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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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läßt!« gab ihm Skar erregt zu bedenken. »Titch, bitte hör mir zu. Laß mich nur einen Moment erklären!«
    »Erklären?« Titch machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich will sie nicht hören, deine
Erklärungen,
Mensch. Ich will keine Worte mehr hören! Es waren Worte, die uns hierhergebracht haben! Worte, feine, geschliffene Worte, die uns glauben ließen, die alte Feindschaft zwischen euch und uns könnte begraben werden. Worte!« Er spie aus.
    »Titch, wir sind nicht eure Feinde!« beschwor Skar ihn. »Dieser Angriff heute nacht war ein fürchterlicher Irrtum, glaube mir.
    Wir sind getäuscht worden, wir alle. Du und ich, und Del und... und auch die Männer, die euch angriffen.
Sieh sie dir an!«
    Und damit zerrte er mit einem Ruck die Zeltplane herunter, die Torians verstümmelten Körper bisher verborgen hatte. Kiina schrie entsetzt auf und schlug die Hand vor den Mund, ehe sie erkannte, was darunter zum Vorschein kam, und auch einige der umstehenden Quorrl prallten erschrocken zurück. Skar drehte sich zur anderen Seite und riß auch die zweite Plane herunter.
    Aber die Reaktion, auf die er gehofft hatte, kam nicht. Titch blickte die grausige Fracht der beiden Tiere eine geraume Zeit schweigend an. Skar hätte seine rechte Hand darum gegeben, hätte er in diesem Moment gewußt, was hinter der goldenen Kampfmaske des Quorrl vorging.
    »Wer ist das?« fragte Titch schließlich.
    »Der Kommandant des Heeres«, antwortete Skar. »Und sein Berater. Sie waren es, die den Angriff auf euch befahlen. Torian wußte es nicht einmal besser. Er glaubte, von euch in eine Falle gelockt worden zu sein.«
    »Ich weiß«, antwortete Titch.
    Skar erstarrte. »Du...
weißt?«
    Der Quorrl deutete mit einer Handbewegung auf die beiden Toten. »Ich wußte nichts
davon«,
schränkte er ein. »Aber ich wußte, daß etwas geschehen war. Ich war drüben auf der anderen Seite des Flusses. Ich habe die toten Drachen gesehen. Und die Quorrl.«
    »Aber dann... dann weißt du doch, daß es nicht unsere Schuld war!« sagte Skar. »Man hat uns getäuscht, Titch. Wir sind auf eine Kriegslist hereingefallen, die —«
    »Was ändert das?« unterbrach ihn Titch. Skar starrte ihn fassungslos an, und Titch wiederholte noch einmal: »Was ändert das, Mensch? Nichts. Es macht es eher noch schlimmer.«
    »Aber ... aber verstehst du denn nicht?!« mischte sich Kiina ein. »Es war nicht —«
    »Schweig, Menschenjunges!«
donnerte Titch. »Es ändert nichts! Ihr glaubt, im Recht zu sein, nur weil es
unsere
Krieger waren, deren sich das Netz bediente? Ihr glaubt, es würde alles entschuldigen, nur weil ihr
getäuscht
worden seid?« Erregt beugte er sich im Sattel vor. »Verrate mir eines, Menschenjunges — wären es
eure
Leute gewesen, die euch
getäuscht
hätten, würdet ihr dann auch einfach den Angriff befohlen haben? Oder hättet ihr gefragt? Hättet ihr vielleicht einen Mann ausgeschickt, um festzustellen, was überhaupt passiert ist?«
    Kiina wollte antworten, aber Skar machte eine rasche, beruhigende Geste. »Nicht, Kiina«, bat er. »Er hat recht.« Er wandte sich wieder an den Quorrl. »Das haben wir«, versicherte er. »Torian hat zehn Männer ausgeschickt. Keiner von ihnen hat die Burg erreicht.«
    »Und das war dann genug«, antwortete Titch. Er lachte böse. »Belüg dich nicht selbst, Skar. Ihr hättet einen Weg gefunden, wären es
Menschen
gewesen, denen ihr mißtrautet. Aber es waren ja nur Quorrl. Es waren ja nur dumme Tiere, von denen ihr nichts anderes erwarten konntet, nicht wahr? Sie haben ja nichts anderes getan als das, worauf ihr sowieso gewartet habt!«
    Fast eine Minute lang sah Skar den Quorrl nur an. Dann senkte er fast beschämt den Kopf. »Du hast recht«, gestand er ein.
    »Es ... es tut mir leid.«
    »O ja«, höhnte Titch. »Und damit vergessen wir alles, wie?«
    Er versetzte Torians Leichnam einen Fußtritt, der das Packpferd scheuen ließ. »Wir tun einfach so, als wäre nichts geschehen. Es war alles nur ein schrecklicher Irrtum, und es ist ja nichts passiert. Es sind ja nur ein paar tausend Quorrl gestorben, und die anderen reichen allemal, den Krieg für euch zu gewinnen.«
    »Titch, bitte«, rief Skar beschwörend. »Ich verstehe deinen Schmerz, aber du ... du machst alles nur schlimmer.«
    Titchs Wutausbruch verging so schnell, wie er gekommen war. Plötzlich blickten die Augen hinter dem schmalen »T« in seiner Maske wieder kalt und unbarmherzig wie Stahl.
    »Vielleicht«, sagte er. »Aber vielleicht

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