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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fragte Skar. »Außer, dich fressen zu lassen, natürlich?«
    Del zuckte die Achseln. »Sie bekämpfen; irgendwie. Etwas erfahren.
    Informationen — ich weiß nicht. Ich weiß nur, daß ich nicht gegen einen Feind kämpfen kann, den ich nicht kenne. Ich werde dorthin gehen und nach einer schwachen Stelle suchen. Und wenn du nicht mitkommst, gehe ich allein.«
    »So einfach ist das?« fragte Skar.
    Del nickte: »So einfach ist das.«
    Skar schwieg einen Moment. Er starrte Del durchdringend an, aber diesmal hielt er seinem Blick stand. Skar kannte ihn lange genug, um zu wissen, daß sein Entschluß längst gefaßt war. Und vielleicht, dachte er widerwillig, hatte er sogar recht. Vielleicht war es ihre Pflicht, etwas gegen diese Monster zu tun.
    »Und wenn ich es nicht zulasse?« fragte er, obwohl er die Antwort längst kannte. »Wenn ich dich nicht gehen lasse? Ich bin immer noch dein Meister, vergiß das nicht.«
    Del lächelte sanft. »Du kannst mich nicht halten, Skar. Ich weiß, daß du versprochen hast, dich nicht einzumischen, und ich weiß auch, daß du recht hast und das, was ich vorhabe, Wahnsinn ist. Vielleicht werde ich dabei sterben. Aber ich tue es trotzdem. Ich habe diesen Menschen mein Leben zu verdanken, und wenn ich es aufs Spiel setzen muß, um sie von dieser Plage zu befreien, so tue ich es gerne.«
    Skar machte ein abfälliges Geräusch. »Wo hast du diesen Satz gelesen?« fragte er. Aber Del ließ sich auch davon nicht sichtlich beeindrucken. »Ich weiß, daß ich kein Recht dazu habe«, fuhr er fort, als hätte er Skars Worte gar nicht zur Kenntnis genommen, »aber ich bitte dich trotzdem, mich zu begleiten. Thoranda ist nicht für dich gestorben, Skar, sondern für eine Hoffnung. Enttäusche sie nicht.«
    »Du… du bist unfair«, sagte Skar hilflos.
    »Ich weiß«, nickte Del. »Aber die Hoger sind auch nicht fair. Es war nicht fair, einen zehnjährigen Jungen zu töten. Komm mit mir, Skar. Begleite mich, und ich verspreche dir, daß wir hinterher ohne ein weiteres Wort aufbrechen.«
    »Wenn wir noch leben.«
    »Wenn wir noch leben«, bestätigte Del.

Sie gingen nicht zu Logars Haus, wie Skar halbwegs erwartet hatte, sondern betraten eine schmale, in kühnen Windungen nach oben führende Brücke, die sie zur höchsten Ebene Wents hinaus brachte. Skar schwindelte, als er in die Tiefe sah. Der Steg war kaum breiter als zwei nebeneinandergelegte Hände und bebte und schwankte unter jedem ihrer Schritte, und als Geländer gab es nur ein dünnes, straff gespanntes Seil, das das Gewicht eines ausgewachsenen Mannes kaum halten würde, wenn er das Gleichge wicht verlor und stürzte. Die Stadt lag seltsam still und ausgestorben unter ihnen, als hätte der Schock über den Tod Logars und der anderen ihre Bewohner gleichsam gelähmt. Aber mit der Stille war auch noch etwas anderes über Went hereingebrochen. Ein Gefühl der Erwartung, eine fast fühlbare, knisternde Spannung, die wie die Ahnung eines kommenden Unwetters zwischen den Gebäuden und Bäumen hing, ein stilles, auf sonderbare Art erwartungsvolles Schweigen, das — so oder so — nur in einer Explosion enden konnte. Skar war sich der Tatsache bewußt, daß er wahrscheinlich im Begriff stand, die größte Dummheit seines Lebens zu begehen. Das einzig Vernünftige wäre gewesen, sich ein Pferd und Lebensmittel zu nehmen und aufzubrechen, sofort und ohne auch nur eine einzige Minute zu verlieren. Verändere Cearn, hatte Seshar gesagt, und du zerstörst es. Aber er hatte sich geirrt. Obwohl er recht hatte, hatte er einen Fehler begangen, den gleichen Fehler, den Skar begangen hatte, Del, Coar, selbst Mergell und Bernec —alle. Sie hatten bereits damit begonnen, Cearn zu verändern, im gleichen Moment, in dem sie das erste Mal einen Fuß auf seinen Boden gesetzt hatten. Sie hatten gar nichts dazu zu tun brauchen. Sie waren die Veränderung, sie selbst.
    Am Ende der Brücke befand sich ein halbrundes Gebäude, aus dem gedämpfte Stimmen zu ihnen herausdrangen. Del zog den Kopf zwischen die Schultern, um durch den niedrigen Eingang gehen zu können, schob die Tür auf und betrat das Haus. Skar folgte ihm in wenigen Schritten Abstand.
    Im Inneren des Gebäudes befanden sich außer Bernec und Coar noch ein gutes Dutzend Krieger: Reiterinnen in den goldenen Panzern der Königlichen Garde und die grüngekleideten Bogenschützen aus Bernecs Einheit. Die Gespräche verstummten abrupt, als die beiden Satai den Raum betraten. Skar blieb unmittelbar

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