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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenn auch auf entsetzliche Weise entstellt. An den Kreaturen, die sich jetzt um Ennart scharten, erinnerte kaum mehr etwas an die riesigen, stolzen Krieger, die sie einmal gewesen waren. Was auf Skar und die anderen zutaumelte, langsam, schwerfällig, mit torkelnden, trunkenen Schritten, das waren lebende Alpträume aus feuchtem, blasigem Fleisch, brodelnde Klumpen aus schwarzem Schleim, ohne Sinnesorgane, ohne Glieder oder erkennbare Form, riesigen amorphen Schnecken gleich, deren Leiber Mühe hatten, nicht auseinanderzufließen.
    Einige taten es. Skars Entsetzen war noch viel zu groß, als daß er der Beobachtung Bedeutung zumaß, aber er sah sehr genau, daß sich mehrere der absurden Kreaturen kaum mehr zu bewegen imstande waren; ihre Deformation hatte ein Maß erreicht, in dem es keine Muskeln oder auch Knochen mehr in ihrem Körper zu geben schien; manche waren einfach nur noch Klumpen aus brodelnder schwärzlicher Masse, die pulsierend dalagen.
    Hinter ihm erscholl ein gellender Schrei, und Skar fuhr herum. Auch hinter ihnen waren diese fürchterlichen Wesen aufgetaucht, alptraumhafe Kreaturen, die vor wenigen Stunden noch Rowls Brüder und Freunde gewesen waren, ein großer, sich langsam und unerbittlich zusammenziehender Kreis aus fleischgewordenem Wahnsinn, dessen rückwärtige Hälfe jäh zwischen den Tempelkriegern und Rowls Männern aufgetaucht war. Langsam, rückwärts gehend und ohne Ennart auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, wich Skar zurück, bis er wieder neben Titch stand. Der Quorrl hatte sein Schwert mit beiden Händen gepackt und sah sich wild um, aber in seinen Augen flackerte Panik.
    »Eine Falle!« sagte er. »Das war eine Falle.«
    Natürlich war es das, dachte Skar bitter. Der ganze Angriff der Garde hatte keinem anderen Zweck gedient als dem, sie aus ihrem Verstecke herauszulocken, und hierher.
    Schwäche machte sich wie eine warme Flüssigkeit in seinem Körper breit. Mühsam drehte er sich wieder herum, blickte zu Ennart zurück und versuchte einen Schritt zu machen. Er taumelte. Titch hielt ihn fest. Skar schüttelte seine Hand ab, zwang sich zu einem weiteren Schritt und blieb schwankend stehen.
    Der Krater begann vor seinen Augen zu verschwimmen, was er sah, war nur noch eine Masse aus grauer und schwarzer Bewegung, in deren Zentrum ein goldenes Funkeln zitterte.
    »Ennart!« Er hatte schreien wollen, aber seine Kehle brachte nur noch ein Flüstern hervor. Trotzdem war er sicher, daß der Ssirhaa ihn hörte. Er spürte, wie die riesigen goldenen Augen dieses gottgleichen Wesens sich an ihm festsaugten.
    Etwas Großes, Schwarzes bewegte sich auf ihn zu. Skar hieb blindlings mit dem Schwert danach, spürte, wie das
Tschekal
etwas traf und zerschnitt, das sich wie feuchter Schwamm anfühlte, machte einen weiteren Schritt, fiel wieder auf die Knie herab und stemmte sich abermals hoch, das Schwert als Krücke benutzend, weil er nicht mehr die Kraft hatte, es zu heben. »Komm her!« flüsterte er. »Komm hierher, du… Ungeheuer. Kämpfe mit mir!«
    Irgendwoher nahm er die Kraft, noch einmal das Schwert zu heben und zwei, drei Schritte weiter zu torkeln, ehe er abermals auf die Knie fiel. Und für Sekunden klärte sich sein Blick, vielleicht beeinflußt durch Ennarts magische Kraft, der seinen Triumph bis zur letzten Sekunde auskosten wollte.
    »Ich habe dich überschätzt, Satai«, sagte der Ssirhaa. »Ein Mann sollte auch wissen, wann er verloren hat.«
    Skar torkelte weiter. Fiel wieder hin. Quälte sich noch einmal auf die Füße und stürzte erneut. Er fühlte sein Herz nicht mehr schlagen. Eine unglaubliche Kälte machte sich in seinem Körper breit. Er wollte aufstehen, erhob sich taumelnd auf die Knie und stürzte schwer zur Seite. Der Schmerz, mit dem er auf dem Boden aus gerissenem Stahl aufschlug, war seltsam isoliert, wie eine glühende Nadel, die durch die allumfassende Schwärze in seinen Gedanken stach, ohne ihm wirklich weh zu tun. Dunkelrote Nebel breiteten sich in seinem Blickfeld aus. Er konnte noch sehen, aber alle Bewegungen waren mit einem Male sonderbar schnell und abgehackt, gleichzeitig aber auch fast lächerlich langsam, als wäre die Zeit zerbrochen, in eine viel zu schnelle und eine viel zu langsame Hälfte. Titch rief ihm irgend etwas zu, aber die Worte verwandelten sich auf dem Weg zu ihm in klickende, schrille Geräusche, die keinen Sinn mehr ergaben.
    Nach einer Ewigkeit hörte er Schritte. Ein breites, goldfarbenes Gesicht, das zugleich einem

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