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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Herr«, antwortete der Quorrl. »Das ist nicht vorgesehen. Niemand… Caran ist unangreifbar. Rowl hat uns immer gesagt, daß nichts hier eindringen kann. Er hat gesagt, wir wären sicher.«
    Ja, dachte Skar düster. Vor jedem Feind, der von
außen
kam.
    Nicht vor einem, der schon auf sie gewartet hatte, lange, ehe sie überhaupt kamen.
    »Wir müssen sie finden«, sagte er bestimmt. »Sie müssen hier sein. Irgendwo. Es muß einen Ort geben, an den…« Er stockte, starrte eine Sekunde lang an Titch vorbei ins Nichts und setzte dann neu an. »Wo ist Rowls Quartier?«
    Einer der beiden Quorrl sah weg. Der andere hielt seinem Blick stand, wurde aber zunehmend nervöser. »Ich… verstehe nicht. Das hier —«
    »Du verstehst verdammt gut!« unterbrach ihn Skar. »Ich rede nicht von dem hier. Das ist euer Thronsaal, euer…« Er suchte nach Worten. »Nenn es, wie du willst, aber es ist nicht Rowls Schlafraum, oder?«
    »Nein«, gestand der Quorrl.
    »Dann bring uns dorthin«, verlangte Titch.
    Der Quorrl zögerte, und Titch ergriff ihn wütend an der Schulter und zwang ihn, sich herumzudrehen und den Toten neben der Tür anzusehen. »Es sei denn, du willst sein Schicksal teilen. Willst du das?«
    Das wirkte. Der Quorrl schüttelte erschrocken den Kopf, löste Titchs Hand von seiner Schulter und deutete auf die Tür. Sie verließen den Raum und gingen zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Titch fiel ein paar Schritte zurück und signalisierte Skar mit Blicken, es ihm gleich zu tun. »Was, zum Teufel, macht dich so sicher, daß sie dort sind?« fragte er im Flüsterton.
    »Nichts«, antwortete Skar. Er sah sich nervös um. Der Gang war leer wie vorhin, aber der Anblick des toten Quorrl machte es ihm unmöglich, auf seine innere Stimme zu hören. Er war halb wahnsinnig vor Angst, und er sah unentwegt den Leichnam des Quorrl vor sich; aber er trug Kiinas Gesicht. »Aber Rowl ist ein vorsichtiger Mann. Hättest du dich allein auf diese Mauern verlassen?«
    »Ich wäre erst gar nicht hierhergekommen«, grollte Titch.
    Aber er wußte, was Skar meinte, und nickte gleichzeitig.
    »Wenn es einen Ausgang aus dieser Falle gibt, dann dort«, behauptete Skar mit sehr viel mehr Überzeugung in der Stimme, als er wirklich empfand. Er klammerte sich einfach verzweifelt an die Hoffnung, daß es so war.
    Sie fanden noch mehr tote Quorrl, nachdem sie die Gangkreuzung wieder erreicht hatten und nach rechts abgebogen waren: zwei, drei Krieger, die ebenso grausam oder schlimmer verstümmelt schienen wie der, den sie als ersten gefunden hatten, aber auch einige, die fast unversehrt schienen; zumindest auf den ersten Blick.
    Dann sah Skar etwas, das ihn unvermittelt stehenbleiben und neben einem der Toten in die Hocke sinken ließ.
    Der Quorrl wies — von dem Schwerthieb, der ihn getötet hatte abgesehen — keine sichtbaren Verletzungen auf, aber über der Brust war sein Hemd eingesunken, und auch unter seinem Leib glitzerte eine Lache dieser dunklen, schlierigen Flüssigkeit, die verriet, was
wirklich
für seinen Tod verantwortlich gewesen war. Und seine rechte Faust umklammerte etwas. Etwas Kleines, Gelblichgrünes, von der Größe einer Kinderfaust…
    Skar wollte die Hand danach ausstrecken, aber einer der Quorrl kam ihm zuvor. Er schrie auf, stieß Skar brutal von den Füßen und zur Seite und bückte sich blitzschnell nach dem Toten. Skars warnender Schrei kam zu spät.
    Es ging rasend schnell, und trotzdem sah Skar alles fast übernatürlich klar und deutlich, denn seine Sinne arbeiteten mit jener phantastischen Schärfe, die sich nur in Momenten absoluter Gefahr einstellte: der Quorrl riß das Ei an sich und fuhr in der gleichen Bewegung herum und zurück, Crons Brut wie einen kostbaren Schatz gegen die Brust gedrückt und die linke Hand mit dem Schwert drohend erhoben.
    Und fast in der gleichen Sekunde zerplatzte das Ei. Etwas Kleines, sich Windendes mit einem dünnen peitschenden Schwanz und zu vielen Beinen kroch heraus, bohrte sich durch die Panzerschuppen des Quorrl und verschwand in seinem Arm. Der Krieger stieß einen keuchenden, halberstickten Schrei aus, taumelte zurück und gegen die Wand und ließ sein Schwert fallen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Qual, während er den Arm in die Höhe riß und aus hervorquellenden Augen auf seine Hand starrte. Etwas
bewegte sich unter seinen Schuppen,
kroch, wand und schlängelte sich in seinem Arm nach oben und dehnte sich dabei rasend schnell aus.
    Titch schrie auf,

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