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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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dass er bei einem ernsten Thema hereingeplatzt war, und verharrte zögernd im Türrahmen. Parker winkte ihn näher. Diesmal war er ihm für die Wahl des Zeitpunktes dankbar. Wieder vermutete er Absicht dahinter. Mike Strother entging nicht viel.
    Parker holte tief Luft, atmete aus und wandte sich an Maris, die auf dem Rattansofa saß, mit der Bemerkung:
    »Okay, dann bringen wir’s mal hinter uns.«
    Sie lachte leicht. »Parker, das ist keine Hinrichtung.«
    »Nein?«
    »Ganz und gar nicht. Was Sie geschrieben haben, ist gut. Sehr gut.« Sie hielt inne. Ihre Blicke wechselten von ihm zu Mike und wieder zurück.
    »Warum werde ich dann das Gefühl nicht los, dass mir schon bald ein ›Aber‹ bevorsteht?«
    Lächelnd sagte sie ruhig: »Sie haben ein hinreißendes Expose geschrieben.«
    Mike hüstelte und starrte auf seine Schuhe.
    »Expose?«
    »Das Bisherige ist exzellent.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Aber es… es bleibt an der Oberfläche. Sie haben sich nicht gründlich genug damit befasst.«
    »Verstehe.«
    »Parker, das ist keine schlechte Nachricht.«
    »Schlecht genug.«
    Er drehte seinen Stuhl herum und rollte ihn näher an die Fensterfront heran, wo er zuschaute, wie sich die flachen Wellen im Sand brachen. Die Insel hatte nie eine starke Brandung, besonders nicht an einem Tag wie heute, an dem der Wind kaum seinen Namen verdiente und kein ablandiges Tief die Elemente aufwühlte.
    »Was ich bisher gelesen habe, hat mich nicht im Geringsten entmutigt«, sagte Maris, »ganz im Gegenteil.« Ihre Stimme war noch leiser als zuvor und klang in der ungemütlichen Stille ängstlich. Aus der Küche rauschte und gluckerte die Geschirrspülmaschine, aber sonst rührte sich im Haus nichts.
    Parkers Schultern begannen zu beben. Er legte sich die Hand auf den Mund, um das Geräusch zu unterdrücken, das aus seiner Kehle aufstieg.
    Sofort war Maris alarmiert. »Oh, Parker, bitte nicht.« Plötzlich wirbelte er seinen Rollstuhl herum und schaute Mike an, der in sein Lachen einstimmte. »Gewonnen, du alter Mistkerl. Fünfzig Scheißkröten.«
    »Ich hab’s dir gesagt«, meinte Mike kichernd, »für so etwas habe ich ein ganz geniales Gespür.«
    »Genau wie einen Hang zur Alliteration.«
    Mike reagierte mit einer raschen korrekten Verbeugung. Maris war aufgesprungen, warf beiden wütende Blicke zu und stemmte die Hände in die Hüften. Das hätte sie besser bleiben lassen. Durch diese Haltung spannte sich der feuchte Stoff noch mehr über ihrer Brust. Der Spitzen- BH zeichnete sich in allen Details ab.
    »Offensichtlich bin ich die Zielscheibe eines Insiderwitzes. Würden Sie mich freundlicherweise einweihen?«
    »Nicht direkt ein Witz, Maris.« Mike zügelte sein Lachen. »Es handelte sich mehr um ein Experiment. Um einen Test.«
    »Einen Test?«
    »Vor ein paar Monaten haben wir diesen Artikel über Sie in einem Branchenmagazin gelesen. Auf mich machten Sie den Eindruck einer erfahrenen Lektorin und Verlegerin, aber Parker behauptete, vermutlich hat Ihr Herr Papa diesen Artikel bezahlt…«
    »Ich sprach von Bestechung.«
    »… und anschließend Ihre Presseabteilung damit beauftragt, ihn zu schreiben.«
    »Damit war klar, warum er so schmeichelhaft ausfiel.«
    »Er meinte, Sie segelten zweifellos im Windschatten des guten Namens Ihres Herrn Papas. Sie sähen zu jung aus und… äh… zu unerfahren…«
    »Eigentlich habe ich den Ausdruck ›oberflächlich‹ benutzt.«
    »… um eine gute Schreibe von einer schlechten zu unterscheiden. Ihr Lesestoff beschränke sich vermutlich auf Modemagazine.«
    »Wie man mehrere Orgasmen bekommt.«
    »Außerdem würden Sie vermutlich keinen Unterschied kennen zwischen einem guten Buch und einem guten… äh…«
    »Sprich dich ruhig aus«, beendete Parker den Satz mit einem seligen Lächeln.
    Sie hatte mit unveränderter Miene zugehört, ohne dazwischenzugehen. Jetzt drehte sie sich langsam zu Parker um, dem plötzlich sämtliche Metaphern über Funken sprühende Augen durch den Kopf gingen.
    Maris hatte blaugraue Augen. Sie erinnerten an Regenwolken, die an Sommernachmittagen von Westen heranrollen und sich wohltuend vor die heiße Sonne schieben. Im Grunde genommen waren sie harmlos und zogen trotz aller Turbulenzen rasch vorbei. Doch selbst kurzfristige Turbulenzen fielen gelegentlich heftig aus. Ihre Augen hatten die dunkle Farbe von Sturmwolken angenommen, aus denen jeden Moment Blitze zucken konnten.
    »Sicher sind Sie stocksauer.« Sein Achselzucken war keine reumütige

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