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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hervorgekrochen war.
    Skar versuchte, seinen Widerwillen zu überwinden und sich den Leichnam des Quorrl genauer anzusehen, aber es fiel ihm sehr schwer. Obwohl es ein Quorrl und kein Mensch war, erschütterte ihn der Anblick mehr, als irgend etwas zuvor. Vielleicht war es die entsetzliche Vereinigung von Leben und Tod, das schreckliche Totenkopfgrinsen auf der einen und der fassungslose, abgrundtief entsetzte Ausdruck auf der anderen Seite des zweigeteilten Quorrl-Gesichtes.
    Er bewegte die Schwertspitze zum Gürtel, wie um die Waffe wieder in ihre Hülle zu schieben, führte die Bewegung dann aber nicht zu Ende, sondern behielt das
Tschekal
in der Hand, als er neben dem Toten niederkniete. Titch und die beiden Quorrl rührten sich nicht, sondern starrten voller Unglauben und Entsetzen auf den toten Krieger herab, so daß es an Skar war, den Leichnam genauer zu untersuchen. Skar begriff den Grund für Titchs Entsetzen. Wahrscheinlich hätte er es umgekehrt auch Titch überlassen, wäre dieser Tote ein
Mensch
gewesen. »Was hat ihn umgebracht, Skar?« fragte Titch. Seine Stimme war nur noch ein Hauch, ein entsetztes Flüstern, erfüllt von abgrundtiefem Grauen. »Was war es?«
    Statt zu antworten, beugte sich Skar weiter vor und betrachtete den Toten genauer. Der Quorrl lag in einer bereits halb erstarrten Lache dunkler Flüssigkeit, die Skar im ersten Moment für Blut gehalten hatte. Jetzt sah er, daß das nicht stimmte: die Pfütze war zu groß, und der Geruch stimmte nicht — es war der gleiche, fremdartig-vertraute Geruch, der ihm schon vorher aufgefallen war. Skar bewegte sich in der Hocke einen halben Schritt zurück, um der schwarzen Flüssigkeit nicht zu nahe zu kommen; er hatte das Gefühl, daß es besser war, wenn er sie
nicht
berührte.
    Skar schluckte den bitteren Klumpen hinunter, der in seiner Kehle saß, hob das Schwert und berührte mit der Spitze die Schläfe des Totenschädels. Der Knochen zerbröckelte wie eine dünne Schicht aus Gips, eine leere Schale, unter der nichts mehr war. Was immer ihn angegriffen hatte
(Was immer? Aber du weißt doch ganz genau, was es war, Bruder. Du hast es GESEHEN!),
hatte sein Fleisch, seine Muskeln und seine Organe verzehrt und auch dem Knochen seine Festigkeit genommen, ehe es zu dieser glitzernden schwarzen Pfütze geworden war; wahrscheinlich im gleichen Augenblick, in dem der Quorrl starb. Skar betrachtete nachdenklich den Dolch, der den Quorrl und das, was ihn befiel, getötet hatte — und dann wußte er es. Die Antwort war so klar, daß er sich sekundenlang fragte, wieso er es nicht sofort gemerkt hatte.
    »Es ist die Kreatur, Titch«, murmelte er. Er sah auf, begegnete dem Blick des Quorrl und sah das gleiche Begreifen und Erschrecken darin wie in sich selbst.
    »Sie ist hier! Die gleiche Kreatur wie in Drasks Burg!« Vielleicht war sie die ganze Zeit über hiergewesen, ein unvermeidbarer Teil von allem, was die
Sternengeborenen
erschaffen und hinterlassen hatten. Vielleicht hatte er sie
mitgebracht.
    »Aber du hast sie vernichtet!« sagte Titch. »Sie ist tot, Skar!«
    Das stimmte. Aber wer hatte je gesagt, daß es nur diese
eine
Kreatur gab? Sie hatten ein Wesen geschaffen, das eine ganze
Welt
erobern sollte!
    Er stand auf und entfernte sich ein paar Schritte von dem Toten, und auch Titch und die beiden anderen Quorrl wichen jetzt fast hastig aus seiner unmittelbaren Nähe zurück, als fürchteten sie, sich zu besudeln oder anzustecken, wenn sie ihm zu nahe kamen.
    »Wo sind die anderen?« fragte Titch. »Rowl und die Krieger?«
(UndKiina?)
»Sie können nicht alle —«
    »Nein«, unterbrach ihn Skar; so hastig, daß er selbst begriff, wie groß seine Angst war, Titch könnte recht haben mit dem, was er sagen wollte. »Nein. Wir hätten Spuren finden müssen.«
    Skelette.
Kiinas skelettierter Leichnam, verkrümmt und in einer Pfütze aus schwarzem brodelndem Schleim liegend, der…
Es kostete Skars gesamte Kraft, das Bild aus seinem Kopf zu verscheuchen und sich wieder an Titch zu wenden.
    »Wir hätten Spuren gefunden«, sagte er noch einmal. »Sie müssen geflohen sein. Rowl ist ein intelligenter Mann — er wird die Gefahr erkannt haben und geflohen sein.« Er muß es sein.
    Er
muß
einfach, weil dies die einzige Chance für Kiina war, noch am Leben zu sein.
    Er wandte sich an einen der beiden Bastarde: »Gibt es einen… eine Zuflucht?«: fragte er. »Einen Ort, an den ihr euch zurückzieht, falls… falls Caran angegriffen wird?«
    »Nein,

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