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Enwor 2 - Die brennende Stadt

Enwor 2 - Die brennende Stadt

Titel: Enwor 2 - Die brennende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Du bist Skar, der Satai.« Für einen winzigen Moment schienen die flackernden Schatten von der grauen Mauer auf sie überzuspringen und ihr Gesicht hinter einem düsteren Schleier zu verbergen. »Ich habe mit dir zu reden.«
    Skar starrte sie drei, vier Sekunden lang durchdringend an, aber Gowenna hielt seinem Blick gelassen stand. Es gab nicht viele Menschen, die das konnten.
    »Ein seltsamer Ort für ein Gespräch«, sagte Skar.
    »Was ich dir zu sagen habe, ist nicht für jedermanns Ohren bestimmt. Erst recht nicht für die eines schwatzhaften Wirts. Ich habe einen Auftrag für dich und deinen Freund.«
    »Du?« fragte Skar zweifelnd.
    Gowenna machte eine ungeduldige Bewegung mit dem verhüllten Schwert. »Ich oder jemand, für den ich spreche, das bleibt sich gleich. Bist du interessiert?«
    Skar schluckte die scharfe Antwort, die ihm auf der Zunge lag, herunter und rang sich ein nichtssagendes Eächeln ab. »Das kommt ganz darauf an, was du von mir willst. Und was du bietest«, fügte er nach einer winzigen Pause hinzu.
    Auf Gowennas Gesicht schien sich für einen winzigen Moment fast so etwas wie Verachtung zu spiegeln. »Um Geld brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, sagte sie abfällig. »Wenn das alles ist, was dich interessiert. Folge mir.« Sie wandte sich um und wollte vor Skar die Straße hinabgehen, aber er vertrat ihr rasch den Weg.
    »Nicht so eilig«, sagte er. »Ich habe nicht gesagt, daß ich dich begleiten werde. Ich weiß weder, wer du bist, noch —«
    »Du wirst es rechtzeitig erfahren«, unterbrach ihn Gowenna.
    »Komm jetzt — mein… Auftraggeber erwartet dich.« Sie schob ihn mit einer überraschend kräftigen Bewegung zur Seite, zog die Kapuze zum Schutz gegen den Regen tiefer in die Stirn und eilte die Straße hinab, ohne sich noch einmal umzusehen. Sie schien voll-
    kommen sicher zu sein, dab Skar ihr folgen würde.
    Skar zögerte aber merklich, das zu tun. Es war nicht so, daß er Angst hatte — hätte diese seltsame Frau ihn in eine Falle locken wollen, hätte sie es sicher geschickter anstellen können. Außerdem wußte er sich seiner Haut durchaus zu wehren.
    Aber etwas war in ihm, das ihn warnte, eine unhörbare, drängende Stimme, die ihm zuflüsterte, auf der Stelle kehrtzumachen und so schnell wie möglich zur Arena zurückzugehen.
    Doch er tat es nicht.
    Gowenna hatte gesagt, daß es nicht weit sei, aber sie durchquerte das Händlerviertel zur Gänze, ehe sie das erste Mal stehenblieb. Die Straßen waren noch immer menschenleer, und fast, als wolle die Natur den Umstand, daß es hell und wärmer geworden war, ausgleichen, hatte es stärker zu regnen begonnen. Der Wind trieb die grauen Schleier jetzt beinahe waagerecht vor sich her, und Skar mußte vornübergebeugt und mit gesenktem Kopf gehen, um überhaupt noch atmen zu können. Er begann sich mit jedem Schritt unwohler zu fühlen, aber er schrieb diesen Umstand der Kälte und seiner Erschöpfung zu, obwohl er wußte, daß es in Wirklichkeit nicht so war. Irgend etwas an dieser Frau, an ihrem Auftreten und der Art, in der er ihr begegnet war, beunruhigte, irritierte ihn. Das Zusammentreffen mit ihr war kein Zufall gewesen. Sie hatte in der Taverne auf ihn gewartet, als hätte sie genau gewußt, daß er käme. Es war nicht das erste Mal, daß Skar auf eine Frau traf, die eine Waffe führte und sie offensichtlich auch zu benutzen wußte, aber er war selten jemandem — gleich, ob Mann oder Frau — begegnet, den eine so unerschütterliche Aura von Stärke und Selbstsicherheit umgab. Und er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wozu jemand wie sie die Hilfe eines Satai benötigte, welche Aufgabe diese Frau für ihn und sein Schwert hatte, die sie nicht selbst zu lösen imstande gewesen wäre. Satai waren Söldner, Männer, die ihre Waffenarme verkauften, trotz aller Ideologie Krieger, Krieger für Geld. Diese Frau brauchte keinen Krieger.
    Skar zweifelte nicht einen Augenblick daran, daß Gowenna mit dem Schwert kaum weniger gut umzugehen wußte wie er selbst oder Del.
    Er ertappte sich dabei, wie seine Hand unter dem Umhang nach dem Griff des
Tschekal
tastete. Das Metall fühlte sich kalt und feucht an; die kurze Zeit, die er in RACHES WACHT gewesen war, hatte nicht genügt, die Kühle daraus zu vertreiben. Trotzdem fühlte es sich gut an. Etwas von der Stärke eines Satai steckte in seiner Waffe. Wenn es wirklich eine Falle war, in die er lief . ..
    Skar vertrieb den Gedanken mit einem ärgerlichen

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