Enwor 11 - Das elfte Buch
damit erneut eine Wolke aus Splittern und Dreck auf sie herabregnen. Das grelle Zucken, das Donnern von Explosionen riss nicht mehr ab; die Kreatur wehrte sich gegen die Nahrak auf angemessene Art, schleuderte Blitze in ihre Richtung, die Skar an die Scannerwaffen der
Errish
erinnerten.
Verdammt. Wenn sie so weitermachten, würde das gesamte Höhlensystem einstürzen. Ihr einziger Vorteil war ihre eigene Ohnmacht: Keine der beiden kämpfenden Parteien nahm Notiz von ihnen; sie waren zu sehr mit ihren wechselseitigen Attacken und der Vernichtung der Höhle beschäftigt. Dabei blitzte ganz kurz hinter seiner Stirn der Verdacht auf, dass das Monster die Nahrak absichtlich zu ihrem wütenden Angriff provozierte, um so die Höhle zum Einsturz zu bringen und damit die fünf Überlebenden des
Khtaam
-Angriffs lebendig unter tonnenschweren Gesteinsmassen begraben zu lassen.
Esanna schien das ganz ähnlich zu sehen, denn sie stieß sich ohne Vorwarnung ab und war mit einem Satz bei den Nahrak. Skar wäre ihr gerne mit der gleichen Eleganz gefolgt, doch er hatte schon alle Mühe überhaupt auf den Beinen zu bleiben und das weitere Geschehen halbwegs zu verfolgen. Das Mädchen streckte die Hand aus in Richtung des Nahrak, der ihr am nächsten stand. Mit einer fast komisch langsam anmutenden Bewegung wandte er sich zu ihr um. Skar erkannte in diesem Moment, dass er sich getäuscht hatte:
Die Hände der Männer waren nicht leer. Es war eine Art Stab, den jeder von ihnen fest umklammerte, nicht größer als Jagdmesser, aber rund und aus einem Material, das ihm nur zu bekannt vorkam:
Sternenstahl!
Doch anders als bei seinem
Tschekal
ging ein leichtes Leuchten von dem Sternenstahl in ihren Händen aus. Was immer da vorging, was immer die Nahrak da taten; es hatte wohl kaum etwas mit Magie zu tun, sondern vielmehr mit der Technik der Alten, mit der unbegreiflichen Macht der Menschen, die sich so weit von aller Vernunft entfernt hatten, dass sie sich selbst und ihre Welt fast vollständig zerstört hatten, die das Sternenfeuer über die Welt gebracht hatten, als ob sie nur in ihrem eigenen Tod Erfüllung hatten finden können.
Der Nahrak schüttelte fassungslos den Kopf und es zeichnete sich ein Entsetzen auf seinem Gesicht ab, das Esanna eigentlich hätte davon abbringen müssen, ihre Bewegung zu Ende zu führen. Doch stattdessen packte sie entschlossen zu, griff, ohne zu zögern, an ihm vorbei und ließ entschlossen ihre rechte Hand auf den leuchtenden Stab aus Sternenstahl vorzucken.
Ein ekelhaftes Zischen war genau in dem Moment zu hören, als sie den Stab berührte; ein Laut, als berührte glühendes Eisen Fleisch. Ehe Skar eingreifen konnte wurde Esanna wie ein Spielzeug durch die Luft gewirbelt, flog quer durch die Höhle und krachte gegen eine der Wände, um dann an ihr abzugleiten und wie leblos auf dem Boden liegen zu bleiben.
Die Bestie, die das Ziel der Energieblitze war, stieß im gleichen Augenblick zu, pulsierte mit heftig hin und her schaukelnden Bewegungen auf die Nahrak zu, stieß ein wütendes Zischen aus und schlug mit ihren Tentakeln nach dem ihm am nächsten stehenden Mann. Der Nahrak tauchte mit einer fast spielerischen Bewegung unter dem Angriff hinweg, ohne den Leuchtstab loszulassen, und wich zusammen mit Kama und dem dritten Mann ein paar Meter zurück, um aus der Reichweite des wütenden Angreifers zu kommen.
Das Gefühl, dass hier etwas schrecklich falsch lief, verstärkte sich in Skar. Er hatte gesehen, was die
Khtaam
anrichten konnten, die winzig waren im Vergleich zu diesem ekelhaften Monstrum, und er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser ungeschickte Angriff alles war, was die Bestie zustande brachte. Es hätte nicht seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Krieger bedurft, um darauf zu kommen, dass es nicht mehr war als eine plumpe Finte, die die Nahrak dazu bringen sollte, ihr tödliches Spielzeug zur Entfaltung zu bringen: um sich damit selbst und nicht zuletzt ihn und Esanna unter einem Berg von Gesteinsmassen zu verschütten.
Es gab nur eine Möglichkeit das zu verhindern. Seine Hände hinterließen blutige Abdrücke auf dem Griff seines
Tschekals,
als es wie von selber in seine Hand glitt. Der Ster-nenstahl fühlte sich ungewohnt kalt an und gleichzeitig viel leichter, als er eigentlich hätte sein sollen. Aber vielleicht waren auch nur seine Sinne verwirrt. Es machte keinen Unterschied.
Durch ihre Ausweichbewegung befanden sich die Nahrak jetzt genau neben ihm. Das Ungeheuer stand vor
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