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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wiegen, ihr Heil im Angriff und nicht erst einmal im Rückzug zu suchen.« Er schüttelte den Kopf, als könne er es selbst nicht glauben. »Es war ein geplantes Gemetzel. Aber warum hier? Warum so weit in den Bergen?«
    Die Worte trafen Esanna wie eine schallende Ohrfeige.
    »Was für einen unglaublichen Schwachsinn redest du da?«
    Ihre Augen glitzerten vor Wut, aber da war auch noch etwas anderes in ihnen, ein verräterisches Glitzern wie von mühsam unterdrückten Tränen. »Die Tiere haben die Digger abgeschlachtet, bevor die Satai ihnen in letzter Sekunde zur Hilfe gekommen sind, um sie zu retten.«
    »Wohl kaum«, sagte Skar leise. »Es war ein Hinterhalt, glaube mir.«
    »Woher willst du das überhaupt wissen? Du warst doch nicht dabei.«
    »Ich war nicht dabei, aber ich sehe die Spuren des Kampfes«, antwortete Skar. »Dort, von den Felsen nahe am Waldrand bis zum Wasser, liegen mehrere tote Digger, auf der anderen Seite des Flusses sind es tote Satai…«
    »Also könnte es doch genauso gewesen sein, wie ich gesagt habe: Die Quorrl haben die Digger angegriffen und wurden dann später von den Satai gerettet.«
    Skar drehte sich einmal auf seinem Absatz um die eigene Achse, darauf gefasst, irgendein Anzeichen eines bevorstehenden Angriffs zu sehen. Aber da war einfach nichts —nichts bis auf die Toten, die nun schon tagelang schutzlos der Witterung ausgesetzt waren. »Nein«, widersprach er dann. »Nicht so, wie die Quorrl von Bolzen, Pfeilen und Lanzen geradezu zerstückelt wurden. Wären sie die Angreifer gewesen, wären die Digger kaum noch zu einem Schuss gekommen…«
    »Und wenn schon! Was macht es für einen Unterschied, Skar, was für einen? Erklär mir das mal bitte!« Bevor sie Skar daran hindern konnte, rannte Esanna ein paar Schritte auf einen toten Digger zu und zog den Mann, der halb im Wasser gelegen hatte, ein Stück hoch und drehte ihn vom Rücken auf die Seite. Es war kein schöner Anblick: Der Hieb eines Zackenschwertes hatte ihn zwischen Schulter und Hals erwischt und war mit schier unglaublicher Gewalt bis übers Brustbein eingedrungen. Hätte der Quorrl, der den tödlichen Hieb geführt hatte, noch etwas weiter ausgeholt, hätte er den Digger wahrscheinlich regelrecht gespalten. »Da!«, schrie sie vollkommen außer sich. »Siehst du es nicht? Es war eines dieser Monster und es hat diesen Mann
umgebracht!
Es hat ihn einfach in zwei Stücke gehauen!
    Und da kommst du und willst mir irgendetwas erzählen von…« Der Rest des Satzes ging in Schluchzen unter.
    Skar wandte betroffen den Kopf ab. Wie er diese Gewaltspirale hasste, das Töten, die Rachsucht, die auf allen beteiligten Seiten immer mehr Angst, Schrecken und Grauen verursachte, aber auch den brennenden Wunsch jedem eigenen Toten mindestens einen, wenn nicht mehrere Gegner folgen zu lassen, den Willen zur Vergeltung, der schon in kleine Kinder versenkt wurde mit dem Ziel, aus ihnen perfekte Tötungsmaschinen zu machen, wenn die Zeit gekommen war:
Und wieder einmal war diese Zeit gekommen.
    Wahrscheinlich war das der Grund, warum Kama — und das, was hinter ihm stand — ihn für fähig hielt dem sinnlosen Sterben ein Ende zu bereiten. Er, der selber hunderten von Menschen und dutzenden von Quorrl das Leben genommen hatte, der als Befehlshaber tausender Krieger für mannigfaltigen Tod verantwortlich war, war auch einer der erbittertsten, weil erfahrensten Gegner von Vernichtungsfeldzügen. Er wusste wie kaum einer anderer Mensch, dass neun von zehn Kämpfen vermeidbar und im höchsten Maße überflüssig waren, dass es nur wenige Gründe gab einander zu hassen und zu töten.
    Aber das war noch nicht alles. Hier, im Angesicht des sinnlosen Todes viel zu vieler Krieger und Digger, wurde ihm zum ersten Mal klar, dass er alles daransetzen musste, um diesem fürchterlichen Kampf zwischen Menschen und Quorrl ein Ende zu bereiten. Er musste, falls ihm das Schicksal wirklich dazu die Macht in die Hände gespielt hatte, Menschen wie Esanna vor dem Schrecken weiterer sinnloser Massaker bewahren.
    Doch er zweifelte stark daran, dass er wirklich den Schicksalsfaden Enwors in eine andere Richtung spinnen konnte. Er war ja schon kaum in der Lage, dieses Kind zu bändigen, das jetzt mit rot geweinten Augen auf ihn zukam und ihm trotz seiner Trauer mit einer Mischung aus Trotz und Hass entgegenstarrte. »Und was jetzt,
großer
Skar?«, fragte Esanna herausfordernd. »Willst du jetzt immer noch behaupten, alles sei nur ein großes

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