Enwor 11 - Das elfte Buch
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Er war nicht viel mehr als ein unbeteiligter Zuschauer, Dafür begann etwas anderes mit einer zielgerichteten Aktivität, etwas, das sich bislang so sehr im Hintergrund gehalten hatte, dass er noch nicht einmal seine Anwesenheit bemerkt hatte. Eine Anzahl der Khtaäm-Larven, die bisher keine Notiz von ihm genommen hatten, lösten sich aus dem nun plötzlich wimmelnden Hintergrund der Höhle und huschten auf ihn zu, glitten über seine Stiefel und krochen seine nackten Beine hoch. Die Berührung der feuchten, saugenden Füßchen war so widerlich, dass er sie sich am liebsten von der Haut gerissen hätte. Aber nach wie vor war er wie gelähmt. Schwäche und Übelkeit verschleierten seinen Blick. Ein scharfer, stechender Schmerz zuckte durch seinen Schädel, Krämpfe schüttelten seinen Körper und vor seinen Augen tanzten flammende und wogende Schatten, Visionen von unvorstellbarer Fremdheit. Er schrie, verlor sich in den um ihn herum tanzenden Wirbeln.
Schwarze Schlangen aus Finsternis bebten und zuckten auf ihn zu, bizarre Grimassen aus Substanz gewordener Dunkelheit grinsten ihn an, glitzernde Spinnenbeine tasteten sich zitternd in die Luft und etwas Großes, Körperloses, Schwarzes waberte und wogte wie brodelnder Nebel über den Boden, wie eine stürmische, von wilden Windböen aufgerissene See, die an die Küste anbrandete in Abermillionen Jahren währendem Bestreben sich das einzuverleiben, was einst zu ihr gehört hatte, vor unendlichen Zeiten nichts anderes als Meeresboden gewesen war und nun wieder das werden sollte, was ihr einst einverleibt gewesen war und ihr erst durch die Kraft gewaltiger Vulkane genommen worden war…
Dann zerstob die Illusion.
Es war wie ein Hieb gewesen, blitzschnelles, wütendes Zuschlagen einer unsichtbaren Macht, der gleichen Kraf, deren Anwesenheit er gespürt hatte, in den Höhlen oberhalb des Falls von Ninga… das gleiche geistige Flüstern… und doch auch wieder ganz anders. Ein Verdacht keimte in ihm auf, so selbstverständlich und doch so vollkommen unerwartet, dass er ihn kaum in Worte hätte fassen können. Bilder mehrerer im Todeskampf verbissener, unvorstellbarer Kreaturen tauchten in ihm auf, Bilder, die schon allein deswegen so unverständlich waren, weil es sich nicht um Leben handelte im üblichen Sinne…
Während er in die Knie ging und dabei Esanna mitzog, weil er — ohne es zu merken — ihre Hand in schmerzhaftem Griff umklammert hielt, tauchte etwas anderes vor seinem inneren Auge auf, ein Fragment, eine Erinnerung an einen Streit in einer gewaltigen Festung inmitten des Drachenlandes, in die ihn ein verzweifelter Kampf gegen ein namenloses Wesen verschlagen hatte. Seine Haut brannte wie Feuer, als wäre er mit einer ätzenden Flüssigkeit überschüttet worden und Esanna schrie und versuchte sich von seiner Umklammerung zu lösen — aber er merkte nichts von alledem. Er war wieder auf Drasks Festung, stand Kiina gegenüber, die ihm die erschütternde Nachricht brachte, wusste Del neben sich und…
… BEGRIFF
Es ist gigantisch, Satai. Es… es hat Elay überwuchert wie ein Geschwür und… und Tausende verschlungen. Aber nicht alle. Ich habe in der Burg gelebt, am Hof der Margoi. Ich habe vieles erfahren und vieles gesehen. Nicht alle sind mit dem Netz verbunden. Nur die Mächtigen und die Krieger. Es tötet seine Träger, manche in Tagen, andere in Monaten oder Jahren, aber es tötet sie. Vielleicht frisst es sie innerlich auf — ich weiß es nicht. Aber es ist wählerisch. Es beherrscht uns, aber es braucht uns auch.
Das Netz! Dieses
…Etwas,
das die gigantische Metropole Elay überwuchert hatte und sich immer weiter schob… wer sagte ihm, dass es nicht immer weiter gewuchert war in den letzten dreihundert Jahren und sich nicht noch immer weiter ausdehnte. Und vielleicht war es nicht alleine… vielleicht gab es mehr als nur ein Netz!
Der Gedanke zerstob so schnell, wie er gekommen war. Skar schrie auf, ließ Esanna los und schlug die Hände vors Gesicht. Sein Herz begann erneut zu hämmern und das Verlangen aufzuspringen und nur weg-, weg-, wegzulaufen, wurde übermächtig — raus aus diesem Wahnsinn, aus der Konsequenz, die seine Erinnerung mit sich gebracht hatte, dachte man den Gedanken nur ein kleines Stück weiter…
frisst sie innerlich auf… tötet sie…
und weg von der tödlichen Umarmung der Bestie, die sich seiner bemächtigen wollte für einen Zweck, der in der Zerstörung Enwors
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