Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
warf sich mit einem gewaltigen Satz nach vorne und stieß ihm das Schwert ins Herz.
    Der Krieger starb ohne einen Laut. Er stürzte, rollte in einer letzten, zuckenden Bewegung auf den Rücken und lag dann still. Sein aufgeblähter Arm sank in sich zusammen wie eine mit Luft aufgeblasene Tierhaut, in die jemand ein Loch gestoßen hatte.
    Eine schwarze Flüssigkeit quoll zwischen seinen Schuppen hervor und sammelte sich zu einer übelriechenden Pfütze.
    Skar wandte angeekelt den Blick ab und stemmte sich hoch. »Großer Gott, Skar, wir… wir haben es
mitgebracht.«
stammelte Titch. Er fuhr herum. Seine Hand krallte sich in das Gewand des überlebenden Bastards und riß ihn so heftig herum, daß der Quorrl vor Schmerz aufstöhnte.
    »Die Brut!« schrie er. »Die Truhen mit Crons Gelege! Wo sind sie?!«
    »In… in Rowls Privatgemach«, stammelte der Krieger, ohne den Blick von seinem toten Kameraden zu lösen. »Rowl hat sie in seine Räume bringen lassen, und —«
    Titch unterbrach ihn mit einem Stoß, der ihn gegen die Wand schleuderte. »Zeig uns den Weg!« schrie er. »Sofort!«
    Der Krieger reagierte nicht. Sein Blick saugte sich am Arm seines toten Kameraden fest, und der aufgebrochenen grünlichen Eihülle, von der noch Fetzen zwischen seinen Fingern klebten. Seine Lippen bewegten sich, aber anstelle von Worten kamen nur hilflose, wimmernde kleine Schreie darüber.
    Titch knurrte und hob die Faust, um ihn zu schlagen, aber Skar fiel ihm in den Arm, schob ihn mit schon etwas mehr als sanfer Gewalt ein Stück zur Seite und wandte sich mit einem besorgten Blick an den Bastard. Der Quorrl stand kurz davor, nicht nur die Beherrschung, sondern gänzlich den Verstand zu verlieren. Er schien gar nicht bemerkt zu haben, was Skar und Titch taten. Sein Blick irrte wie hypnotisiert zwischen den beiden toten Quorrl hin und her. Er zitterte am ganzen Leib.
    »Bitte«, sagte Skar leise, aber so eindringlich, wie er konnte.
    »Zeig uns den Weg. Du mußt nicht mitkommen, wenn du nicht willst.«
    Der Quorrl schien wie aus einem Traum zu erwachen. Mühsam hob er den Kopf, starrte auf Skar herab und blickte dann erneut seinen toten Kameraden an. Für ihn mußte der Anblick hundertfach schlimmer sein als für Skar. Skar war erschrocken und angeekelt gewesen, aber für den Quorrl bedeutete das Geschehen mehr; ungleich mehr. Skar versuchte sich vorzustellen, was
er
empfunden hätte, wäre diese Scheußlichkeit aus einem
menschlichen
Kind hervorgekrochen. Er verfolgte den Gedanken vorsichtshalber nicht sehr weit.
    »Bitte«, sagte er noch einmal.
    Der Quorrl hob unsicher die Hand. »Dort… vorne«, flüsterte er. »Die vierte Tür.«
    Skar drehte sich herum, hob sein Schwert auf und ging in die angegebene Richtung. Nach einer Sekunde folgte ihm Titch, und nach einigen weiteren Augenblicken hörten sie, wie sich auch der Quorrl von seinem Platz löste und mit schnellen Schritten hinter ihnen herlief. Wahrscheinlich war für ihn nichts was sie erwarten konnte so schlimm, wie die Vorstellung, allein mit seinen beiden toten Kameraden zurückzubleiben; jetzt, wo er
wußte,
was sie umgebracht hatte.
    Sie rannten jetzt beinahe, aber auf den letzten Schritten zu Rowls Tür wurden sie langsamer, bis der Quorrl schließlich stehenblieb und sich auch Skar nur noch auf Zehenspitzen bewegte; was an sich völlig unsinnig war, denn welcher Gegner auch immer auf der anderen Seite der Tür warten mochte, er
wußte,
daß sie kamen.
    Skars Herz hämmerte zum Zerspringen, als er das Schwert hob und die Tür damit aufstieß.
    Es war wie ein Blick in einen Alptraum.
    Früher einmal mußte dieser Raum behaglich — oder wenigstens halbwegs
wohnlich —
eingerichtet gewesen sein, aber daran erinnerten jetzt nur noch Schemen: ein Bild, das von der Wand gefallen und auf die bemalte Seite gestürzt war, ein umgestürzter Stuhl mit zersplittertem Bein, bunte Stoffetzen, die einmal als Vorhänge das allgegenwärtige Rostrot der Wände zu kaschieren versucht hatten… dies alles war vernichtet und zerbrochen, zerstört wie in einem Anfall rasender Wut, aber auch diese Zerstörung war noch einmal zerstört worden, von etwas, das danach gekommen war, und gründlicher.
    Der Boden glänzte unter einer feuchten, schlierig-klaren Schicht. Die Luft stank so durchdringend, daß das Atmen zur Qual wurde. Die skelettierten Reste von sieben, acht Quorrl lagen auf dem Boden oder zerbrochen über Stühlen und dem breiten Bett, dessen Seidenbezug schwer und dunkel vom

Weitere Kostenlose Bücher