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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stockend. »Talin und ich haben ihn getroffen, als wir —«
    »Ich kann selbst reden«, unterbrach sie der Fremde. Er machte sich dabei nicht einmal die Mühe, Syrr anzusehen, sondern scheuchte sie mit einer unwilligen Handbewegung zur Seite, trat dicht an Skars Lager heran, betrachtete eine Weile sein geschientes Bein und musterte dann eingehend seinen Körper, nicht in der Art, in der man einen Menschen ansieht, sondern kalt und abschätzend, als betrachte er eine Ware, die er vielleicht kaufen wollte. Erst dann sah er Skar ins Gesicht.
    »Wer bist du?« fragte er.
    Skar schwieg. Die Augen des Mannes waren schmal; ihr Blick war müde, aber gleichzeitig hart. Entweder, überlegte Skar, war er von Natur aus ein grausamer Mann, oder einer, der zuviel erlebt hatte, um noch irgend jemandem zu trauen. Er wußte nicht, welcher Möglichkeit er den Vorzug geben sollte.
    »Hast du dir auch die Zunge gebrochen ?« fuhr er fort, als Skar keine Anstalten machte, zu antworten.
    »Skar«, antwortete Skar. »Mein Name ist Skar. Und wer bist du?«
    »Die Fragen stelle ich«, versetzte der Enwass. »Dein Name ist also Skar? Und was bist du?«
    Skar zögerte. Ohne Syrr anzusehen, spürte er, wie sie sich versteifte, und ihr Blick noch beschwörender wurde. Schließlich rettete er sich in ein gequält wirkendes Lächeln.
    »Das möchte ich selbst gerne wissen«, antwortete er. »Anscheinend jemand, der ein gewisses Geschick darin entwickelt hat, von einer Schwierigkeit in die nächste zu stolpern.«
    Enwass lächelte, aber es wirkte nicht echt. »Oder darin, direkten Fragen geschickt auszuweichen«, sagte er. »Nicht wahr?« Er drehte sich halb zu Syrr herum, machte eine ungeduldige Handbewegung und wartete, bis sie das Zimmer verlassen hatte. Skar war nicht sicher, ob es wirklich Zufall war, daß er dabei gerade richtig stand, um den Blickkontakt zwischen ihnen zu unterbrechen.
    »So«, fuhr er dann fort. »Jetzt können wir reden. Also — wer bist du und vor allem,
was
bist du?« Er kam näher, ließ sich mit einem erschöpften Laut auf die Bettkante sinken und schüttelte sich den Schnee aus dem Haar. »Das Mädchen hat uns erzählt, wie sie dich gefunden haben. Du warst im Tempel?«
    »Ja«, antwortete Skar. »Und bevor du fragst — ich weiß nicht, wie lange.«
    »Du weißt es nicht?«
    »Ich habe geschlafen«, antwortete Skar, etwas lauter als bisher und in bewußt scharfem, ungeduldigem Ton. »Ich weiß nichts von alledem, was hier vorgeht — von den Quorrl und dem Krieg und den...«
    »Den Satai?« fiel der Fremde ein, als Skar nicht weitersprach. »Was soll damit sein?« erwiderte Skar.
    Der Fremde lächelte dünn, griff unter seinen Mantel und zog das schmale lederne Stirnband mit dem Satai-Stern hervor, das Skar dem Toten abgenommen hatte. »Das haben wir bei dir gefunden«, sagte er. »Es ist das Zeichen eines Satai, nicht? Bist du einer?«
    Skar schnaubte. Wütend deutete er auf das Schwert, dessen Griff unter dem Mantel des Fremden hervorlugte. »Du trägst ein Schwert«, sagte er ärgerlich. »Bist du ein Krieger?«
    Enwass ohrfeigte ihn. Der Schlag kam so schnell, daß Skar keine Zeit mehr fand, ihn abzuwehren. Mit aller Kraft unterdrückte er den Impuls, seine Hand zu packen und zu verdrehen. Statt dessen hob er selbst den Arm und tastete nach seiner brennenden Wange.
    »Noch einmal«, fuhr der Fremde fort, in einem Ton, als wäre nichts geschehen. »Bist du ein Satai?«
    Skar ließ die Hand sinken und starrte ihn an. »Wenn ich das wäre, wärst du jetzt tot«, antwortete er kalt.
    Einen Moment lang schwieg der Fremde, dann nickte er. Seltsamerweise schien dies genau die Antwort zu sein, auf die er gewartet hatte. »Was bist du dann?« fragte er. »Nur ein Satai besiegt einen Satai. Oder ein Vede. Bist du ein Vede?«
    »Sehe ich so aus?« fauchte Skar. »Zum Teufel, nicht nur die Satai und Veden können kämpfen!«
    »Das stimmt«, seufzte Enwass. »Auch ich weiß mein Schwert zu führen. Aber ich kenne niemanden, der einen Satai und
drei Quorrl gleichzeitig
erschlagen könnte. Und den Hund.«
    »Den Hund hat der Junge getötet«, antwortete Skar ausweichend. »Und sie waren unaufmerksam. Ich habe sie hinterrücks angegriffen. Der Satai hatte keine Chance.«
    »Gegen
dich?«
fragte Enwass zweifelnd.
    »Ich habe ihm keine gelassen«, antwortete Skar — was sogar der Wahrheit entsprach. »Ich wußte, daß er mich töten würde in einem fairen Kampf. Und die Quorrl...« Er zögerte einen Moment. »Sie sind so

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