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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wichen weiter auseinander, so daß sich das Seil schließlich über dem Schachtrand spannte und er fast frei in der Luft hing.
    »Spring«, sagte Bernec unter ihm. »Es sind nur noch zwei Meter. Der Boden ist weich.«
    Skar ließ das Seil los. Er stürzte, prallte auf weichem, federndem Untergrund auf und rollte sich ab. Eine Hand tastete nach seinem Arm und wich wieder zurück, als er aufstand.
    »Alles in Ordnung?« fragte Bernec.
    Skar nickte, obwohl der andere die Geste in der absoluten Schwärze hier unten nicht sehen konnte. »Ja«, sagte er. Er hörte, wie Bernec sich neben
ihm
bewegte und nach dem Seil griff.
    »Der nächste!« brüllte er.
    Die unsichtbaren Wände um sie herum warfen den Klang seiner Stimme verzerrt zurück, und irgendwo hinter ihnen löste sich ein Stein von der Decke und fiel polternd zu Boden. Ein warmer Luftzug strich durch die Höhle, nicht die trockene, würgende Luft der Wüste, sondern feuchtwarmer Wind, der einen seltsamen, unangenehmen Geruch mit sich brachte.
    Das Seil bewegte sich, und am Rande des hellen Kreises hoch über ihren Köpfen erschien ein winziger schwarzer Umriß.
    »Zu langsam«, sagte Bernec gepreßt. »Wir sind zu langsam.«
    Skar legte unwillkürlich den Kopf in den Nacken und blinzelte nach oben. Das Licht über ihnen schien bereits schwächer geworden zu sein. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
    »Ist das der einzige Eingang?« fragte er.
    Bernec schüttelte den Kopf. »Es gibt Dutzende. Wenn wir etwas Glück haben, kommen wir rechtzeitig hinein.«
    »Und dort unten?« Skar deutete mit einer Kopfbewegung auf die nachtschwarze Finsternis hinter ihnen.
    Bernec lachte leise. »Das weiß ich ebensowenig wie du, Skar. Es ist noch keiner zurückgekommen, der es bis hierher geschafft hat.«
    »Gibt es einen Eingang, der näher bei Cearn liegt?«
    »Sicher«, murmelte Bernec. »Aber dies ist der einzige, den ich kenne. Ganz davon abgesehen, daß es dir einigermaßen schwerfallen dürfte, hier unten die Himmelsrichtung zu finden. Aber darüber sollten wir uns den Kopf zerbrechen, wenn wir hier heraus sind. Jetzt müssen wir erst einmal eine Möglichkeit finden hineinzukommen.« Er trat zur Seite, als der nächste Mann den Überhang erreichte und sich die letzten Meter in die Tiefe fallen ließ.
    Sie warteten ungeduldig, bis die Cearner nacheinander zu ihnen hinabgestiegen waren. Das Licht am oberen Ende des Schachtes war nun merklich schwächer geworden, und mehr als nur einmal bildete sich Skar ein, das Rauschen mächtiger Schwingen zu hören.
    Aber sie wurden nicht behelligt. Del war der letzte, der sich am Seil zu ihnen hinabhangelte. Auch er sprang die letzten Meter, rollte sich ab und starrte dann nachdenklich nach oben. »Hat einer von euch zufällig eine Idee, wie wir wieder hinaufkommen?« sagte er ruhig. »Das Pferd wird kaum ruhig stehenbleiben, wenn unsere geflügelten Freunde auftauchen.«
    »Es gibt andere Ausgänge«, sagte Bernec ungeduldig. »Wir werden einen Weg finden, an die Oberfläche zu gelangen. Aber nur«, fuhr er nach einer winzigen Pause fort, »wenn wir allmählich machen, daß wir hier verschwinden, statt noch lange zu reden. Wer hat die Fackeln?«
    »Ich.« Ein heller Funke glomm auf, erlosch und flammte nach Sekunden erneut auf, um zum rotgelben Flackern einer Fackel zu werden.
    Skar blinzelte. Nach der absoluten Finsternis erschien
ihm
das Licht der Fackel ungewöhnlich grell und schmerzhaft. Die Gestalten der Männer schienen vom roten Licht wie mit Blut übergossen. Bernec entzündete eine zweite Fackel, hob sie hoch über den Kopf und sah sich neugierig um. Der unsichere Lichtschein verlor sich rechts und links in flackernder Finsternis. Die Höhle war nicht so hoch, wie Skar bisher geglaubt hatte. Die Decke krümmte sich ein wenig mehr als einen Meter über ihm herab, berührte hier und da den Boden oder endete in bizarren, an Stalagtiten erinnernden Formen.
    »Ein Gang«, stellte Coar verwundert fest.
    Bernec nickte und u
mklamm
erte seine Fackel fester. »Gehen wir. Und keinen Laut mehr.« Er schlug seinen Mantel zurück, zog den Säbel aus dem Gürtel und ging gebückt und vornübergebeugt los. Auch Skar und die anderen zogen ihre Waffen, obwohl sie genau wußten, wie wenig sie ihnen nutzen würden, sollten sie von den Hogern entdeckt und angegriffen werden. Sie waren nicht gekommen, um zu kämpfen. Aber es war ein beruhigendes Gefühl, sich wenigstens wehren zu können.
    Der Stollen fiel in sanfter Neigung ab und

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