich eingeladen, als Sie mir diesen Prolog geschickt haben.«
    Er mimte leise Überraschung über ihren bissigen Ton und hob zum Zeichen der Unterwerfung ironisch beide Hände.
    Erst nach einer Weile konnte sie sich sammeln und in einem verbindlicheren Ton fortfahren. »Dieser Tag war für mich sehr lang. Ich bin müde. Ein heißes Bad und ein kühles Bett wären ein Traum. Aber da ich nun mal hier bin, möchte ich, dass dieser Ausflug seine Zeit, seine Mühe und sein Geld wert ist, indem ich vor meiner Abreise ein zivilisiertes Gespräch mit Ihnen führe.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. Vermutlich sollte das einen zivilisierten Eindruck machen, doch ihr schien es eher herablassend.
    Hartnäckig fuhr sie fort: »Sie haben mir Ihre Arbeit geschickt. Sie wollten, dass ich sie lese, sonst hätten Sie das nicht getan. Trotz Ihrer gegenteiligen Behauptungen möchten Sie dieses Buch

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