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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Vielleicht hatte er mit dem, was er ihr gestern gesagt hatte, alles zerstört. Trotzdem bereute er kein Wort. jetzt nicht mehr. Vielleicht hatte er eine Wunde in ihre Seele geschlagen, aber wenn, dann war es notwendig gewesen. Coar sah einen Mann in ihm, der er nicht war und niemals werden konnte, und er hatte diese Illusion zerstören müssen, so wie ein Heilkundiger einen vergifteten Stachel aus dem Fleisch schneiden mußte' auch wenn es schmerzte.
    Sie verließen Went und drangen in scharfem Tempo in den Wald vor. Zwei von Bernecs Reitern lotsten sie sicher durch das Labyrinth von tödlichen Fallen, das die Stadt umgab, dann, von einem Augenblick auf den anderen, waren sie allein. Mergell drängte sein Pferd neben ihn und deutete mit einer Kopfbewegung nach Osten.
    »Wir werden bis zum Abend reiten müssen, wenn wir lpcearn vor Sonnenuntergang erreichen wollen«, sagte er. »Fühlst du dich kräftig genug dazu?« Skar lächelte abfällig. »Die Frage kommt ein wenig spät, findest du nicht?«
    Mergell verzog das Gesicht. »Normalerweise ist der Weg weniger ermüdend«, sagte er, ohne auf die Spitze einzugehen. »Doch im Moment können wir es nicht wagen, nach Sonnenuntergang noch im Wald zu sein. Die Hoger…«
    Skar hätte im Augenblick die Gesellschaft eines Hogers der Mergells vorgezogen, aber er beließ es bei einem gleichmütigen Achselzucken und konzentrierte sich wieder auf den Weg. Er spürte, daß Mergell mit ihm reden wollte und nicht wußte, wie er es anfangen sollte, aber er hatte keine sonderliche Lust, mit ihm zu streiten. Nicht einmal, mit ihm zu reden. Unbewußt gab er Mergell die Schuld an allem, was seit dem vergangenen Morgen geschehen war. Dazu kam, daß Mergell einem Menschenschlag angehörte, den er nicht mochte. Und es war niemals seine Art gewesen zu heucheln.
    Mergell versuchte noch ein paarmal, ein Gespräch in Gang zu bringen, gab es aber schließlich auf und kehrte an seinen Platz am Ende der Kolonne zurück.
    Sie ritten den ganzen Tag nach Osten, ohne mehr als zwei kurze Pausen einzulegen, in denen sich Menschen und Tiere wenige Minuten erholen und stärken konnten. Einmal begegneten sie einer Gruppe der grüngekleideten Männer, die Skar bereits an seinem ersten Morgen in Went beobachtet hatte. Sie hatten ihre Pferde am Rande einer kleinen, offensichtlich durch einen Brand entstandenen Lichtung angebunden und waren damit beschäftigt, den verkohlten Boden abzutragen und junge, grüne Schößlinge in die Erde zu pflanzen. Die Bewohner Cearns kümmerten sich um ihren Wald. Er wurde nicht nur draußen in der Wüste weitergepflanzt, sondern auch hier gehegt, versorgt wie ein verwundetes Tier und geheilt, wo er krank war. So wie der Wald ihnen Schutz gewährte, halfen sie ihm, wo er sie brauchte. Aber er hatte nicht viel Zeit, ihnen zuzusehen. Mergell trieb ihn und die anderen unbarmherzig weiter. Der Wald von Cearn flog an ihnen vorüber, aber Skar hatte an diesem Tag keinen Blick mehr für die Schönheit dieses Landes. Er mußte sich eingestehen, daß er sich insgeheim vor dem, was ihn in lpcearn erwarten mochte, fürchtete. Es war nicht nur sein und Dels Schicksal, das dort entschieden werden würde. Sie waren beide schon viel zu tief in das Schicksal dieses Volkes verstrickt, um nur noch für sich zu sprechen. Ob er wollte oder nicht — mit der Entscheidung, die er in Ipcearn fällen mußte, würde er das Schicksal dieses ganzen Volkes verändern, so oder so. Und er hatte das ungute Gefühl, daß es keine Veränderung zum Guten hin sein würde.
    Cearn war ein Wunder. Die Kultur, die hier entstanden war, hatte sich über Jahrhunderte, vielleicht Jahrtausende entwickelt, und sie hatte nur überleben können, weil sie statisch war. Cearn war ein Vakuum, ein Ort, der völlig vom Rest der Welt abgeschieden existierte, unverändert über unzählige Generationen hinweg. Und er hatte nur so und in dieser Form überleben können, weil es keine Veränderung gegeben hatte. Eine Kultur wie die der Cearner konnte nur überleben, solange sie isoliert war. Jede Veränderung mußte sie zerstören. Die Menschen von Cearn hatten die einzig mögliche Art gefunden, in einem so winzigen und verwundbaren Universum wie dem ihren zu überleben.
    Am späten Abend erreichten sie Ipcearn. Das Tempo ihres Vorwärtskommens hatte sich in den letzten Stunden beständig verlangsamt, obwohl Mergell und die anderen ihre Pferde unbarmherzig antrieben. Aber die Tiere waren so erschöpft, daß es Skar sowieso schon wie

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