Envy-[Neid]
Pech, wenn Mike diese Strategie nicht passte.
Er beugte sich in seinem Rollstuhl vor und nahm ihr die zusammengerollten Seiten aus der Hand. »Sie haben sie gelesen?«
»Dreimal.«
Fragend hob er die Augenbrauen.
»Ich habe einige Anmerkungen.«
Sein Kinn ging in Verteidigungsbereitschaft.
»Wer möchte gerne frühstücken?«, fragte Mike, der mit einem Servierwagen unter der Tür auftauchte. Darauf standen Teller mit Rührei, Speck und Melonenscheiben. Die frisch gebackenen Brötchen lagen in ein Tuch gewickelt in einem Drahtkorb. Dazu noch eine randvolle Sauciere und eine Schüssel dampfender Grütze mit einem See aus geschmolzener Butter in der Mitte.
Obwohl Parkers Magen knurrte und ihm das Wasser im Mund zusammenlief, hätte Mike zu keinem schlechteren Zeitpunkt auftauchen können, was er sicher genau wusste. Mike vermied jeden Blickkontakt mit ihm, bis Parker sagte: »Alter, das zahl ich dir heim.«
»Was?«, fragte Mike unschuldig.
Parker warf ihm einen ironischen Blick zu, den Mike ignorierte und stattdessen Maris zu einem kleinen Tisch winkte, an dem Parker manchmal aß, wenn er schrieb.
»Liebe Güte.« Bestürzt schaute sie zu, wie Mike ihren Teller füllte. »Normalerweise reichen mir ein Bagel und Kaffee.«
Spöttisch erinnerte Mike sie daran, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages war. »Mögen Sie Grütze?«
»Keine Ahnung?« Unter dem gemeinsamen Gelächter von Parker und Mike versuchte sie zaghaft den ersten Bissen, den sie auch tapfer schluckte, dann sagte sie höflich: »Vielleicht muss man damit aufgewachsen sein.«
»Brechen Sie Ihr Brötchen auseinander, damit ich Ihnen Soße darauf geben kann«, erklärte ihr Mike.
Specksoße war für sie ebenfalls neu. Allerdings fand sie diese köstlich. »Essen Sie jeden Morgen so?«
»Das ist ein besonderer Anlass«, sagte Mike.
»Er versucht, Sie zu beeindrucken«, erklärte ihr Parker.
»Hat geklappt.«
Sie strahlte Mike derart herzerweichend an, dass Parker gegen jede Vernunft eifersüchtig wurde und in seinen Teller knurrte: »Wenn du daran gedacht hättest, einen Föhn ins Cottage zu legen, hättest du sie wirklich beeindrucken können.«
Sie und Mike ließen sich Zeit und plauderten beim Essen über dies und das, während er in Rekordzeit seinen Teller leer aß. Mit einem Gefühl innerer Unruhe steuerte er eigenhändig die Küche an – »Nein, bemüh dich nicht«, erklärte er Mike, als dieser aufstehen wollte. »Ich hol’s schon.« – und kam mit der Kaffeekanne auf einem Tablett auf dem Schoß zurück.
Er schenkte ihnen nach und nippte anschließend ungeduldig an seiner Tasse, während sie ausführlich über Rhododendronpflege sprachen, als ob Blütensträucher das Wichtigste auf der Welt wären. Er überstand eine Diskussion, ob Cats besser sei als Sunset Boulevard, sowie eine hitzige Debatte über das Thema, ob Frauen in der NBA spielen sollten. Doch dann ging er rüde dazwischen.
»Können wir jetzt über mein Buch sprechen?«
»Was hast du’s denn so eilig?«, fragte Mike.
»Schließlich haben wir hier keine Frühstückspension.«
»Wenn’s doch nur so wäre.« Mike begann, die benutzten Teller einzusammeln und auf den Servierwagen zu stapeln. »Dann hätte ich wenigstens ab und zu jemanden für eine angenehme Plauderei.«
»Ich bin angenehm.«
»Wie die Krätze.«
Lachend knüllte Parker seine Serviette zusammen und feuerte sie wie bei einem Freiwurf auf den Wagen. »Beeil dich mit diesen Tellern und komm wieder. Du warst zwar ein braver und liebenswürdiger Gastgeber, trotzdem wird es dich jucken, zu erfahren, was Maris über Neid zu sagen hat.«
Mike trollte sich unter leisem Gemurmel.
»Wetten, dass ich bei diesem Monolog nicht allzu gut weggekommen bin«, sagte Parker, als Mike außer Hörweite war.
»Sind Sie beide miteinander verwandt?«
»Jedenfalls keine Blutsverwandten.«
»Er hat Sie sehr gern.«
Parker warf ihr einen scharfen Blick zu. Als er sah, dass es sich nicht um eine bissige Bemerkung handelte, verkniff er sich eine schneidende Antwort und grübelte stattdessen über ihre Aussage nach. Dann meinte er langsam: »Ja, vermutlich tut er das.«
»Haben Sie nie darüber nachgedacht?«
»Nicht laut.«
»Hat er sich schon immer um Sie gekümmert?«
»Nein.«
»Ich meine seit Ihrem Unfall.«
»Unfall?«
Sie deutete auf seinen Rollstuhl. »Ich nahm an…«
»Wie kommen Sie darauf, dass es ein Unfall war?«
»War’s das denn nicht?«
Mike tauchte wieder auf, spürte aber,
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