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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und das zur Hand und warf es jedesmal fort, um weiterzugehen. Schließlich, schon auf halbem Wege zum Fluß hinunter, fand er das, wonach er gesucht hatte: einen handbreiten, mit metallenen Gliedern verstärkten Gürtel, der stabil genug erschien, einen Ochsen zu halten. Er hob ihn auf, wischte mit dem Handrücken Schnee und verklumpten Matsch von den blinkenden Kupfergliedern und warf ihn sich mit einem zufriedenen Nicken über die Schulter.
    Als er sich umdrehte, um zu Herger zurückzugehen, sah er die Spur.
    Sie begann am Fluß und war eine schnurgerade Doppellinie, die aus dem Wasser hervorkam, wenige Schritte neben ihm vorbeiführte und dann, einen sanften, nach Westen geneigten Bogen schlagend, hinter den Hügeln jenseits ihres Lagers verschwand. Es war keine menschliche Spur — die Abdrücke waren groß wie eine Hand, aber viel tiefer, als sie selbst ein schwerbeladenes Packpferd hätte hinterlassen können, und ihre Ränder waren seltsam verwaschen, als wäre der Schnee halb geschmolzen und unter dem eisigen Wind sofort wieder erstarrt. Wäre sie kleiner gewesen, hätte es die Spur eines Hundes sein können.
    Skars Herz schien einen schmerzhafen Sprung zu machen. Für den Bruchteil einer Sekunde stieg Panik in ihm auf, eine graue, unbezwingbare Furcht, die jeden Ansatz klaren Denkens hinwegspülte. Er fuhr herum, drehte sich ein-, zweimal um seine Achse und griff instinktiv zum Gürtel, ehe ihm einfiel, daß der Waffengurt mit dem
Tschekal
am Sattel seines Pferdes hing, nur ein paar Schritte entfernt, aber trotzdem unerreichbar.
    Der Gedanke brachte ihn wieder in die Realität zurück. Die Spur war mehrere Stunden alt. Wenn der Wolf gekommen wäre, um ihn zu töten, dann wäre er jetzt schon lange nicht mehr am Leben. Trotzdem blieb die Furcht; eine unsichtbare eisige Faust, die ihn umklammert hielt und ihm den Atem abschnürte. Er atmete ein paarmal tief ein, ballte die Fäuste, so fest er konnte, und versuchte das Gefühl zurückzudrängen. Aber sein Herz hämmerte weiter, und das eisige Gefühl in seinem Magen schien eher schlimmer zu werden. Er mußte sich mit aller Macht dazu zwingen, sich herumzudrehen und der Fährte zu folgen.
    Sie führte knapp an ihrem Lager vorbei, bog dann nach Westen ab und verschwand hinter den Hügeln. Herger rief etwas, als Skar an ihm vorbeiging, aber er, Skar, achtete gar nicht auf die Worte, sondern ging mit erzwungen ruhigen Schritten weiter, erklomm den Hügel und blieb auf seiner Kuppe stehen.
    Er empfand nicht einmal Schrecken — allerhöchstens so etwas wie Verwunderung darüber, daß er nicht von selbst darauf gekommen war.
    Die Wolfsfährte ging vor ihm weiter — in direkter Linie den Hügel hinab und den nächsten wieder hinauf. Es sah aus, als hätte das Ungeheuer nicht einmal im Schritt verharrt, um die beiden Krieger zu töten.
    Sie lagen in seltsam verrenkter Haltung im Schnee, zwei mehr als zwei Meter große Giganten, in schwarze, stachelbewehrte Hornpanzer gekleidet. Velas Krieger. Tuans Fluch, den sie heraufbeschworen und mit hierhergebracht hatten. Keine Menschen, sondern ... Dinger, leblose Scheusale, deren äußere Form allein deshalb der menschlichen zu ähneln schien, um ihre Vorbilder zu verspotten. Skar hatte es geahnt, als er das Schlachtfeld gesehen hatte, die Spuren eines Kampfes, der nur auf einer Seite Verluste forderte, und er hatte es gewußt, als er den Quorrl von Dämonen hatte reden hören.
    Aber er war ein Narr gewesen, sich im Ernst einzubilden, daß sie keinen Wächter zurücklassen würde. Welchen Auftrag hatten sie gehabt? Den, ihn zu töten? Oder nur den, ihn zu beobachten und jeden seiner Schritte zu registrieren? Aber eigentlich blieb es sich gleich — Vela wußte jetzt, daß er hier war; spätestens jetzt. Diese beiden Krieger dort unten waren mehr als ihr verlängerter Arm — sie waren ihre Augen und Ohren gewesen, zwei von Hunderten, die über das gesamte Land verstreut sein mochten und nach ihm Ausschau hielten.
    Er atmete tief ein, pumpte die Lungen mit der schneidend kalten Luft voll und versuchte an nichts zu denken. Aber als er die Augen schloß, sah er ein Gesicht vor sich — ein schmales, von glattem, dunklem Haar eingerahmtes Gesicht, dessen Augen ihn spöttisch anblickten. O nein — sie hatte diese beiden Hornkrieger nicht hier zurückgelassen, um ihn zu töten. Noch nicht. Sie mußte gewußt haben, daß er hier war, genau hier, so, wie sie wahrscheinlich die ganze Zeit über genau gewußt hatte, wo er sich

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