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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Suche nach einem sicheren Ruheplatz mit geradezu verblüffender Präzision zur Höhle geführt hatte — dem wahrscheinlich einzigen sicheren Schutz in dieser Nacht vor den Naturgewalten und
allen den anderen Dingen,
die dort draußen vorgegangen waren —, das wurde nun Gewissheit: Sie befanden sich in einer vollkommen unwirtlichen Einöde. Die Selbstverständlichkeit dieser lebensverneinenden und menschenfeindlichen Gegend erschreckte ihn gleichermaßen wie sie ihn auch faszinierte. Sein Blick tastete über die schroffen und steilen Abhänge, die wohl kaum je ein Mensch erklommen hatte, und über das Graubraun der wenigen spärlich bewachsenen Felsen, auf denen hier und da einzelne verwaschene weiße Flecke von dem Schnee kündeten, der heute Nacht gefallen war und an den meisten Stellen mittlerweile schon längst wieder vom Sturm weggetragen worden war.
    Das Erschreckendste aber waren relativ frisch aussehende Einbrüche nicht weit unter ihnen, die Gerölllawinen und Schneeabgänge nach sich gezogen hatten; mehrere beängstigend große und überraschend tiefe Senken, in die das Digger-Dorf mehrfach hineingepasst hätte und die irgendwie… künstlich aussahen. Skar erinnerte sich daran, dass er Ähnliches bereits gesehen hatte, als er neben Roun zum Dorf der Digger geritten war. Es sah fast so aus, als ob sich der Berg selbst auflöste, als bräche er ein, als würde er immer weiter unterhöhlt, bis er schließlich irgendwann nachgeben und vollständig in sich zusammenfallen würde. »Das ist… unheimlich«, sagte Esanna fröstelnd. Sie wirkte mit einem Mal wieder wie ein kleines, hilfloses Mädchen und nicht wie die junge, selbstbewusste Frau, die soeben beschlossen hatte allen Widerständen zum Trotz ihre Familie zu suchen, um mit ihr einen Neuanfang zu wagen. Ihre Hand berührte wie von selbst Skars Arm, Schutz suchend und vielleicht in einem der wenigen Reflexe, die allen Lebewesen zu eigen ist, um sich des gegenseitigen Beistands zu versichern, wenn sie etwas über alle Maßen erschütterte.
    Die kurze und kaum spürbare Berührung tat Skar seltsam gut und zerriss den Bann des unglaublichen Schauspiels, gab ihm die Kraft sich von dem Wispern und Raunen um sich herum abzuwenden und eine bewusste Entscheidung zu treffen. »Wir sollten sehen, dass wir so schnell wie möglich von hier verschwinden«, sagte er leise. Es lag ihm auf der Zunge mehr zu sagen, von dem Grauen zu erzählen, das ihn beim Anblick der gigantischen Senken überkommen hatte, von der Vorstellung, dass sich die
Khtaam-Höhle
wie ein bösartiges Unkraut wuchernd immer weiter unter den Berg grub, ihm seine uralte Stabilität raubte und ihn hinabstürzen ließ, in die wirbelnde unfassbare Tiefe des Strudels, der sich unter ihm auftat, in den vielfachen Tod, der auch ihn und Esanna verschlingen wollte.
    »Ja«, flüsterte Esanna, als habe sie Angst belauscht zu werden, »aber wohin?«
    »Das dürfte nicht so schwer sein«, sagte Skar. Er deutete mit der Hand hinab in die schroffe Tiefe, die sich vor ihnen auftat. »Die Auswahl an Wegen ist eher zu mager als zu groß. Aber keine Sorge: So wie es uns Kama erklärt hat, müssen wir hier richtig sein.«
    Das Brausen war noch immer zu hören und der frische Luftzug wieder zum Sturm angewachsen, der mit Esannas Haar spielte, als sie sich zu ihm umwandte, und sie blinzeln ließ, als sie ihn ansah. »Woher?«, fragte sie heiser. »Woher sind wir gestern gekommen?«
    Skar zuckte mit den Schultern und deutete dann nach unten, in die Schlucht mit ihrem kärglichen Bewuchs aus verkrüppelten Bäumen und dürren Sträuchern, den unwirtlichen, durch Wind und Wasser abgeschliffenen Felsen und dem kaum sichtbaren Pfad, der sich seltsam unwirklich durch das unwegsame Gelände schlängelte, dicht vorbei an den Ausläufern einer Senke, die wie ein brutaler Fremdkörper in die ansonsten unberührte Landschaft schnitt.
    »Von dort, soviel ich weiß.«
    »Was heißt das: soviel du weißt?«, fragte Esanna verwirrt. »Das heißt, dass wir nicht auf dem Weg in dein Dorf sind und es deswegen auch nicht wichtig ist, den Weg dorthin zu kennen.«
    »Für dich vielleicht nicht«, fauchte Esanna. »Aber für mich schon. Denn ich weiß immer noch nicht, ob es richtig ist, mit dir zu kommen.«
    Skar blickte schweigend so weit in den Horizont hinein, wie er konnte. Das sonderbare, graugrüne Halblicht ließ nur die Dinge genau erkennen, die sich in unmittelbarer Nähe von ihnen befanden. Alles dahinter Liegende war

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