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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kannte.
    »Ich weiß es nicht.« Er schloss die Augen und blendete die Welt damit aus; aber immer noch war da das Prasseln, Prasseln, Prasseln und der Körpergeruch Esannas, eine verwirrende Mischung aus Tod und Jugend, aus Blut, Schweiß und Jungfräulichkeit.
    Er streckte die Hand nach ihr aus und fand die ihre.
    »Wenn ich es nur wüsste«, murmelte er. »Ich habe mich verloren im Strudel der Zeit…«
    Er hatte das Gefühl, dass die Welt ihm immer mehr entglitt. Es war nicht mehr als das Prasseln des Regens und dieses sanfte, ziehende Gefühl von Esannas Hand, das ihn vor dem völligen Abgleiten in eine dunkle Wirklichkeit bewahrte.
    »Werden wir weiter zusammenbleiben?«, fragte Esanna und zu seiner Verblüffung klang keine Erwartung und keine Angst in ihrer Frage mit; es war einfach nur eine Frage.
    »Wie meinst du das?«, fragte er.
    Es dauerte diesmal sehr lange, bis sie antwortete. »Ich habe niemanden mehr«, sagte sie. »Und ich weiß auch nicht mehr, was ich glauben soll. Ich weiß nicht, was Kama mir sagen wollte…«
    »Vergiss Kama.«
    »Ja. Nein. Er ist ein bemerkenswerter Mann. Und ich glaube, dass er davon überzeugt ist, was er sagt.«
    »Das steht zu befürchten«, seufzte Skar. »Aber wenn es dir recht ist: Lass uns jetzt nicht von Kama sprechen.«
    »Und doch müssen wir das«, sagte Esanna. »Es sind Dinge passiert…«
    »Ja?«
    »Es ist… als ob sich ein Abgrund vor uns eröffnet hätte, der die ganze Welt verschlingen wollte.«
    Skars Nackenhaare stellten sich auf. »Der Schlund«, flüsterte er. »Er hat versucht uns zu verschlingen. Aber vielleicht hat er es ja auch irgendwie geschafft. Und vielleicht will er sich nun andere holen, mit unserer Hilfe…«
    »Ist dir nicht kalt?«, fragte sie unvermittelt. »Ohne Beinkleider… du holst dir noch den Tod.«
    »Ich habe mir schon den Tod geholt«, murmelte er.
    Es änderte nichts an dem, was sie vorhatte. Seine Müdigkeit machte vagem Schrecken und einer kabbelnden Anspannung Platz, als sie ihre Hände weiter zu ihm schob und ihn langsam aber beharrlich zu sich herüberzog. Er wehrte sich nicht, er ließ es einfach geschehen, ohne die Augen zu öffnen, ohne etwas anderes zu hören als das stete Prasseln und das leise Rascheln von Stoff auf nackter Haut. Dann erst begriff er, was sie vorhatte: Sie schlang ihre langen Beine um die seinen. »Ich muss dich doch wärmen«, sagte sie. »Wir werden gleich einschlafen und bis morgen früh durchschlafen… ich kann nicht zulassen, dass du erfrierst.«
    »Wir brauchen mehr Laub«, murmelte er. »Damit wir uns zudecken können.«
    »Sicher«, sagte sie. »Aber vielleicht geht es auch anders.« »Ich weiß nicht…« Seine Stimme glitt ab, als wollte sie ihm nicht mehr gehorchen und er begriff, dass er kurz davor stand einzudösen.
    »Was weißt du nicht?«
    »Wir… wir sind verwundet worden. Sie… sie haben uns überall erwischt.«
    »Musst du jetzt gerade davon anfangen?«
    »Ja. Vielleicht auch nicht. Aber…«, Skar versuchte den Gedanken zu fassen, der ihm immer wieder beharrlich ausweichen wollte, »es stimmt etwas nicht.«
    »Was stimmt nicht?«
    »Wir hätten uns gar nicht mehr auf den Beinen halten dürfen. Ist es dir denn gar nicht aufgefallen?«
    »Was denn?«
    »Unsere Wunden heilen viel zu schnell. Hast du es nicht bei dir selbst bemerkt? Deine Stirnwunde hat sich schon fast zusammengezogen. Und sie sah bedrohlich aus. Normalerweise würde es Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis sie sich auch nur wieder einigermaßen schlösse.«
    »Das ist doch gut«, sagte Esanna und es klang wie das Schnurren einer Katze.
    »Vielleicht ist es gut«, sagte Skar. »Vielleicht auch nicht. Weil es nicht… nicht menschlich ist.«
    »Psst«, machte Esanna. »Red nicht solch einen Unsinn.
    Ich spüre doch, wie männlich du bist.«
    »Ich sagte: menschlich.«
    »Egal«, sagte Esanna und schmiegte sich noch enger an ihn. »Wir sollten jetzt nur eins: uns wärmen und schlafen.
    Um Kraft für das zu sammeln, was vor uns liegt.«
    »Ja. Das ist… vernünftig.« Skar spürte, wie ihm trotz der Kälte der Schweiß ausbrach. Esannas Knie wanderte weiter seinen nackten Oberschenkel hoch. Etwas in ihm reagierte auf diese Berührung. Seine Hand wanderte zu ihr herüber, fanden zufällig eine Lücke in dem besudelten, eingerissenen Stoff — doch schon eine Sekunde später wünschte er sich es nicht getan zu haben. Esanna war nicht Coar oder eine der vielen anderen Frauen, die gefragt oder ungefragt in sein Leben

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