Envy-[Neid]
verblüfft. »Du wusstest davon?«
»Noah hat mir mitgeteilt, dass er sich zu einem Treffen mit ihnen entschlossen hat. Ich hielt das für vernünftig und war froh, nicht selbst gehen zu müssen. Vermutlich hätte ich es nicht ausgehalten.«
»Und warum hat mich niemand informiert?«
Obwohl ihre Frage an beide gerichtet war, antwortete Noah. »Du warst gerade auf dem Sprung nach Georgia. Daniel und ich konnten sehen, wie begeistert du von diesem Projekt warst, und hatten Angst, du würdest deine Pläne ändern, wenn du von der Sache mit WorldView wüsstest. Es gab keinen vernünftigen Grund, dich damit zu belasten.«
»Ich bin kein Kind.« Wütend funkelte sie zuerst ihn an, dann Daniel.
»Wir sind einer Fehleinschätzung aufgesessen«, gestand Daniel. »Wir hatten nicht die mindeste Absicht, dich zu beleidigen.«
»Ich fühle mich nicht beleidigt, sondern klein gehalten. Pa, ich brauche weder Schutz, noch muss man mich mit besonderen Vergünstigungen verhätscheln. Wenn es ums Geschäft geht, bin ich weder Tochter noch Ehefrau, sondern Geschäftsführerin dieser Firma.
Bei einer derart gewichtigen Angelegenheit hätte man mich unbedingt hinzuziehen müssen, egal, wie beschäftigt ich war, oder wie meine Reisepläne aussahen. Es war nachlässig und schlicht falsch von euch, mich von dieser Diskussion auszuschließen. Außerdem habe ich auf euch beide eine Stinkwut, weil ihr zugelassen habt, dass ich vor Morris Blume und Nadia Schuller als Närrin dastehe.«
»Ich entschuldige mich«, sagte Daniel.
»Ich auch«, schloss sich Noahs Echo an. »Mir tut diese peinliche Situation für dich heute beim Lunch schrecklich Leid. Dafür übernehme ich die volle Verantwortung.«
Obwohl sie ihre Entschuldigungen nicht mit Worten annahm, wertete Daniel ihr Schweigen als stummen Pardon. »Sehen wir uns noch immer heute Abend beim Essen? Maxine macht Schmorbraten.«
»Wir sind um sieben bei dir«, bestätigte Noah. Nach einem unbehaglichen Blick auf beide ließ Daniel sie allein.
Maris trat ans Fenster und wandte dem Raum den Rücken zu. Noah blieb, wo er war, auf der äußersten Kante seines Schreibtisches. Erst nach mehreren Minuten sagte sie etwas. »Entschuldige meinen Wutanfall.«
»Es ist noch nicht so lange her, da habe ich dir erklärt, wie schön du dann bist.«
Aufgebracht fuhr sie herum. »Noah, behandle mich nicht so herablassend.«
»Sei doch nicht so verdammt empfindlich!«, fuhr er sie an.
»Derart abwertende sexistische Bemerkungen kann ich nicht ausstehen.«
»Das ist eine sexistische Bemerkung? Kann ich dir denn kein Kompliment mehr machen, ohne dass du etwas hineinliest?«
»Nicht, wenn wir miteinander streiten.«
Anscheinend hatte sein Charme ein wenig an Wirksamkeit eingebüßt. Und das störte und beunruhigte ihn ein wenig. »Maris, was ist los mit dir? Seit deiner Rückkehr stellst du die Stacheln hoch wie ein Stachelschwein. Sollte die Arbeit an diesem Projekt«, sagte er, wobei er die Hände löste, als wollte er eine Ansteckung vermeiden, »in chronisches PMS münden…«
»Und das ist nicht sexistisch?«
»… dann empfehle ich dir…«
»Damit hat es überhaupt nichts zu tun!«
»Und womit dann?«
»Mit Nadia.«
»Nadia?«
»Wusste sie von deinem Treffen mit Blume?«
Er überdeckte sein Unbehagen mit einem knappen Lachen. »Was? Du glaubst, ich hätte unsere stadtbekannte Klatschtante angerufen und ihr diese Story zugespielt?«
Maris verschränkte die Arme vor der Taille und wandte sich wieder zum Fenster. »Du lügst.«
Er erhob sich vom Schreibtisch. »Habe ich mich eben verhört?«
»Noah, sie wusste Bescheid. Nadia ist die hinterhältigste Frau, die mir je begegnet ist, woraus sie normalerweise auch kein Geheimnis macht. Ja, sie ist sogar stolz darauf. Aber als Blume sein Treffen mit dir erwähnt hat, wurde sie blass, sie fühlte sich offensichtlich ertappt. Anschließend konnte sie mich gar nicht schnell genug von ihm weg und hinausschaffen. Beim Verabschieden troff sie förmlich vor Wohlwollen, war aber sichtlich nervös.« Langsam drehte sie sich um. »Sie wusste Bescheid.«
Der Blick, den sie ihm zuwarf, war so verdammt überlegen, dass er zornig wurde. Er spürte, wie ihm das Blut in den Schädel schoss, und glaubte förmlich, die Kapillaren hinter seinen Augäpfeln platzen zu spüren. Unbändige Wut durchpulste ihn. Nur mit äußerster Willenskraft konnte er verhindern, dass ihn seine Stimme entlarvte.
»Und warum sollte ich Nadia das erzählen, Maris? Denn da gab
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