Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
Geste. »Ich habe alles Mögliche gesagt und getan, um Sie von einer Reise hier herunter abzuhalten. Trotzdem sind Sie gekommen. Als ich Sie gestern Abend…« Nach einem raschen Blick auf Mike beschloss er auf der Stelle, den Kuss unerwähnt zu lassen.
    »Als ich gestern Abend versucht habe, Sie zur Abreise zu überreden, haben Sie sich fürs Bleiben entschlossen.«
    Seine Erklärung bewirkte nicht die gewünschte Vergebung. »Sie sind ein ausgewachsener Mistkerl, nicht wahr?«
    »Ziemlich, jaaa«, sagte er zustimmend.
    »Sie haben versucht, mir eine Falle zu stellen.«
    »Schuldig.«
    »Wenn ich von Ihrem tollen Schreibstil geschwärmt hätte, hätten Sie gewusst, dass ich lüge.«
    »Oder eine lausige Lektorin sind.«
    »Aber ich hab’s besser gewusst«, warf Mike ein. »Maris, ich hatte Bücher gelesen, die Sie lektoriert haben. Ich habe es Parker erklärt und um fünfzig Dollar mit ihm gewettet, dass seine niedrige Meinung von Ihnen ungerechtfertigt und schlicht und einfach falsch ist.«
    Maris hörte das natürlich alles. Trotzdem schaute sie zu Mike nicht einmal hinüber. Ihre Wut konzentrierte sich ganz auf Parker. Er grinste so verschlagen wie ein Alligator, der soeben ein Kükennest verschlungen hatte.
    Dass dieses Grinsen sie noch mehr reizen würde, wusste er genau. »Bedauern Sie Ihre Reise? Möchten Sie jetzt das Boot für die Rückfahrt bestellen?«
    Sie schüttelte ihre feuchten Haare zurück. »Woran ist Todds Vater gestorben?«
    Parker bekam leichtes Herzflattern, so froh und erleichtert war er. Mit seinem fiesen Grinsen hatte er das bange Gefühl überspielt, das er die ganze Zeit gehabt hatte.
    »Handelte es sich um einen plötzlichen Tod, oder war er die Folge langer Krankheit?«, fragte sie.
    »Heißt das, dass Sie noch immer interessiert sind?«
    »Hat sein Tod Todd schwer getroffen, oder war er froh, ihn endlich los zu sein? War sein Vater sein Idol? Oder sein Tod die Befreiung von jahrelanger emotionaler Misshandlung?«
    Sie schob einen Sessel in seine Nähe und riss ihm beim Hinsetzen die Seiten aus der Hand. »Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
    »Die Figuren brauchen mehr Fleisch und Blut.«
    »Ganz genau. Woher kommen sie? Wie waren ihre Familien? Reich, arm, Mittelklasse? Hatten sie eine ähnliche Kinderstube oder komplett verschiedene Kindheiten? Wir wissen zwar, dass sie Schriftsteller werden wollen. Warum, haben Sie uns aber nicht erklärt. Einfach aus Liebe zu Büchern? Oder ist Schreiben für Roark eine Katharsis, ein Weg, seiner Wut Luft zu machen? Ist es das Nonplusultra gegen Todds Traurigkeit?«
    »Nonplusultra?«
    »Hören Sie überhaupt zu?«
    »Das schlage ich später nach.«
    »Sie wissen ganz genau, was das heißt«, fuhr sie ihn an. Wieder lächelte er. »Ja. Stimmt.«
    Aus dem Augenwinkel registrierte er, wie Mike das Zimmer verließ und hinter sich die Tür zuzog.
    Maris war noch immer auf Hundertachtzig. »Das Leben im Verbindungshaus…«
    »Darüber mehr im nächsten Kapitel.«
    »Es gibt ein nächstes Kapitel?«
    »Ich habe heute Morgen daran gearbeitet.«
    »Großartig. Dieser Teil hat mir gefallen, sogar sehr. Das ist lebendig. Schon beim Lesen konnte ich die Sportsocken riechen.« Sie schüttelte sich vornehm. »Und dann die Sache mit der Zahnbürste…«
    »Jaaa?«
    »Die ist fast schon zu widerlich, um erfunden zu sein. Persönliche Erfahrung?«
    »Was muss noch überarbeitet werden?«, fragte er.
    »Aha, ich kapiere. Persönliche Fragen sind nicht gestattet.«
    »Wenn Sie gestern Nacht Ihre Dessous gewaschen haben, worin haben Sie dann geschlafen?«
    Sie schnappte kurz nach Luft und öffnete schon den Mund für eine Antwort, als sie sich eines Besseren besann. Energisch klappte sie den Mund wieder zu.
    Er legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen, als wollte er sie schärfer ins Visier nehmen. »In nichts, oder?«
    Sie senkte den Blick in ihren Schoß. Vielleicht auch in seinen. Am liebsten hätte er gesagt: Jaja, es wirkt, aber wenn du neugierig bist, warum findest du’s dann nicht mit eigenen Händen heraus? Aber das ließ er dann doch sein , sonst telefonierte sie womöglich doch noch um das Boot zum Festland.
    »Eins zu null für Sie«, sagte sie barsch. »Keine persönlichen Fragen.«
    Erneut nahm sie das Manuskript zur Hand und blätterte es mit dem Daumen durch, um sich die Notizen wieder ins Gedächtnis zu rufen, die sie an die Ränder geschrieben hatte. »Eigentlich hätte ich gerne, dass Sie alles ausführlicher darstellen.« Mit einem

Weitere Kostenlose Bücher