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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erkannt, den er hatte. Aber solange er glaubte, Skar mit dem Mädchen erpressen zu können, würde er Kiina wenigstens nicht umbringen. »Konntest du es nicht verhindern?« fragte Skar müde.
    In seiner Stimme war kein Vorwurf, aber Rowl faßte die Worte so auf. Zornig antwortete er: »Verhindern?« schnappte er. »Verdammt, wir sind froh, daß wir noch am Leben sind, Satai! Sie haben uns —«
    »Es ist gut, Rowl«, unterbrach ihn Titch. »Skar hat es nicht so gemeint.« Er machte eine besänftigende Handbewegung und warf Skar einen fast beschwörenden Blick zu, ehe er sich wieder an Rowl wandte und mit bewußt ruhiger, sachlicher Stimme fortfuhr: »Was ist geschehen, Rowl?«
    Der Bastard starrte ihn nur an. Aber eine Antwort war auch nicht nötig — was sie gesehen hatten, oben und auf dem Weg hierher, war mehr als ausreichend. Nach einer Weile wandte sich Skar müde um und humpelte zum vorderen Ende des Spaltes, in dem Rowls Krieger sich verschanzt hatten.
    Der flüchtige Eindruck, den er auf dem Weg hierher gehabt hatte, hatte ihn nicht getäuscht: der Kampf war tatsächlich fast zum Erliegen gekommen. Eine Anzahl Gardekrieger bildete noch immer eine drohende Schlachtreihe, kaum zwanzig Schritte vom Versteck der Bastarde entfernt, und dann und wann flog ein Stein oder ein verirrter Speer in ihre Richtung. Aber es war kein Angriff mehr, sondern nur eine Drohung, ihnen zu sagen, daß sie bleiben sollten, wo sie waren. Er hörte, wie Titch und Rowl näher kamen und hinter ihm stehenblieben.
    »Was tun sie?« murmelte Titch verwirrt.
    »Was sie die ganze Zeit über getan haben«, grollte Rowl. »Sie spielen mit uns.« Hilflos ballte er die Fäuste. »Sie hätten uns längst vernichten können. Zehnmal, allein auf dem Weg hierher.« Skars Blick glitt wieder zum Kraterrand hinauf. Er war nicht sicher — aber es schien, als wäre die Reihe stumm dastehender Krieger in Bewegung geraten.
    »Sie warten«, flüsterte er. »Sie haben auf uns gewartet, Titch. Auf mich.«
    Eine Sekunde später bestätigte Rowl seinen Verdacht. »Sie kommen.« Er lachte, ein bitterer Laut, der sich fast wie ein Schrei anhörte. »Jetzt wird sich herausstellen, ob deine legendären Krieger wirklich so gut sind, wie man behauptet.«
    »Es ist nicht Titchs Schuld«, sagte Skar. »Sie können nicht anders, Rowl. Sie gehorchen ihren Göttern.«
    »Götter?« Rowl lachte böse. »Götter, Satai? Hast du gesehen, was uns dieser
Gott
angetan hat?«
    »Ja«, antwortete Skar mit einer Geste auf die langsam näher kommenden Krieger. »Aber sie nicht.«
    Rowl machte eine Bewegung, als fege er seine Worte beiseite. »Warum seid ihr gekommen?« fragte er, zitternd, mit einer Stimme, die fast nur ein Flüstern war, und trotzdem wie ein Schrei klang. »Warum seid ihr hierhergekommen, du und dieser…
Krieger!«
Das Wort wurde zu einer Beschimpfung, so wie er es aussprach. »Alles war gut, bevor ihr gekommen seid.« »Nein«, antwortete Titch. »Bevor
sie
gekommen sind, Rowl. Bevor Ennart und seine Brüder auftauchten.«:
    Die du geweckt hast, Bruder,
fügte die wispernde Stimme des
Daij-Djan
in Skars Gedanken hinzu.
    »Alles war gut«, flüsterte Rowl noch einmal. Er hatte Titchs Worte gar nicht gehört. »Ich hätte euch getötet, Satai. Ich habe mir geschworen, euch zu töten, in jeder Sekunde, seit es begann. Aber ich werde es nicht tun. Ich will sehen, wie ihr unter den Schwertern eurer eigenen Krieger sterbt.«
    »Das werden wir nicht«, sagte Skar. »Keiner wird mehr sterben.«
    Rowl wirkte nur irritiert, aber in Titchs Blick machte sich neuer Schrecken breit, als er begriff, was Skars Worte bedeuteten. »Es ist sinnlos, Titch«, fuhr Skar fort. »Sie wollen nur mich.«
    Und SIE haben Kiina.
»Ich hätte gleich mit ihnen gehen sollen. Dann wäre das alles vielleicht nicht passiert.«
    »Was für ein Unsinn!« Titch begann wütend mit beiden Händen zu gestikulieren; gleichzeitig warf er Skar einen fast beschwörenden Blick zu. In der Verfassung, in der Rowl war, mochten schon diese wenigen Worte reichen, daß sich Skar um seinen Kopf redete. Und um den Titchs gleich mit. »Diese…
Dinger
waren in Crons Gelege, oder? Sie waren für Caran bestimmt, von Anfang an. Keiner von uns konnte das wissen.«
    Aber Skar hätte es wissen müssen. Der
Daij-Djan
hatte ihn gewarnt, mehr als einmal, und es war so, wie Titch behauptet hatte: er brachte Unglück, den Tod, gleich, wohin er kam, und warum. Er hätte nicht nach Caran kommen dürfen.
    »Wer bist du,

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