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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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gespielt«, sagte Maris. »Vorspiegelung falscher Tatsachen ist mir verhasst, besonders bei mir selbst.« Eine Sekunde lang wirkte sie in sich gekehrt, dann fügte sie hinzu: »Vielleicht widern mich Lügen und Lügner aber auch nur an. Jedenfalls fand ich es an der Zeit, Ihnen meine Antipathie ins Gesicht zu sagen.«
    Nadia ließ alles auf sich wirken, ehe sie ironisch lächelte. »Ziemlich fair.« Während sie auf den Ausgang zugingen, sagte sie: »Trotzdem werden Sie mich doch auch weiterhin mit Neuigkeiten aus der Branche füttern, oder?«
    »Mit Neuigkeiten, nicht mit Klatsch.«
    »Werden Sie mir den Knüller gönnen, sobald Sie bereit sind, diesen mysteriösen Autor und sein Buch zu enthüllen?«
    »Der Autor scheut die Öffentlichkeit ungemein. Ich bezweifle…«
    »Nadia, was für eine reizende Überraschung.«
    Auf diese Begrüßung drehte sich Nadia um und blickte Morris Blume ins farblose Antlitz, der letzte Mensch auf Erden, dem sie unverhofft zu begegnen wünschte, solange Maris Matherly-Reed neben ihr stand. Diese Überraschung fand sie ganz und gar nicht reizend.
    »Morris, wie geht’s?« Sie streckte ihm zwar die Hand hin, ihr Ton blieb aber distanziert und wenig einladend.
    »Ich empfehle den Loup.«
    »Und ich die Martinis«, sagte er, wobei er sein Glas mit dem Zuckerrand hob. »Ehrlich gesagt, habe ich gerade mit dem Barkeeper geübt, wie man ihn richtig macht.«
    »Geschüttelt oder gerührt?«
    »Geschüttelt.«
    Da Maris zur Garderobe weitergegangen war, um ihren Regenmantel zu holen, nahm sich Nadia die Freiheit zu einem leichten Flirt. Zu viel Distanziertheit wäre unklug.
    Sie hatte das Dinner mit ihm im Rainbow Room genossen. Wenn sie ihm jetzt eine Abfuhr erteilte, würde er sich über den Grund dafür wundern.
    »Gin oder Wodka?«
    »Wodka. Bis zum Rand und extra trocken.«
    Eine ihrer kunstvoll gezupften Augenbrauen ging in die Höhe. »Hört sich gut an.«
    »Hier.« Er hob den Zahnstocher aus seinem Glas und hielt ihn ihr vor den Mund.
    Ohne ihn aus den Augen zu lassen, berührte sie die Olive mit der Zungenspitze, dann legte sie die Lippen darum und saugte sie ein. »Hmm. Meine Spezialität.«
    »Trinken Sie einen mit mir?«
    »Leider kann ich nicht, Morris. Ein andermal?«
    »Ich werde anrufen.«
    Sie schenkte ihm ihr vielversprechendstes Lächeln. Nach jahrelanger Praxis war sie darin Meisterin. Inzwischen kam es praktisch wie von selbst. Sie wünschte ihm einen guten Appetit und wandte sich ab, um wieder zu Maris zu stoßen.
    Zu ihrer Bestürzung hatte das Lächeln allzu gut gewirkt. Blume kam hinter ihr her und erzwang damit, ihn Maris vorzustellen. Sie tat dies so beiläufig wie möglich.
    Während beide einander die Hände schüttelten, sagte Blume: »Ich bin ein alter Bewunderer Ihres Verlagshauses.«
    »Und wandeln auf Freiersfüßen«, erwiderte Maris.
    Er grinste entwaffnend. »Also haben Sie die zahllosen Briefe gelesen, die ich Ihrem verehrten Herrn Vater geschrieben habe?«
    »Zusammen mit seinen Antworten.«
    »Teilen Sie seine Meinung?«
    »Aus ganzem Herzen. Wir sind geschmeichelt, dass ein Konzern wie WorldView an einer Fusion mit uns interessiert ist. Trotzdem mögen wir unser derzeitiges Profil.«
    »Dasselbe hat mir auch Ihr Mann bei unserem letzten Treffen gesagt.«

Kapitel 19
    Noah prüfte gerade die letzten Lieferscheine der Firma, als seine Frau in sein Büro stürmte und zur Verblüffung der Sekretärin die Tür hinter sich zuwarf.
    Ihre Handtasche samt dem feuchten Regenmantel schleuderte sie in den nächstbesten Sessel und trat dann mit großen Schritten an seinen Schreibtisch. Seit ihrer Rückkehr aus Georgia gestern Abend war sie gereizt und bedrückt gewesen, aber sie hatte noch nie so gut ausgesehen. Heute trug sie ein offizielles Business- Kostüm, dessen figurnahe Linie er schon immer bewundert hatte. Die Zeit am Strand hatte ihr Farbe auf die Wangen gezaubert und ihre Haare ausgebleicht. Sonnenhelle Strähnen umrahmten ihr Gesicht und verliehen ihm ein jugendlich-gesundes Aussehen.
    Ihre Miene war jedoch alles andere als sonnig.
    »Hallo, Maris, wie war dein Lunch?«
    »Man hat mich soeben dem Senkrechtstarter von WorldView vorgestellt, Morris Blume. Er bat mich, dir Grüße auszurichten.«
    Diese verdammte Nadia!, dachte er. Warum hatte sie ihn nicht telefonisch vorgewarnt? Doch dann fiel es ihm wieder ein: Er hatte Cindy strikte Anweisungen erteilt, jeden Anruf abzublocken, bis er Zeit gefunden hatte, den Stapel Finanzunterlagen auf seinem

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