Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
stände er unter einer inneren Spannung. Skar ging noch ein paar Schritte, blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. Der Höhlenausgang schien unendlich weit entfernt zu sein, und Ber-necs Fackel war nicht mehr als ein winziger roter Stern an einem ansonsten pechschwarzen Himmel.
    Er winkte ein paarmal mit der Fackel, um zu zeigen, daß hier unten alles in Ordnung war, ging zur Wand zurück und bewegte sich geduckt daran entlang. Wieder glaubte er ein fernes, dumpfes Grollen wahrzunehmen. Und diesmal war er sicher, sich nicht zu täuschen. Er blieb stehen, lauschte in sich hinein und ging schließlich in die Hocke, die Hand auf den Boden gepreßt.
    »Skar! Was ist passiert?« drang Bernecs Stimme von oben zu ihm herab. Er mußte gesehen haben, daß Skar stehengeblieben war, war aber zu weit entfernt, um Einzelheiten erkennen zu können.
    »Nichts«, rief Skar zurück. »Hier unten ist alles in Ordnung. Ihr könnt nachkommen.« Er stand auf, blieb einen Moment unschlüssig stehen und ging schließlich zu der Stelle zurück, an der das Seil von der Wand hing. Das Tau begann wild hin und her zu pendeln, als der nächste Mann mit dem Abstieg begann. Skar trat zurück und packte die Fackel fester. Mit einemmal hatte er Angst, panische Angst, ohne zu wissen, wovor. Sein Atem ging schneller, und die Fackel in seiner Hand begann sichtlich zu zittern. Dies war kein Ort für Menschen. Er war nicht für Menschen gemacht, weder für sie noch für irgendeine andere Art von Leben, das er kannte. Aber er beherrschte sich und drängte die Angst zurück, bis sie nicht mehr als ein sanftes, drohendes Grollen hinter seinen Gedanken war, nicht viel mehr als die Erinnerung an einen Schmerz, der längst vergangen war. Doch sie würde zurückkommen, das spürte er. Und vielleicht würde er sie dann nicht mehr besiegen können.
    Allmählich begann er zu ahnen, was mit den Männern passiert war, die vor ihnen hier heruntergekommen waren.
    Endlose Minuten vergingen, bis die anderen nacheinander am Seil heruntergeklettert waren. Skar fiel auf, daß zwei der Krieger oben im Stollen zurückblieben, und er stellte eine entsprechende Frage.
    »Irgendwie müssen wir ja wieder heraufkommen«, antwortete Bernec. »Außerdem gab es keine Möglichkeit, das Seil zu befestigen, und ich hatte keine Lust zu springen.« Er versuchte zu lachen, aber seine Stimme zitterte so heftig, daß das Vorhaben kläglich mißlang.
    Skar gefiel der Gedanke, daß die Gruppe sich aufteilte, ganz und gar nicht. Aber er mußte zugeben, daß Bernec recht hatte. Vielleicht war dies der einzige Weg, der wieder aus diesem Irrgarten herausführte, und vielleicht würden sie keine Zeit haben, einen anderen zu suchen.
    »Wie geht es weiter?« fragte Coar.
    Skar drehte sich halb herum und versuchte, ihr Gesicht zu erkennen, aber sie hatte die Kapuze ihres Mantels so tief in die Stirn gezogen, daß darunter nichts als eine schwarze, konturlose Fläche erkennbar blieb. »Weiter unten gibt es Seitengänge«, sagte er. »Versuchen wir unser Glück dort.« Er wandte sich um und ging los, ohne auf eine Antwort zu warten.
    ' Sie bewegten sich hintereinander dicht an der Wand entlang, still und alle von der gleichen bangen Furcht erfüllt. Das dumpfe Grollen schien sich zu verstärken, je tiefer sie in die Höhle vordrangen, und nach einer Weile glaubte Skar ein sanftes Vibrieren und Beben unter seinen Füßen wahrzunehmen. Aber er sagte nichts, sondern ging wortlos und gebückt weiter, bis er einen der niedrigen Stollen erreichte, die er bei seiner ersten flüchtigen Inspektion entdeckt hatte. Er blieb stehen und wartete geduldig, bis die anderen ebenfalls herangekommen waren.
    Del schob sich an
ihm
vorbei, spähte einen Herzschlag lang in den niedrigen Tunnel und richtete sich achselzuckend wieder auf. »Einladend«, murmelte er. »Äußerst einladend.«
    »Jedenfalls ist der Stollen zu eng, um einen Hoger aufnehmen zu können«, sagte Skar. »Wir sollten
ihn
nehmen.«
    »Aber er führt tiefer hinunter«, gab Del zu bedenken. »Hältst du es für klug, noch weiter in dieses Labyrinth vorzudringen? Wir müssen schon jetzt mehr als hundert Meter unter der Oberfläche sein.«
    »Wenn es sein muß«, murmelte Coar, »steige ich bis in die Hölle hinunter, um diese Bestien zu vernichten.«
    »Ich habe das Gefühl, da sind wir schon«, entgegenete Del humorlos. Er drehte sich um; hob sein Fackel und legte den Kopf in den Nacken. »Ich möchte wissen, was das ist«, sagte er mit einem Blick

Weitere Kostenlose Bücher