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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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veröffentlichen. Ich verlege Bücher. Wir könnten zusammenarbeiten. Sie müssen mir nicht einmal auf halbem Wege entgegenkommen. Ich werde drei Viertel davon zurücklegen, was ich eigentlich schon getan habe, indem ich hierher gekommen bin. Könnten wir also, bitte, dieses Gespräch führen?«
    In seiner Arroganz hatte sein unverwandter Blick etwas Beunruhigendes. Seine undurchdringliche Miene ließ keinerlei Rückschlüsse auf seine Gedanken zu. Entweder dachte er gerade ernsthaft über ihre Argumente nach, oder er überlegte sich, ob er sie aus dem Gator werfen und ans Festland zurückschwimmen lassen sollte. Beide Varianten waren gleich realistisch. Vielleicht dachte er aber auch an etwas ganz anderes.
    Sie nahm sein Schweigen als Erlaubnis fortzufahren:
    »Ich weiß, dass es schon ziemlich spät am Tag ist, um übers Geschäft zu reden, aber ich verspreche, nicht allzu viel Ihrer Zeit in Anspruch zu nehmen. Mike sagte, er würde…«
    »Ich weiß, was Mike gesagt hat. Er hat mich bei Terry’s angerufen, nachdem Sie aus dem Haus waren. Er benimmt sich restlos närrisch.«
    »Mir kam er nicht wie ein Narr vor. Im Gegenteil.«
    »Normalerweise nicht. Normalerweise ist er ausgeglichen, ruhig, überlegt und gelassen, die Stimme der Vernunft, ein verdammtes Muster an Einfühlungsvermögen. Aber Sie haben ihn aus dem Lot gebracht. Jetzt saust er herum, räumt das Haus auf, macht Abendbrot und benimmt sich wie eine alte Jungfer, die zum ersten Mal Herrenbesuch empfängt.« Seine Augen lagen im Schatten. Trotzdem wusste sie, dass er sie musterte. »Sie müssen Ihren Charme ja dick aufgetragen haben.«
    »Nichts dergleichen. Mike ist nur ein netter Mensch.« Er stieß ein raues Lachen aus. »Im Gegensatz zu mir.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Nun«, meinte er gedehnt, »hätten Sie ruhig tun können, weil es stimmt. Ich bin überhaupt nicht nett.«
    »Wenn Sie wollten, könnten Sie’s sein, davon bin ich überzeugt.«
    »Sehen Sie, das ist der springende Punkt. Ich will nicht.« Dann streckte er, ehe sie reagieren konnte, die Hand zu ihr aus, packte sie im Genick, riss sie nach vorne und drückte ihren Mund gegen seinen. Es war mehr eine Attacke als ein Kuss. Hart, erdrückend, penetrant. Seine Zunge bohrte sich zwischen ihre Lippen und zwang sich ihr mit Gewalt auf.
    Unter wütenden Protestgeräuschen trommelte sie gegen seine Brust, aber er hörte nicht auf. Stattdessen erkundete er weiter gewaltsam ihren Mund, während sich seine Lippen um die ihren schlossen. Unmerklich verlangsamten sich seine Zungenstöße und wurden zärtlicher. Die Invasion wurde zu tastendem Erkunden. Sein Daumen streichelte die Unterseite ihres Kinns, ihre Wange und die Mundwinkel. Ihre Wut verwandelte sich in Verzweiflung.
    Als er den tiefen Kuss beendete, strich er noch einmal sacht mit den Lippen über ihre, ehe er den Kontakt abbrach. Auch dann blieben sie noch ganz in der Nähe, nur einen Atemzug entfernt. Erst nachdem er seine Hände hatte sinken lassen, zog er sich zurück.
    Maris wandte den Kopf ab und starrte über das Wasser des Sunds hinaus. Es lag relativ ruhig da, verglichen mit den Wirbeln von Gefühlen, die durch ihren Kreislauf zirkulierten. Die Lichter an der Küste des Festlands schienen weit weg. Viel weiter als vorher. Eine ganze Welt lag nun dazwischen. Sie kam sich seltsam abgetrennt vor, als hätte sich die schmale Wasserstraße zu einem Golf geweitet, der keine Verbindung mehr zuließ.
    Irgendwo draußen auf dem Sund blökte warnend ein Bootshorn. Bei Terry’s drinnen hatte der Ghettoblaster wieder losgelegt und spielte einen Klagesong über eine verpatzte Liebe. Ganz in der Nähe hörte sie das Wasser sacht gegen den Felsstrand am Fuß jener steilen Rampe klatschen, die Parker Evans in seinem Rollstuhl nicht bewältigen konnte.
    »Das funktioniert nicht, Mr. Evans«, sagte sie ruhig.
    »Ich werde nicht verschreckt vor Ihnen fliehen.«
    Als sie sich umdrehte, um ihn anzusehen, war sie überrascht. Seine Miene hatte nichts Selbstgefälliges an sich. Er wirkte weder zerknirscht, noch reumütig, aber entgegen ihrer Erwartung grinste er auch nicht triumphierend und höhnisch, sondern starrte sie genauso beunruhigend undurchdringlich an wie zuvor.
    »Ich habe die obszönen Bemerkungen in der Kneipe genauso ignoriert, wie ich diesen Kuss ignorieren werde. Weil ich weiß, warum Sie mir das zugemutet haben«, sagte sie und deutete mit dem Kopf Richtung Bar.
    »Außerdem weiß ich, warum Sie mich geküsst

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