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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Herger hinauswollte, aber er hatte das Gefühl, daß es mehr war als ein belangloses Gespräch am Lagerfeuer.
    »Ich wollte dich schon lange fragen«, fuhr Herger nach einer Weile fort. »Aber ich habe noch keine Gelegenheit gefunden.« »Dann laß es jetzt auch sein«, knurrte Skar. »Ich wüßte nicht, was an einem nächtlichen Schlachtfeld —« Er brach mitten im Satz ab, als der Quorrl ein dumpfes Stöhnen ausstieß und sich bewegte. Die Hand des Quorrl ruckte unter der Decke hervor und krallte sich in den hartgefrorenen Boden. Der gewaltige Körper zuckte. »Er erwacht«, keuchte Herger.
    Skar war mit einem Satz auf den Füßen und neben dem Quorrl. Die Lider des Wesens flatterten. Er stöhnte erneut, versuchte sich zu bewegen und sackte mit einem sonderbar hohen Laut zurück. Seine Augen öffneten sich, aber ihr Blick schien durch Skar hindurchzugehen.
    »Sei vorsichtig«, sagte Herger gehetzt. »Wenn er dich erkennt ...«
    Skar brachte ihn mit einer unwilligen Geste zum Verstummen.
    Der Quorrl bewegte sich stärker. Seine grausamen Krallen wühlten den Boden auf und fuhren mit scharrendem Geräusch über Eis und Stein, aber es war trotz allem keine Kraft in dieser Bewegung. Die großen, pupillenlosen Augen waren verschleiert. Wenn das Wesen überhaupt etwas sah, dann nicht ihn. Trotzdem spannte er sich, um im Notfall sofort zur Seite springen zu können. Es war nicht das erste Mal, daß er einem Quorrl begegnete, und er wußte, daß die sechsfingrigen Klauen des Wesens stark genug waren, Stahl zu zermalmen.
    »Kannst du mich hören?« fragte er.
    Die Lippen des Quorrl zuckten, aber Skar war nicht sicher, ob das eine Reaktion auf seine Worte oder nur Schmerz war. Er beugte sich vor, tauschte einen raschen Blick mit Herger und legte dem Quorrl die Hand auf die Stirn. Die Schuppenhaut fühlte sich hart und trocken an, und Skar konnte den hämmernden Pulsschlag des Wesens fühlen. Die beiden Herzen des Quorrl rasten; ihr Schlag war unregelmäßig.
    »Verstehst du, was ich sage?« fragte Skar eindringlich. »Du bist in Sicherheit. Wir sind deine Freunde. Wir werden dir nichts tun.« Die Bewegung kam selbst für Skars Reaktionen zu schnell. Der Quorrl bäumte sich auf. Ein gellender, unglaublich lauter Schrei brach aus seinem lippenlosen Maul. Seine Pranke zuckte hoch, packte Skars Oberarm und drückte zu. Skar schrie vor Schmerz auf und warf sich zurück, aber den unmenschlichen Kräften des Quorrl hatte er nichts entgegenzusetzen.
    Herger stieß einen erschrockenen Ruf aus, riß sein Schwert aus dem Gürtel und schwang die Waffe mit beiden Händen.
    »Nicht!« schrie Skar verzweifelt. »Tu es nicht!«
    Herger erstarrte mitten in der Bewegung. Der Quorrl hatte sich wieder beruhigt. Er war zurückgesunken und stöhnte leise. Aber seine Linke umklammerte immer noch Skars Arm. Der Schmerz war für Skar fast unerträglich.
    »Khomat«,
flüsterte der Quorrl.
»She cedykhomat.«
Nur diese drei Worte, immer wieder. Seine Lider waren abermals geschlossen, aber Skar konnte sehen, wie sich die Augäpfel hinter den Lidern hektisch hin und her bewegten.
    »Hilf mir«, preßte Skar mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Er rückte von dem Quorrl ab, so weit es ging, ließ sich auf die Knie sinken und versuchte, die Finger des Wesens zurückzubiegen. Herger kniete neben ihm nieder, umklammerte das Handgelenk des Quorrl und versuchte mit der anderen Hand, die beiden Daumen des Wesens zurückzubiegen.
    Selbst zu zweit schafften sie es kaum. In Skars Augen standen Tränen, als sein Arm endlich wieder frei war. Seine Hand begann zu prickeln, als das Blut in die abgeschnürten Glieder zurückkehrte. Er stand auf, wich hastig ein paar Schritte von der graugeschuppten Gestalt zurück und massierte seine Hand. »Das war knapp«, murmelte er. »Ich hätte auf dich hören sollen, Herger. Ich werde wohl langsam alt.«
    Hergers Gesicht war grau vor Schrecken. Seine Hände zitterten, als wäre er es gewesen, den der Quorrl gepackt hatte.
    »Was hast du?« fragte Skar. »Es ist vorbei — mir ist nichts pas-siert.«
    Herger schüttelte den Kopf. »Du ... sprichst seine Sprache nicht?« fragte er.
    Skar verneinte. »Nicht sehr gut. Was hat er gesagt?«
    Herger sah auf. In seinen Augen flackerte Panik.
»Khomat«,
murmelte er.
    »Und was bedeutet das?«
    Hergers Lippen zuckten, aber er antwortete nicht. Er starrte an Skar vorbei in die Nacht hinein, und sein Blick irrte unstet über das dunkle Schlachtfeld. Seine Hände zitterten.
    »Was

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