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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht?«
    »Dels Plan? Ja, er ist gut. Der beste, den ich je gehört habe.«
    Er lachte, ganz leise und bitter. »Titch wird gewinnen, aber es werden nicht viele von seinen Brüdern übrigbleiben, um den Sieg mit ihm zu feiern.«
    »Was für ein Wahnsinn«, murmelte Kiina. »Wir wissen, daß wir sterben werden, aber wir versuchen alles, so viele wie möglich von ihnen zu töten, vorher. Wer hat etwas von diesem sinnlosen Morden?«
    »Wer hat überhaupt jemals etwas davon gehabt, Kiina?« gab Skar zurück. »Was willst du tun? Den Männern vorschlagen, ihre Waffen niederzulegen und sich den Quorrl auszuliefern?« Er schüttelte den Kopf. »Es ist nun einmal unsere Art, uns zu wehren, wenn wir angegriffen werden. Auch, wenn es sinnlos ist.«
    »Was für ein Wahnsinn«, wiederholte Kiina noch einmal.
    »Ja«, bestätigte Skar. »Was für ein Wahnsinn.«

D er Angriff der Quorrl begann pünktlich auf die Minute. Titch hatte sein Heer zum Ufer des Flusses zurückgezogen, wie er es Skar zugesagt hatte, und schon eine Stunde zuvor hatten sich die Quorrl in Schlachtformation aufgestellt; vier hintereinandergestaffelte, immer um das Doppelte größer werdende Blöcke aus gepanzerten grünen Leibern, die reglos auf einen Gegner warteten, der nicht kam. Titch wußte es, und wahrscheinlich wußte es auch jeder einzelne Mann seines Heeres, aber die Quorrl hielten Wort. Bis zur Mittagsstunde rührte sich nichts dort unten im Tal, und Titch hatte sogar die Krieger zurückgerufen, die das Tor und den Weg belagerten, so daß Del Männer ausschicken konnte, die das Schlachtfeld nach Verwundeten absuchten und sie in die Festung trugen; nur ein kleiner Kundschaftertmpp war zurückgeblieben, der aber keinen Versuch machte, Dels Satai an ihrem Tun zu hindern. Die Ruhe, die sich über dem Flußufer und der Burg ausbreitete, war fast unheimlich.
    Aber die Sonne hatte ihren höchsten Stand kaum erreicht, als sich das Rechteckmuster aus Quorrl unten am Fluß änderte.
    Skar, der neben Del und zweien ihrer Hauptleute auf der Mauer über dem Tor stand, dem Punkt, an dem der erste und wuchtigste Angriff der Quorrl zu erwarten war, hörte weder ein Trompetensignal, noch sah er irgend etwas — aber die ungeheuerliche Heeresmasse dort unten geriet von einer Sekunde zur anderen in rasend schnelle, kochende Bewegung. Aus dem ersten der vier gewaltigen Quader wurde ein langer, pulsierender Wurm, einer stachelgespickten grünen Schlange gleich, die sich mit täuschender Langsamkeit auf den Berg und den Beginn des Serpentinenweges zuwälzte. Zehn Minuten, schätzte Skar. Die Quorrl rannten, so schnell sie konnten. Wenn sie dieses Tempo beibehielten, würden sie das Tor in zehn Minuten erreicht haben.
    Er hob die Hand und winkte den Bogenschützen zu, die sich beiderseits des Weges auf den Felsen postiert hatten; gleichzeitig gab Del ein anderes Zeichen, und überall hinter der Brüstung glommen die kleinen Kohlenfeuer heller auf. Sie mußten sparsam sein, mit allem. Kohle und Holz waren knapp. Sie hatten die Pechkessel nur so sehr befeuert, daß ihr Inhalt gerade noch flüssig blieb. Aber zehn Minuten würden reichen, den Quorrl einen heißen Empfang zu bereiten, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Sie warteten. Der Kopf der grünen Schlange aus Quorrl kam außer Sicht, als die Krieger um die erste Wegbiegung verschwanden, und Skar glaubte, ein dumpfes Dröhnen zu hören: die Schreie aus Tausenden und Tausenden und Tausenden rauher Quorrl-Kehlen. Nervös, aber trotzdem äußerlich ruhig, sah er sich um. Sie hatten etwa fünfhundert Mann auf der Mauer zusammengezogen, ein Nichts gegen die Lawine aus Quorrl, die sich auf die Burg zubewegte, aber trotzdem schon fast mehr, als der Wehrgang zu fassen vermochte. Alle zehn oder zwölf Schritte erhoben sich schwarze Pechkessel, unter denen die Feuer jetzt heller und heller loderten. Pfeile, Bolzen und Lanzen standen in sorgsam aufgereihten Bündeln an der Wand, bereit, auf die Angreifer hinabgeschleudert zu werden. Es war sehr still. Kaum jemand sprach. Sein Blick wanderte weiter, tastete über den Hof, den Dels Männer in den letzten drei Stunden in ein Labyrinth von Fallen verwandelt hatten, und glitt weiter über die Leitern und Stricke, die zur nächsten, höher gelegenen Mauer hinaufführten, dem zweiten von insgesamt fünf Wällen, die den Ansturm der Quorrl brechen sollten. Es waren nicht sehr viele Leitern.
    Aber es würden auch nicht sehr viele Männer sein, die sie benutzten. Aus dem Hof drang das

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