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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich zu, ohne sie ganz ins Schloß zu drücken, und kam auf ihn zu, wobei er einen kleinen Umweg durch die Kammer machte, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen.
    »Das war nicht besonders klug von dir«, begann er übergangslos.
    »Seit wann klopfst du an, wenn du ein fremdes Zimmer betrittst?« fragte Skar. »Früher hast du einfach die Tür eingeschlagen.«
    Del machte eine ärgerliche Handbewegung, wie um Skars Worte fortzuwischen. »Warum hast du das getan?«
    »Was?« fragte Skar, der ganz genau wußte, was Del meinte.
    Del deutete verärgert zum Fenster. »Dein kleiner Auftritt gerade«, sagte er. »Das war sehr beeindruckend, wirklich. Mein Kompliment, Skar. Das hättest du zu deinen besten Zeiten nicht wirkungsvoller hinkriegen können. Falls es unter den Männern noch irgendeinen gegeben haben sollte, der dich
nicht
gehaßt hat, dann dürftest du ihn jetzt bekehrt haben. Bist du verrückt geworden?«
    »Nein.« Skar stand auf. Er war... fassungslos. Er hatte viel erwartet von Del — eigentlich alles, angefangen von Vorwürfen über Spott bis zu verletzendem Hohn, in dem er immer schon ein Meister gewesen war. Womit er nicht gerechnet hatte und was ihn so erschütterte, das war der vollkommene Ernst, mit dem Del diese Worte sprach. »Aber ich glaube, du bist es«, fuhr er nach einer Weile fort. »Seit wann amüsieren sich Satai damit, bei einer öffentlichen Hinrichtung zuzusehen?«
    »Seit sie —«, begann Del, sprach dann aber nicht weiter, sondern machte nur eine abfällige, irgendwie resignierend wirkende Handbewegung. »Manchmal frage ich mich, ob du vielleicht recht hast«, vollendete er grollend den angefangenen Satz. »Womit?«
    »Mit deiner Idee zu gehen«, antwortete Del. »Du verstehst nichts mehr, Skar.«
    »Dann erkläre es mir«, verlangte Skar. Seine Stimme war plötzlich ganz leise, aber es war jene gläserne Schärfe darin, die außer Del nur wenige Menschen jemals gehört hatten, ohne sich voller Schrecken für den Rest ihres Lebens daran zu erinnern. »Erkläre mir, wieso ich zulassen sollte, daß
Satai
sich wie dummes Bauernvolk benehmen.« Wütend ergriff er den Zipfel von Dels schwarzem Mantel und riß ihn in die Höhe. »Du hast mich gezwungen, diesen Mantel anzuziehen, Del — jetzt erkläre mir, warum ich mich vor irgend jemandem verantworten sollte, wenn ich meine Macht ausnutze!«
    Del schlug wütend seine Hand beiseite. Seine Augen blitzten.
    »Du Narr!« schnappte er. »Ich spreche nicht von den Satai! Ich spreche von den Quorrl! Bist du verrückt geworden, Titch so zu demütigen, vor seinen Männern?«
    »Demütigen?« Skars Wut schlug übergangslos in Verwirrung um. Er hatte den Zorn in Titchs Augen bemerkt, aber —
»Ja, demütigen!«
schrie Del. »Was glaubst du, was du getan hast, du Narr! Titch ist nicht irgendwer! Er ist ein Fürst seines Volkes, so etwas wie...« Er suchte nach Worten und begann erregt im Zimmer auf und ab zu gehen. »So etwas wie du«, sagte er schließlich. »Oder ich! Sein Bruder und er waren die Kriegsherren von Quorrl! Seinen Bruder hast du erschlagen, und ihn demütigst du vor den Augen seiner Leibgarde! Verdammt, Skar, wie würdest du dich fühlen, wenn ein Quorrl käme und dir in aller Öffentlichkeit ins Gesicht spuckt?!«
    »Das habe ich nicht«, versuchte Skar sich zu verteidigen, aber er kam sich hilflos und dumm bei diesen Worten vor. Natürlich hatte er es. Er hatte mehr getan.
    »Weißt du, daß es ein Wunder ist, daß du überhaupt noch lebst?!« brüllte Del plötzlich. »Bei allen Göttern, Skar, ich dachte, mir würde das Herz stehenbleiben, als ich sah, was du tust. Es... hätte mich nicht gewundert, wenn Titch dich und alle dort unten auf dem Hof erschlagen und anschließend die gesamte Festung niedergebrannt hätte.
Dieser Quorrl ist so etwas wie ein Gott für sein Volk!«
    Skar blickte verwirrt zum Fenster, machte einen Schritt und blieb wieder stehen. »Aber ich dachte —«
    »Das ist dein Problem, Skar«, unterbrach ihn Del höhnisch.
    »Du denkst. Du denkst zuviel und im falschen Moment.« Er packte ihn grob bei der Schulter, daß Skar schmerzhaft das Gesicht verzog. »Tu mir selbst und dir einen Gefallen, Skar«, forderte er. »Frage mich demnächst um Rat, bevor du
denkst.«
Die Worte taten ihm im gleichen Moment schon wieder leid.
    Skar sah, wie er erschrak, und spürte, wie er betreten die Hand von seiner Schulter zog und zur Faust ballte. »Verzeih«, murmelte er. »Das wollte ich nicht sagen.«
    »Doch«,

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