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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bleiben.
    Um ein Haar hätte er laut aufgelacht. Der Gedanke war so makaber, daß er schon fast wieder komisch war. Vielleicht war niemals in der Geschichte dieser Welt ein Mann von einem so übermächtigen Feind verfolgt worden wie er — und trotzdem war es gerade dieser Umstand, der ihn sich so sicher fühlen ließ.
    Er wandte sich um, suchte sich einen einigermaßen trockenen Platz und ließ sich darauf nieder. Er fühlte sich schwach, jetzt, wo er nicht mehr im Sattel saß, aber auch das war etwas, woran er sich fast schon gewöhnt hatte. Der Schwächeanfall während ihrer Flucht aus Anchor war kein Zufall gewesen. Seine Kraft ließ im gleichen Maße nach, in dem sie sich der Verbotenen Stadt näherten.
    »Wir sollten uns überlegen, was wir tun«, sagte Herger plötzlich.
    Skar fuhr aus seinen Gedanken hoch. Er hatte nicht gemerkt, daß Herger näher gekommen und einen halben Schritt vor ihm stehengeblieben war. Er sah auf, starrte Herger eine Sekunde lang an und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sein Gaumen schmerzte bereits vor Durst, aber er widerstand der Versuchung, aufzustehen und zum Fluß zu gehen und zu trinken. Er wußte, daß das, was er tat, albern war, aber er wußte, daß er diese Bestätigung einfach brauchte: einen winzigen Triumph über sich selbst, der überflüssige und vermutlich sogar schädliche Beweis, daß er noch immer Herr seines Körpers war; daß sein Wille noch immer stärker war als dieses empfindliche Instrument, dessen er sich bediente.
    »Was meinst du?« fragte er schwach. Er hatte Mühe, sich überhaupt auf Hergers Worte zu besinnen.
    »Nichts Bestimmtes. Ich ...« Herger schüttelte den Kopf, setzte sich mit einer plötzlichen, abrupten Bewegung neben Skar auf den schlammigen Boden und zog die Knie an den Körper, bis er das Kinn darauf stützen konnte. »Ich habe ein ungutes Gefühl«, murmelte er.
    Skar nickte. »Ich auch. Vor allem im Magen.«
    »Es gibt ein kleines Dorf nicht sehr weit von hier«, sagte Herger. »Wir könnten versuchen, dort Lebensmittel und frische Pferde zu kaufen.«
    Skar schüttelte heftig den Kopf. Ganz davon abgesehen, daß sie nichts hatten, womit sie hätten bezahlen können, wollte er kein Risiko mehr eingehen. Sie hatten zu viele Entbehrungen auf sich genommen, um jetzt einfach in das nächstbeste Dorf zu spazieren und nach Essen und einem Schlafplatz zu fragen. Vermutlich wäre das Risiko wirklich minimal gewesen — aber er wollte es trotzdem nicht eingehen, einfach aus dem gleichen Grund, aus dem er seinem Durst widerstand. Jetzt in das nächste Dorf einzureiten und dort womöglich Essen und einen warmen Schlafplatz zu finden, hätte fast eine Enttäuschung bedeutet — ein Gefühl ähnlich dem, das ein Mann empfinden mochte, der unter großen Mühen einen Berg besteigt und, am Gipfel angekommen, feststellen muß, daß es auf der anderen Seite einen bequemen Pfad gibt. Herger schnitt eine Grimasse. »Ich glaube nicht, daß Velas Spione jetzt schon in jedem Bauernhaus sitzen«, sagte er ironisch. »Das Risiko ist nicht sehr groß.«
    »Nein«, sagte Skar einfach.
    Herger seufzte, riß einen dürren Grashalm aus und begann, darauf herumzukauen. »Auch gut«, sagte er. »Ich wollte ohnehin schon immer wissen, wie lange ein Mensch ohne Nahrung auskommen kann.«
    »Länger als ohne Freiheit«, murmelte Skar.
    Herger gab einen undefinierbaren Laut von sich. »Eigentlich hätte ich mir denken sollen, daß du keine Gelegenheit ausläßt, eine deiner berüchtigten dramatischen Bemerkungen anzubringen«, sagte er in einer Mischung aus Spott und echtem Ärger. »Niemand zwingt dich, bei mir zu bleiben«, sagte Skar grob.
    »Ich frage mich ohnehin, warum du es tust.«
    Herger grinste. »Du bist mein Kapital, Skar. Wenn dir etwas zustößt, dann bin ich runiert. So einfach ist das.«
    Skar wußte für einen Moment nicht, ob er nun wütend werden oder lachen sollte, aber Herger sprach bereits weiter: »Natürlich könnte ich aufstehen und gehen«, sagte er gleichmütig. »Und wie kämst du dann nach Elay?«
    Skar musterte ihn kühl. »Ich bin um die halbe Welt gereist, Herger, und werde auch die letzten hundert Meilen noch schaffen, glaub mir.«
    »Und wenn du auf Händen und Knien kriechen müßtest, wie?« Seltsamerweise sprach Herger die Worte vollkommen ernst aus. Der spöttische Unterton fehlte, und in seinem Blick war etwas, das Skar zusammenzucken ließ.
    »Weißt du, an wen du mich erinnerst, Skar?« fuhr Herger fort.
    »An

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