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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Riesentieres, aber er sah, daß sie vornübergesunken war, bewußtlos oder zumindest völlig erschöpft, und auch das Tier war am Ende seiner Kräfte. Seine Flanken zitterten, und der kleine, runde Kopf pendelte unablässig hin und her. Die dreifingrigen Pfoten an seinen kleinen Vorderläufen griffen haltsuchend hierhin und dorthin, sein Schwanz peitschte nervös. Die Muskeln in seinen riesigen Hinterläufen zuckten wie unter schnellen, unregelmäßig kommenden Krämpfen. Wenn er stürzte, dachte Skar erschrok-ken, würde er seine Reiterin einfach unter sich zermalmen.
    Auch Dels Gedanken schienen ähnliche Wege zu gehen, denn er spornte sein Pferd zu noch schnellerer Gangart an. Nebeneinander sprengten sie auf die riesige Echse zu.
    Trotzdem waren sie nicht schnell genug. Skar begriff, was er vergessen hatte, als es zu spät war.
    Das Mädchen auf dem Drachen hob müde den Kopf, und für einen Augenblick begegneten sich ihre Blicke. Trotz der Entfernung sah Skar, wie in ihren Augen eine Mischung aus Erleichterung und abgrundtiefem Entsetzen aufglomm, aber er verstand dieses Erschrecken nicht — bis sie den Arm hob und er das silberne Funkeln in ihrer Hand sah.
    Del und er reagierten gleichzeitig. Für Bruchteile von Sekunden waren sie wieder das perfekt aufeinander eingespielte Team, das sie vor einem Menschenalter einmal gewesen waren — Del riß sein Pferd nach links und ließ sich gleichzeitig aus dem Sattel kippen, nur noch mit einer Hand und einem Fuß an Zaumzeug und Steigbügel hängend und den Pferdeleib als Deckung zwischen sich und dem Mädchen, eine Taktik, die gegen eine Waffe wie einen Scanner reichlich lächerlich anmutete, aber einfach zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen war, als daß er sie ändern konnte, und Skar tat das gleiche, während er in die entgegengesetzte Richtung auswich.
    Aber er begriff auch fast im selben Moment, daß Del und er nicht das Ziel des Drachenmädchens waren.
    Hinter ihnen jagten zwei monströse Schatten heran.
    Die beiden Daktylen waren kaum mehr zehn Meter hoch, und sie flogen so dicht nebeneinander, daß sich ihre gewaltigen Schwingen fast zu berühren schienen. Der Luftzug der riesigen peitschenden Flügel wirbelte den Schnee auf und trieb eine gewaltige Bugwelle aus kochendem weißen Staub vor sich her. Die Reiter, die ihren Weg kreuzten, wurden schlichtweg aus den Sätteln gerissen oder mitsamt ihren Pferden zu Boden geworfen. Und auch in den Händen der beiden Daktylenreiter waren winzige silberweiße Funken zu erkennen.
    Alles ging so ungeheuer schnell, daß Skar zwar registrierte, was geschah, aber nicht einmal mehr dazu gekommen wäre, irgend etwas zu unternehmen, wenn er es gekonnt hätte — was er nicht konnte.
    Das Mädchen auf dem grünen Drachen feuerte seine Waffe ab, und eine der beiden Daktylen flammte plötzlich auf wie eine übergroße Motte, die dem Feuer zu nahe gekommen war. Für den Bruchteil einer Sekunde verwandelte sie sich in eine schwarze Silhouette, die in eine Kugel grausam hellen Lichtes getaucht war, dann schlugen Flammen aus ihren papierdünnen Flügeln, griffen in unglaublicher Schnelligkeit auf ihren Körper und den ihres Reiters über und rissen sie regelrecht in Stücke.
    Fast im gleichen Augenblick schoß der Mann auf der zweiten Daktyle. Und auch er traf sein Ziel.
    Eine dünne Nadel aus Licht bohrte sich in den Leib der grünen Echse, und plötzlich verschwand eines ihrer Hinterbeine in einer brodelnden Feuerwolke. Das Tier brüllte vor Schmerz und Angst, versuchte noch einen Schritt zu machen und brach zusammen.
    Aber eine Sekunde vorher, während sich sein Körper noch wie eine gefällte Rieseneiche zur Seite neigte, griff das Höllenfeuer des Scanners auf die schmale Gestalt in seinem Nacken über und ließ ihren Mantel und ihr Haar wie trockenes Stroh aufflammen.
    » H shie Ikhebth, Hhehrrr.« Der Quorrl sah hoch und versuchte, sein Schlangengesicht zu etwas wie einem Lächeln zu verziehen, was ihm allerdings nicht gelang; allenfalls, daß eine drohende Grimasse daraus wurde. »Hshie ihhsssst nhicht schwerrr ver-läzzzzt.«
    Skar reagierte nicht gleich auf die Worte. Der Quorrl hatte einen Sprachfehler, der ihn unter anderen Umständen sicher zum Lachen gereizt hätte. Jetzt erschien er ihm ... ja, irgendwie fast
bedrohlich;
ein weiteres unheimliches Detail, das die Aberwitzigkeit ihrer Situation noch zu betonen schien.
    Erst, als er selbst begriff, daß er den Quorrl nur anstarrte und dieser vergeblich seit einer

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