Enwor 1 - Der wandernde Wald
von Gärtnern ein Heer zu machen?«
»Natürlich nicht«, murmelte Del. »Es ist nur… Diese Men schen haben uns freundlich aufgenommen und uns das Leben ge rettet, mir wenigstens.«
»Das weiß ich«, fuhr Skar auf. »Und ich bin der letzte, der sicl weigern würde, eine entsprechende Gegenleistung…«
»Das meine ich nicht«, unterbrach ihn Del. »Ich glaube nur, dt solltest etwas vorsichtiger sein mit dem, was du sagst. Wir sind ir ihrer Hand, vergiß das nicht.« Skar machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du weißt so gut wie ich, daß wir nicht bleiben können. Weder du noch ich könnten hier leben, nicht für ein paar Jahre und erst recht nich~ für immer. Und was Mergell verlangt, ist schlichtweg unmöglich.«
»Ich weiß«, sagte Del, ohne auf Skars gereizten Tonfall zu rea gieren. »Aber es wäre mehr als nur eine Beleidigung, wenn du dich weigern würdest, mit ihm nach Ipcearn zu gehen.«
»Das tue ich auch nicht«, sagte Skar ärgerlich. »Vielleicht hätte ich es nicht sagen sollen, sicher, aber ich werde zusammen mit ihm dorthin reiten und mit den Königen reden. Vielleicht machen sie sich falsche Vorstellungen von uns. Du weißt doch, wie schnell so etwas geht.« Er lachte leise. »Du hättest sehen sollen, wie diese Kinder kämpfen«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich habe ein paar von diesen schwarzen Biestern erschlagen, drei oder vier, denke ich. Wahrscheinlich sind es dreißig oder vierzig geworden, ehe die Nachricht Ipcearn erreicht hat.« »Möglicherweise stellt es sie zufrieden, wenn wir eine gewisse Zeit bleiben und ein paar von ihnen ausbilden«, schlug Del vor. »Du weißt, daß es ein paar einfache Tricks…«
»Nein«, sagte Skar hart. »Es würde sie nicht zufriedenstellen, und ich würde es nicht tun. Dieses Land ist fremd für uns, Del, fremder als irgendeines, das wir je gesehen haben. Wir haben weder die Möglichkeiten noch das Recht, uns in das Leben dieser Menschen zu mischen.«
Del wiegte den Kopf. »Du bist also entschlossen, allein nach Ipcearn zu gehen?« fragte er.
»Natürlich. Der Ritt wäre viel zu anstrengend für dich. Du mußt dich noch schonen. Je eher du gesundest, desto eher können wir aufbrechen.«
»Coar wird sehr enttäuscht sein, wenn wir gehen«, sagte Del lächelnd. »Und Larynn wohl auch. Aber du hast wohl recht. Ich habe vielleicht sechs Tage geschlafen, aber ich fühle mich, als hätte ich sechs Jahre im Sattel gesessen.«
»Außerdem ist mir wohler, wenn einer von uns hierbleibt«, sagte Skar.
»Warum?«
»Warum?« Skar sah auf. »Ich… ich weiß es selbst nicht so genau, Del«, gestand er nach kurzem Zögern. »Es ist nur ein Gefühl.«
»Du glaubst, sie führen irgend etwas im Schilde?« fragte Del zweifelnd.
Skar schüttelte hastig den Kopf, nahm die Hände herunter und begann an seinem Schwertknauf zu spielen. »Bestimmt nicht«, versicherte er. »Ich bin nur gerne vorsichtig, das ist alles.« Er senkte den Blick, suchte einen Moment krampfhaft nach Worten und fuhr dann, sehr leise und in einem Tonfall, den Del selten bei ihm hörte, fort: »Ich weiß selbst nicht, was es ist, Del. Aber seit ich hier aufgewacht bin, habe ich ein übles Gefühl.«
»Angst?«
»Angst?« wiederholte Skar. »Mag sein, aber nicht so, wie du vielleicht glaubst. Nein, es ist… ich habe das Gefühl, in etwas hineinzuschlittern, mit dem wir am Ende nicht mehr fertig werden.«
»Diese Menschen sehen mehr in uns, als wir sind«, bestätigte Del. »Ich habe keine drei Tage gebraucht, um das herauszufinden. Wenn du es zugelassen hättest, würden sie uns als Helden feiern.«
»Das ist es ja gerade«, nickte Skar betrübt. »Ich fürchte, sie tun es bereits, auch wenn ich mich dagegen wehre. Ich muß zu diesen Königen, je eher, desto besser.« »Aber gib acht, was du sagst«, sagte Del warnend. »Du darfst sie nicht enttäuschen. Ich glaube, viele von ihnen setzen all ihre Hoffnung in uns.«
»Hat dir das Larynn gesagt?« fragte Skar.
Del schüttelte den Kopf und blinzelte zum hellen Rechteck des Fensters hinauf. »Nein. Nicht direkt jedenfalls. Aber das, was sie nicht gesagt hat, war beinahe interessanter. Sie scheinen auf eine Art Befreier zu warten.«
»Befreier? Wie meinst du das?«
Del zuckte die Achseln und- ließ sich zurücksinken. »Ein Mythos«, antwortete er. »Irgend so eine Legende, was weiß ich. Jedes Volk in dieser Situation würde wohl auf einen Befreier warten.«
»Und du glaubst, sie glauben, wir…?«
»Ich meine gar nichts«, sagte Del
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