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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Enwors bald vorbei.
    Er hätte gerne überprüft, was für Waffen sie trugen, ob sie auch kunstvoll verzierte
Tschekal
in den Kampf geführt hatten wie der Tote, dessen Schwert er trug, oder die schmucklosen Waffen, die zu seiner Zeit üblich gewesen waren. Aber jemand hatte sorgfältig alle Waffen der Krieger zusammengesucht und abtransportiert. Das war an sich nicht ungewöhnlich und doch gab es ihm zu denken: Bei den Diggern hatten neben zertrümmerten auch noch brauchbare Waffen gelegen und auch einige der toten Quorrl hatten noch ihre Zackenschwerter in den Händen ge-halten. Eine der möglichen Ursachen dafür war, dass jemand aufgetaucht war, der es den Satai unmöglich gemacht hatte, ihre Toten zu bergen und alle funktionsfähigen Waffen vom Ort der Auseinandersetzung zu entfernen. Aber wer?
    »Was stehst du hier herum, alter Mann«, sagte Esanna plötzlich dicht hinter ihm. »Passen dir die Beinkleider nicht, die du dem Toten abgenommen hast?«
    Skar wandte sich betroffen zu ihr um. Er kam sich ertappt vor; er hatte einem der toten Satai die Hose von den Beinen gezogen und war in den grob gewebten, schwarzen Stoff geschlüpft, bevor Esanna überhaupt Anstalten gemacht hatte ihm zu folgen und den Fluss zu durchqueren. Es wäre ihm lieber gewesen, sie hätte sich einen Kommentar dazu verbissen.
    »Vielen Dank der Nachfrage«, sagte er dennoch. »Der Stoff hat tagelang im Wasser gelegen und spannt etwas am Gesäß — aber sonst kann ich nicht klagen.«
    Esanna musterte ihn spöttisch. »Ich hatte schon ganz vergessen, wie du mit einer Hose aussiehst«, sagte sie. »Auch wenn sie noch etwas tropft, Hoher Satai.«
    »Sie wird schon trocknen«, sagte Skar fast grob.
    »Sollten wir nicht langsam sehen, dass wir von diesem Schlachtfeld möglichst schnell verschwinden?«, fragte sie dann.
    »Keine schlechte Idee«, sagte Skar, obwohl er gerne noch nach weiteren toten Satai gesucht hätte. Vielleicht würde er ja bei einem von ihnen etwas finden, ein vergessenes
Tsche-kal
zum Beispiel oder irgendetwas anderes, das ihn einen Stein zu dem Puzzle hinzufügen ließ, mit dem er die Geschichte der Satai in den letzten dreihundert Jahren zu rekonstruieren versuchte. Aber andererseits standen sie hier nach wie vor wie auf einem Präsentierteller und gingen mit jeder weiteren Minute, die sie sich hier aufhielten, ein unnötiges Risiko ein.
    »Sollen wir dort den Pfad hinaufgehen?«, fragte Esanna und zeigte vorwärts auf eine von Menschen, Quorrl und Wild ausgetretene Spur.
    »Ja, natürlich.« Wenn er nicht aufpasste, würde das Digger-Mädchen noch die Führung übernehmen.
    Esanna lief bereits los und ihr ganzer Körper drückte Entschlossenheit und Anspannung aus; offensichtlich wollte sie den beim Anblick der Toten wieder erwachten Schmerz des gerade erlebten Verlustes mit energischem Handeln überspielen. Wenn es ihr half — bitte schön. Während seine Sinne nach wie vor aufs Äußerste gespannt waren, begann in ihm gleichzeitig die bewusste Konzentration nachzulassen. Die letzten Tage waren ihm wie ein wochenlanges Martyrium erschienen und verlangten nun ihren Tribut. Seine Beine fanden wie von selbst den Weg, seine Augen registrierten jede Auffälligkeit seiner Umgebung und seine Ohren nahmen jedes noch so winzige Geräusch wahr, das nicht eindeutig zuzuordnen war, aber sein Verstand trieb ab aus seiner Umgebung und tauchte ein in eine traumähnliche Unendlichkeit.
    Wie lange es dauerte, bis er sich träge mit dem Handrücken über die Augen fuhr und versuchte die Benommenheit wegzublinzeln, die ihn jetzt mit aller Macht gefangen hielt, wusste er nicht. Wie aus einem tiefen Schlaf erwacht spähte er aufmerksam nach beiden Seiten. Der Wald, der diesen Teil jenseits des Flusses beherrschte, wuchs an dieser Stelle wie ein grüner Teppich den Hang hinauf und gewährte ihnen Deckung, aber er bot auch genügend Verstecke für einen möglichen Hinterhalt; er kam sich belauert und beobachtet vor.
    So ganz abwegig war sein Gefühl nicht. Es dauerte kaum mehr als ein paar Minuten, bis sie eine kleine Lichtung passierten, auf der schon wieder Spuren eines Kampfes zu sehen waren, zwei, drei Tage alt vielleicht, und damit etwas jünger als die Spuren am Fluss: ein zerbrochenes Schwert, der Kadaver eines Pferdes, halb im braunen Morast des Bodens eingesunken, Teile einer Rüstung, ein Schild…
    Sein Bedürfnis zu überprüfen, wer hier gegen wen gekämpft hatte, hielt sich in Grenzen. Der Leichnam eines Quorrl und die total

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