Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Satai?« fragte Rowl. »Der Teufel?«
    Vielleicht,
dachte Skar bitter. Laut sagte er: »Ich bin sowenig der Teufel, wie Ennart ein Gott ist, Rowl. Wenn wir anfangen, so zu denken, dann haben sie gewonnen.«
    »Aber das haben sie doch schon«, murmelte Rowl.
    Und vielleicht hatte er recht, dachte Skar. Vielleicht hatten sie schon gewonnen, noch bevor dieser Kampf begann, und vielleicht hatte er ihnen nicht nur die Freiheit, sondern auch den Sieg geschenkt, damals, an jenem Tag vor langer Zeit in der Brennenden Stadt Combat, als er den Stein der Macht von seinem Platz entfernte und damit das Siegel erbrach, das sie so lange Zeit in ihrem Gefängnis gehalten hatte. Vielleicht.
    Der Gedanke weckte die Erinnerungen, und obwohl er es nicht wollte — denn es waren größtenteils keine guten Erinnerungen, sondern Momente der Enttäuschung, der Schmerzen und der Angst gewesen — glaubte er alles noch einmal zu erleben. Ihr Weg zur Brennenden Stadt, die verzweifelte Flucht vor den Mächten, die sie geweckt hatten, Velas Triumph und Niederlage, schließlich ihr Tod, und —»Sie kommen.«
    Rowls Stimme riß ihn abrupt ins Hier und Jetzt zurück. Skar sah hoch, blinzelte einen Moment verständnislos in Titchs steinernes Gesicht und erkannte voller Schrecken, daß die Krieger weit mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten. Was war mit der Zeit geschehen? Es mußte fast eine Stunde vergangen sein; und als er in Titchs Gesicht blickte, begriff er, daß es wirklich so war: daß er die ganze Zeit über reglos und mit leerem Blick dagestanden und ins Nichts gestarrt hatte. Für ihn war es, als wären nur Sekunden verstrichen.
    Rings um ihn herum griffen die Bastarde nach ihren Waffen und bereiteten sich auf ihren letzten Kampf vor, und auch Skar zog ganz instinktiv das
Tschekal
aus dem Gürtel und lehnte die Waffe griffbereit neben sich an die Wand. Titchs Krieger waren trotz allem noch zu weit entfernt, um sie anzugreifen, aber Rowls Worte bezogen sich auch nicht auf sie — Skar registrierte mit einer Mischung aus Schrecken und Verblüffung, daß es die Gardesoldaten aus Ninga waren, die sich nur einen Steinwurf entfernt erneut zum Angriff formierten. Was hatte Ennart vor?
    Wenn diese Krieger der zu allem entschlossenen Bastarde wirklich angriffen, würden sie vielleicht siegen, aber nur sehr wenige würden sich dieses Sieges noch erfreuen können.
    Titchs Gedanken schienen sich in eine ähnliche Richtung zu bewegen, denn er runzelte ungläubig die Stirn und sah erst Rowl, dann Skar an. »Will er seine eigenen Leute in den Tod hetzen, dieser Narr?« murmelte er. »Das… ergibt keinen…« Er stockte, sah abermals nacheinander Skar und den Bastard an und begann plötzlich heftig zu gestikulieren.
    »Es ergibt doch einen Sinn, Rowl!«
    »Ach?« machte Rowl. »Und welchen?«
    »Er hat Angst vor uns, Rowl!« antwortete Titch erregt. »Begreif doch! Er hat Angst, daß die Krieger ihm nicht mehr gehorchen, wenn sie mich sehen!«
    »Wieso?« fragte Rowl und zog eine Grimasse. Sein Ton wurde abfällig. »Hältst du dich jetzt auch für einen Gott?«
    »Nein«, antwortete Skar an Titchs Stelle. »Aber sie.« Er deutete auf das näher kommende Heer. »Titch hat recht — es ist die einzige Erklärung. Ennart ist nicht sicher, daß die Krieger uns wirklich angreifen, wenn sie Titch bei uns sehen. Versteh doch!«
    Rowl verstand ganz offensichtlich
nicht —
wie konnte er auch ? »Das sind Titchs Krieger!« fuhr Skar aufgeregt fort. »Es ist
sein
Heer, Rowl! Es sind die Krieger, die den Treueschwur ihrem eigenen Volk gegenüber gebrochen haben, um zu Titch zurückzukehren! Sie werden nicht angreifen!«
    »Sie tun es bereits, Satai.«
    »Das tun sie nicht! Sie denken, sie greifen
euch
an. Dich. Die Bastarde. Sie… oder können nicht ahnen, daß Titch bei uns ist. Wenn wir durchhalten, bis das Heer nahe genug heran ist…«
    »… haben wir eine Chance«, führte Rowl den Satz zu Ende.
    Für die Dauer von zwei, drei Atemzügen machte sich eine verzweifelte Hoffnung auf seinen Zügen breit. Dann erlosch der Ausdruck so übergangslos, wie er gekommen war.
    »Es ist sinnlos, Satai«, sagte er. »Selbst, wenn du recht hast und sie uns nicht töten, werden sie es tun.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf die Tempelgarde. »Oder Ennart selbst. Er wird nicht zulassen, daß Titch ihm den Rang streitig macht.« Natürlich hatte er recht, dachte Skar bitter. Der Umstand, daß Ennart die Männer aus Ninga in den sicheren Tod schickte,

Weitere Kostenlose Bücher