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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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haben.«
    »So.«
    »Ich durchschaue Ihren Bluff.«
    »Bluff.«
    »Sie wollten mich mit Ihrem Kuss vertreiben.«
    »In Ordnung.«
    »In Ordnung?«
    »Wie Sie meinen.« Er erwiderte noch einige Sekunden ihren Blick, dann fuhr er los. »Hat Mike erwähnt, was es zum Abendessen gibt?«
     
    Es entpuppte sich als Sandwiches mit Räucherschinken, die in einem zwanglosen Zimmer im rückwärtigen Hausteil serviert wurden. Mike bezeichnete es als Solarium.
    »Hochtrabender Name für eine verglaste Veranda«, lautete Parkers trockener Kommentar.
    »Es war eine Veranda«, erklärte Mike Maris, während er ihr Kartoffelsalat auf den Teller löffelte. »Jetzt im Dunkeln kann man das nicht erkennen, aber von diesem Zimmer aus hat man einen Blick auf den Strand. Parker hat beschlossen, es ringsum mit gläsernen Schiebewänden abzutrennen. Dadurch haben wir die Möglichkeit, es ganz abzuschließen oder zu öffnen. Jetzt kann er hier bei jedem Wetter schreiben.«
    Geflissentlich hatte Maris den Computer in einer Ecke des Zimmers ignoriert. Es war mit Rattanmöbeln eingerichtet. Dekorative Elemente gab es nur sehr begrenzt: ein paar Sitzkissen und eine Topfpflanze, die ums Überleben kämpfte und diesen Kampf zu verlieren schien. Das war alles. Ein Junggesellenzimmer. Der Arbeitsraum eines Schriftstellers.
    Rings um den Computer türmten sich stapelweise Bücher. Auf dem Natursteinboden, in Regalen, auf jeder möglichen Oberfläche. Nachschlagewerke, Klassiker und literarische Romane, Krimis, Liebesromane, Science - Fiction, Horrorstories, Western, Autobiografien, Biografien, Gedichte, Kinderbücher, historische Sachbücher, Selbsthilfebücher und Esoterisches. Jede denkbare Buchart. Einige gebundene Exemplare, Taschenbücher. Ein paar trugen sogar das Signet von Matherly Press auf dem Buchrücken, wie sie begeistert feststellte. Der abgegriffene Zustand der Bücher dokumentierte, dass diese Bibliothek nicht der Repräsentation diente. Parker Evans war gut belesen.
    »Mir gefällt dieses Zimmer, egal, wie Sie es nennen«, erklärte sie ihnen. »Es ist ein wunderbarer Platz zum Lesen. Und zum Schreiben.« Verstohlen warf sie Parker einen listigen Blick zu, der so tat, als bemerkte er ihn nicht, und sich Senf auf sein Sandwich schmierte.
    Nach dem Auftragen setzte sich Mike ihnen gegenüber an den Tisch und bestätigte damit ihre Vermutung, dass er auch Freund und Gefährte war, nicht nur Butler. Die Notwendigkeit für Letzteres war ihr inzwischen traurig bewusst. »Mike, Sie haben sich viel zu viel Mühe gegeben.«
    »Überhaupt nicht. Wir hatten sowieso vor, spät zu Abend zu essen. Außerdem bin ich schrecklich froh, einen Gast im Haus zu haben. Parker ist nicht immer die beste Gesellschaft. Wenn er schreibt, macht er stundenlang den Mund nicht auf, und wenn doch, kann er ziemlich muffig sein.«
    Parker warf ihm einen sauren Blick zu. »Und du gehst mir ständig auf den Wecker.«
    Maris lachte. Offensichtlich herrschte zwischen beiden trotz dieses Schlagabtausches herzliche Zuneigung. »Ich konnte unmittelbar erleben, was für ein Muffel Mr. Evans ist. Trotzdem nehme ich das nicht persönlich. Das bin ich gewohnt. Schließlich arbeite ich tagtäglich mit Schriftstellern. Großteils ein pessimistischer Haufen. Vermutlich bekomme ich, im Gegensatz zu ihren Agenten, nicht den vollen Kübel ab, aber auch das reicht schon.«
    Mike nickte weise. »Künstlertemperament.«
    »Ganz genau. Aber ich beklage mich nicht. Aus eigener Erfahrung, die mir mein Vater erst gestern wieder bestätigt hat, deutet schlechte Laune oft auf schriftstellerisches Können hin.«
    Sie tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab und bemerkte schockiert, wie empfindlich sie immer noch waren. Nachdem Mike ihr kurz nach der Ankunft freundlicherweise die Toilette gezeigt hatte, hatte sie ihr Aussehen im gerahmten Spiegel über dem Waschbecken überprüft. Der Kuss hatte lediglich eine winzige Abschürfung über ihrer Oberlippe hinterlassen. Sonst war nichts zu sehen. Sie hatte die Stelle überpudert und danach rasch das Licht abgedreht. Sie hatte Angst, in ihren Augen noch deutlichere Spuren zu finden, obwohl sie wild entschlossen war, diesen Kuss zu ignorieren. Ein Entschluss, den nicht nur ihre aufgeraute Haut torpedierte.
    Auf der Fahrt nach Hause hatte sie nur wenige Worte mit dem Autor gewechselt, sondern sich unverwandt auf den Doppelstrahl konzentriert, den die beiden vorderen Gator-Scheinwerfer auf die Straße zeichneten. Die Dunkelheit machte es leichter,

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