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Enwor 3 - Das tote Land

Enwor 3 - Das tote Land

Titel: Enwor 3 - Das tote Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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übermannte.
    Auch ihre Gestalten waren verändert. Bisher waren sie identisch gewesen, kleine, graue gefährliche Zwillinge, einer der Schatten des anderen. Jetzt war einer von ihnen, der Jüngere, deutlich größer und breitschultriger, und seine Bewegungen waren eckig und starr, nicht mehr die eines Sumpfgeistes, sondern eines Menschen. Für einen winzigen Moment dachte Skar an den Tag zurück, an dem er die Sumpfmänner zum ersten Mal gesehen hatte. Sie waren, damals noch zu dritt, in der Maske von Menschen aufgetreten. Es war keine Maske gewesen.
    »Bist du bereit?« Es war nicht mehr El-tras Stimme, die zu ihm sprach.
    »Ich ...« Skar stockte verwirrt, sah hilflos von einem der Sumpfmänner zum anderen und schüttelte den Kopf. »Was ist geschehen?« fragte er. »Wie ...«
    »Die Zeit drängt«, fiel ihm El-tra ins Wort. »Verion und Bend sind bereits überfällig. Die Wachen an der Kluft werden mißtrauisch werden, wenn sie nicht zurückkehren. Wir haben nur diese eine Chance. Geh und wecke Gowenna.«
    Noch während Skar, noch immer starr vor Überraschung und ungläubigem, nur allmählichem Begreifen, dastand und die beiden auf so unglaubliche Weise verwandelten Brüder anstarrte, begannen diese sich ihrer Umhänge zu entledigen. Darunter waren sie nackt; wie ihre Gesichter waren auch die Körper der beiden Krieger perfekt nachgeahmt bis ins letzte Detail. Skar sah, daß die Männer krank sein mußten — ihre Haut wies große, haarlose Flek-ken auf, in deren Zentren kleine entzündete Eiterpusteln saßen.
    Sie bückten sich, zogen die Toten aus und schlüpften hastig in deren Kleider; die Helme hoben sie zwar auf, streiften sie jedoch nicht über. Skar löste sich mühsam von dem bizarren Anblick und ging mit eiligen Schritten zu Gowenna zurück. Sie schlief noch immer, öffnete jedoch sofort die Augen, als er sie an der Schulter berührte. Ihr Blick war klar.
    »Sind sie bereit?« fragte sie.
    Skar nickte wortlos. Gowenna würde über die Verwandlung der El-tra nicht erstaunt sein. Sie mußte gewußt haben, was geschehen würde.
    Sie stand auf, zog sich eilig an und begab sich dann an seiner Seite zu den El-tra. Die Sumpfmänner waren mittlerweile damit fertig, sich umzuziehen. Es gab jetzt nichts mehr, was sie noch von den beiden echten Kriegern unterschieden hätte. Sie waren perfekte Kopien; mehr noch, sie ahmten die beiden Soldaten nicht nach — sie waren es.
    »Wir nehmen die Tiere von Verion und Bend«, sagte der Jüngere. »Ihr sucht euch unter den anderen die ausgeruhtesten Pferde aus.«
    Skar setzte sich gehorsam in Bewegung, blieb aber nach zwei Schritten wieder stehen und sah den Sumpfmann verwirrt an. »Du meinst, wir — sollen euch begleiten?« fragte er stockend.
    »Natürlich. Ihr seid unsere Gefangenen. Die Männer an der Schlucht haben gesehen, wie die Patrouille hinter uns hergejagt ist. Wenn wir euch als Gefangene mitbringen, haben wir noch am ehesten eine Chance, sie zu überraschen. Aber wir müssen uns beeilen. Wir sind schon zu lange fort, und sie werden mißtrauisch werden.«
    Wir, dachte Skar. El-tra sprach, als wäre er einer der Krieger. »Wie viele sind es?« fragte Gowenna, während sie zu den Pferden hinübergingen.
    »Sechs«, antwortete El-tra. »Mit uns. Also noch vier. Aber sie sind gut ausgebildet und haben Befehl, beim geringsten Verdacht zu schießen. Auch auf ihre Kameraden.«
    Gowenna nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Sie ist mißtrauisch«, sagte sie halblaut. »Sie ahnt, daß wir noch leben. Werden die Männer den Befehl ausführen?«
    El-tra nickte. »Ja.«
    Skars Verwirrung wuchs mit jedem Wort, das er hörte. »Ich verstehe nichts mehr«, murmelte er. »Soll das heißen, ihr habt ihre Gedanken gelesen?«
    »Nicht ihre Gedanken«, antwortete Gowenna an El-tras Stelle. »Ihre Erinnerungen. Sie sind sie. Was diese Männer wußten, wissen auch sie.«
    »Nicht ganz«, sagte El-tra. »Etwas ist anders.«
    Gowenna blickte zuerst den Sumpfmann, dann Skar, dann wieder El-tra verwundert an. »Wie meinst du das?«
    »Die Matrix war vorhanden«, antwortete El-tra. Skar spürte, wie schwer es ihm fiel, auf die Frage zu antworten. Seine Worte kamen schleppend, als müsse er sich jede Silbe genau überlegen. »Aber da war noch etwas anderes. Etwas, das ich nicht beschreiben kann. Es ...« Er stockte, sah Skar in die Augen und lächelte flüchtig. »Die Matrix war überlagert. Ein fremder Einfluß hat diese Männer ergriffen.«
    »Matrix?« wiederholte Skar

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