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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich tiefer über den Hals seines Pferdes und gab dem Tier unbarmherzig die Sporen. . Voller ungläubigem Schrecken beobachtete er, wie der Cearner die Lanze von seinem Sattel löste, sich vorbeugte und damit im Sand herumstocherte. Der Sand zu seinen Füßen bewegte sich. Eine winzige Fontäne stob hoch. Der Wüstenboden begann zu brodeln und zu kochen. Ein flacher, wabernder Trichter bildete sich, wuchs in Bruchteilen von Sekunden zu einem wirbelnden Sog heran —und dann katapultierte irgend etwas Dunkles, Glitschiges aus dem kochenden Sand herauf und landete mit einem widerlichen Geräusch im Gesicht des Reiters.
    Der Mann stieß einen gurgelnden, halberstickten Schrei aus, der Skar auf grausige Weise bekannt vorkam, kippte hintenüber aus dem Sattel und landete mit zuckenden Gliedern auf dem Boden. Sein Pferd stieg hoch, fuhr auf den Hinterläufen herum und galoppierte, schreiend vor Angst, davon.
    Skar rammte seinem Tier gnadenlos die Sporen in die Flanken, obwohl er wußte, daß er absolut nichts mehr für den Unglücklichen tun konnte.
    Er erreichte ihn im gleichen Moment, in dem Coar den Bogen vom Sattel löste und mit bedächtigen Bewegungen einen Pfeil auf die Sehne legte. Sie richtete die dreieckige, mit messerscharf geschliffenen Widerhaken versehene Spitze auf das Gesicht des Mannes, zog die Sehne bis zum Ohr durch und schoß. Der Pfeil durchbohrte den pulsierenden Khtaäm, hämmerte durch die Kehle des Mannes und fuhr mit einem saugenden Geräusch in den Sand. Der Cearner zuckte ein letztes Mal und lag dann still.
    Skar wandte sich ab. Er wußte, daß Coar das einzig Richtige getan hatte. Ein schneller, gnädiger Tod war das einzige gewesen, was sie noch für den Mann hatte tun können. Trotzdem erschütterte ihn die Kälte, mit der sie geschossen hatte.
    Del war es, der schließlich die bedrückende Stille brach. »Aber wieso…«, keuchte er. »Was… was war das?«
    »Ein Khtaäm«, antwortete Skar tonlos.
    »Eines von… von den Biestern, die dich auch erwischt hatten?« keuchte Del.
    Skar nickte.
    »Aber… ich dachte, sie… sie halten sich nur im Wald auf«, stotterte Del.
    »Das dachten wir alle«, murmelte Bernec. Seine Stimme klang belegt. »Ich… ich habe nie gehört, daß sie so weit draußen in der ’Wüste…« Er brach ab. Sein Gesicht zuckte vor Schmerz, und seine Hände krallten sich in die Mähne seines Pferdes, als brauche er etwas, an dem er sich festhalten konnte. Ein plötzlicher Windstoß überschüttete die Gruppe mit Sand und Hitze, und für einen Moment schien sich das leise Wimmern der Böen in grausames Hohngelächter zu verwandeln. Die Nonakesh hatte ihnen ihren ersten Gruß ausgerichtet. Sie hatten ihr Ziel noch nicht einmal erreicht, und schon den ersten Mann verloren.
    »Reiten wir weiter«, sagte Skar halblaut. »Wir können nichts mehr für ihn tun.« Bernec schwang sich aus dem Sattel, kniete neben dem Getöteten nieder und schlug seinen Mantel zur Seite. In seiner Hand blitzte ein winziger, gekrümmter Dolch. Die Spitze fuhr mit einem reißenden Geräusch durch Stoff und Fleisch und schnitt zentimetertief in die Brust des Toten. Er richtete sich auf, schloß die Faust um die Eyhaka des Gefallenen und trat dann mit einer ruckhaften Bewegung auf Skar zu.
    »Nimm sie«, sagte er. Seine Stimme zitterte, und er sah weg, während er die Hand ausstreckte und Skar den winzigen, blutigen Samen entgegenhielt.
    Skar starrte ihn fassungslos an. Er wußte, was diese Geste bedeutete, wie groß die Achtung sein mußte, die Bernec
ihm
trotz seiner unverhohlenen Abneigung entgegenbrachte. Er vertraute ihm mehr an als eine Knospe, aus der irgendwann einmal ein Baum entspringen würde. Was er dort in der Hand hielt, war die Seele seines Kameraden, alles, wofür der Mann jemals gelebt hatte. »Das ist… zuviel der Ehre«, murmelte er schwach. »Ich kann das nicht annehmen.«
    »Nimm«, beharrte Bernec. »Du… du hast von uns allen die größten Aussichten, lebend zurückzukommen. Nimm sie!«
    Skar atmete hörbar ein, griff nach der Samenkapsel und schob sie unter seinen Gürtel. Bernec fuhr herum, sprang in den Sattel und griff nach den Zügeln. »Weiter!« kommandierte er. »Und wIcht den Spuren aus.«
    Icht setzten ihren Weg fort, schneller als nötig und vor. allem gut für die Pferde gewesen wäre. Das monotone Auf und Ab der Wü ste flog an ihnen vorüber, und mit jeder Meile, die sie weiter nach Westen kamen, schien sich die stumme Drohung, die wie der Griff einer

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