Enwor 11 - Das elfte Buch
enden konnte, enden würde, wenn er es zuließ…
Skar sprang auf. Es war erstaunlich viel Kraft in ihm, beinahe so, als wären all seine Verletzungen wie fortgeblasen, und noch im Sprung riss er sein
Tschekal
aus der Scheide, um sich mit einem Kampfschrei auf die Kreatur zu stürzen, die für seine Qualen verantwortlich war.
Aber das schwarze Ungeheuer war schneller. Zwei, drei seiner Schlangenarme peitschten in seine Richtung, wanden sich wie dünne, schleimige Vipern um seine Arme und rissen ihn mit einer brutalen Bewegung herum. Er schrie auf. Seine Haut brannte wie Feuer, wo sie von den glitschigen Armen des Ungeheuers berührt worden waren. Ein betäubender Schmerz peitschte durch seine Arme, explodierte in seinen Schultern und lähmte seinen Körper. Die Höhle schien vor seinen Augen zu verschwimmen. Das Ungeheuer ragte wie ein gewaltiger, verzerrter Schatten vor ihm auf. Seine Tentakel hatten sich von Skars Armen gelöst, aber er war trotzdem unfähig sich zu bewegen…
… und tauche stattdessen wieder in die Vergangenheit ein.
»Es gab noch niemals einen Krieg wie diesen«, hörte er Dels Stimme über die Schranken der Zeit hinweg. »Es geht hier nicht um die Macht in einem Königreich. Es geht nicht um Schätze oder Landgewinn. Es geht nicht einmal um Macht. Es geht um die Existenz unserer Welt.«
»Aufhören!«, schrie Skar und hämmerte sich mit geballten Fäusten selber ins Gesicht, als könnte er damit die quälende Erinnerung auslöschen.
»Vielleicht ist das immer noch besser, als wenn sie von Männern wie dir beherrscht würde«, schleuderte Skar Del entgegen und der Satz war so lebendig, als hätte er ihn nicht vor Jahrhunderten ausgesprochen, sondern erst gerade in diesem Moment.
Er erschrak über seine eigenen Worte und auch Del fuhr wie unter einem Hieb zusammen. Skar begriff, dass er ihn zum allerersten Mal wirklich getroffen hatte, seit sie diesen endlosen Streit begonnen hatten. Seine Worte taten ihm Leid. Aber er spürte auch gleichzeitig, dass sie die Wahrheit gewesen waren. Und dass sie das wenige, was noch zwischen ihnen gewesen sein mochte, endgültig zerstört hatten.
Er hatten den Mantel des Hohen Satais getragen, damals, und er hatte Del die Wahrheit sagen gehört…
Es geht um die Existenz unserer Welt…,
ohne wirklich zu ahnen, was für Konsequenzen das mit sich brachte. Als er den Mantel des Hohen Satais mit zitternden Händen von seinen Schultern gelöst hatte, um ihn vor Dels Thron zu Boden zu werfen, war das der Anfang des Endes ihrer Freundschaft gewesen, eine Freundschaft, die im Grunde erst in dem Moment geendet hatte, als ihn der hühnenhafte Satai niedergestochen hatte. Aber das Schlimme war… in diesem einen Moment hatte nicht er, sondern Del Recht gehabt: Es wäre besser gewesen, ein Mann wie er hätte über Enwor geherrscht, damals, vor dreihundert Jahren, als dieses Etwas, das sich mittlerweile wie eine schwärende Krankheit immer weiter über den ganzen Planeten ausbreitete, mit seinen Fühlern alles unterwanderte, was sich seiner nicht erwehren konnte, getrieben von einem unheimlichen Instinkt, der es nie würde enden lassen, bis nicht alles durchsetzt war von diesem unbegreiflichen Geschöpf, das auf einer Welt wie dieser keine Existenzberechtigung haben sollte.
Es war wie ein Hinübergleiten in eine andere Wirklichkeit.
»Verdammt, rede ich so undeutlich oder willst du mich nicht verstehen«,
brüllte er Del in seiner Erinnerung an, und gleichzeitig sah er in der Gegenwart, wie sich die Nahrak bei den Händen fassten wie ängstliche Kinder und eine Dreierformation bildeten. Eine Linie aus unerträglich grellem, zischendem Licht jagte im Zickzack über den Boden, brannte eine rauchende Spur in den Boden, berührte fast spielerisch die Ausläufer der Kreatur. Ein grollender und zugleich unheimlich hoher Laut dröhnte in seinen Ohren…
und Dels Lächeln erlosch nach und nach, als er seinem Blick begegnete, und schließlich machte sich so etwas wie Betroffenheit auf seinen Zügen breit. »Was ist nur mit dir geschehen, Del«, flüsterte Skar…
und dann traf die zackende Energiespur den Körper der Kreatur.
Der Blitz fror regelrecht ein, wurde zu einem zuckenden, hin und her peitschenden Tentakel aus purer, blauweiß knisternder Energie, der beinahe liebkosend über das unförmige Etwas glitt, das ihnen den Weg versperrte. Doch da war schon ein neuer armdicker Tentakel aus gleißendem Licht heran, schlug sich seine Bahn und…
Del schoss einen zornigen
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