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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu Del hinüber.
    »Zieh dich an«, sagte er mürrisch, nachdem er ihm Harnisch und Sandalen vor die Füße geworfen hatte.
    Del rührte sich nicht. »Warum so eilig?« fragte er. »Laß uns noch ein paar Stunden ausruhen. Ich bin müde.«
    Skar schwieg gehorsam. Im Grunde hatte Del recht. Logisch betrachtet, war es Wahnsinn, jetzt weiterzugehen. Aber in ihm war noch immer diese seltsame drängende Unruhe, keine Furcht mehr jetzt, aber dafür ein immer stärker werdendes Gefühl der Unrast. Er spürte einfach, daß es besser war, so schnell wie irgend möglich von hier zu verschwinden.
    Del deutete sein beharrliches Schweigen schließlich richtig. Er schüttelte ergeben den Kopf, angelte nach seinen Kleidern und begann sich umständlich im Sitzen anzuziehen. Hose und Umhang ließ er, Skars Beispiel folgend, achtlos liegen. »Schade, daß wir unsere Wasserschläuche nicht mitgenommen haben«, murmelte er.
    Skar rümpfte die Nase. Er hatte immer noch Durst, aber der faulige Geruch, den der Tümpel verströmte, hielt ihn davon ab, ihn zu stillen. »Wir werden schon Wasser finden«, sagte er mit gespielter Zuversicht. »Ich glaube nicht, daß dies der einzige See in diesem Wald ist.«
    Del schnallte ungeschickt seinen Harnisch um und nickte. »Zur Not bitten wir jemanden um einen Krug Wein.«
    »Ach? Und wen?«
    Del deutete beiläufig auf den Waldrand hinter Skars Rücken.
    »Vielleicht die dort«, sagte er beiläufig.
    Skar brauchte eine halbe Sekunde, um seine Verblüffung zu überwinden und herumzufahren.
    Hinter ihnen war ein halbes Dutzend kleiner, dunkel gekleideter Gestalten aus dem Wald getreten.
    Skar schluckte verblüfft. Er hatte nicht das geringste Geräusch gehört. Die Männer mußten lautlos wie Geister aus dem Wald getreten sein — wenn es Männer waren. Das Licht war zu schlecht, als daß Skar ihre Gesichter hätte erkennen können, aber ihre Gestalten erschienen ihm auffallend schmal und zerbrechlich. Eher wie die von Frauen oder Knaben. Sechs oder acht — eine stumme Reihe, kaum eine Armeslänge vor dem Waldrand und mindestens ebenso verblüfft wie er.
    »Wir sollten unsere… Besucher begrüßen«, sagte Del stokkend.
    Skar brachte ihn mit einer unwilligen Geste zum Schweigen. Die Fremden waren beim Klang von Dels Stimme sichtlich zusammengezuckt. Eine vage, im einzelnen nicht zu erkennende Bewegung ging durch die Reihe. Einer von ihnen sagte etwas und bewegte dazu die Hände. Seine Stimme klang dumpf, die Sprache war schnell und unverständlich.
    Skar löste sich endlich aus seiner Erstarrung, breitete die Arme aus und drehte die leeren Handflächen nach außen. Die Geste sollte beruhigend wirken, aber er erreichte genau das Gegenteil. Erst einer, dann wandten sich in rascher Folge alle anderen Fremden zur Flucht und verschwanden so lautlos im Wald, wie sie aufgetaucht waren.
    Skar hetzte mit ein paar Schritten zum Waldrand und blieb mit einem gemurmelten Fluch stehen. Von den Männern war keine Spur mehr zu sehen. Er glaubte ein leises Geräusch zu hören, aber nicht einmal dessen war er sich sicher. Der Wald hatte die Gestalten verschluckt. In ihren dunklen, grünbraun gemusterten Kleidern waren sie in dieser Umgebung praktisch unsichtbar. Er hätte sie nicht einmal bemerkt, wenn sie unmittelbar an ihm vorübergelaufen wären.
    Skar fluchte ungehemmt vor sich hin. Die erste Begegnung war anders verlaufen, als er sich gewünscht hätte. Die Männer hatten eindeutig Angst vor ihnen gehabt. Er bückte sich und suchte den Waldboden nach Spuren ab. Natürlich waren keine da, aber die Fremden hatten einen Teil ihrer Ausrüstung zurückgelassen, die er mit Interesse begutachtete. Körbe voller kleiner, beerenartiger Früchte, hölzerne Schalen und feinmaschige Netze aus geflochtenem Gras, in denen Klumpen einer grauen, fleischigen und übelriechenden Masse waren. Pilze wahrscheinlich, wenngleich sich Skar nicht vorstellen konnte, daß das Zeug eßbar war.
    Er nahm eine Frucht aus einer der Schalen und drehte sie nachdenklich in der Hand. Sie erinnerte vage an die Caba-Fruchte, die reisende Händler manchmal auf dem Markt von Besh anboten, waren aber von dunklerer Farbe und nicht so fest wie diese. Er zögerte, zuckte dann fatalistisch mit den Achseln und biß hinein. Die Frucht würde kaum giftig sein.
    Das Fleisch schmeckte süß und angenehm, wenn auch fremd und mit einem leichten pfefferminzartigen Beigeschmack. Er kaute den ersten Bissen vorsichtig, warf dann alle Bedenken über Bord und schob

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