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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zu suchen hatte. Es ging ihn nichts an.
    Stattdessen wandte er sich an Bradburn und versuchte wenigstens, sich zu so etwas wie einem Lächeln zu zwingen. Der Prediger erwiderte die Miene nicht, aber in seinen Augen war wie stets etwas von der alten Freundlichkeit und Güte. Vielleicht sah Skar sie auch nur, weil er sie sehen wollte. Außer Del war Bradburn der einzige Mensch, den er noch aus der alten Welt kannte; eines von zwei Verbindungsgliedern zwischen den beiden Leben, die er gelebt hatte.
    »Du wolltest uns sprechen«, unterbrach Del das unbehaglich werdende Schweigen.
    »Ja.« Bradburn nickte, kam mit kleinen, fast trippelnden Schritten näher und suchte etwas aus dem Durcheinander auf seinem Tisch heraus, das Skar erst nach einigen Augenblicken als die kleine Phiole wiedererkannte, die er der toten
Errish
abgenommen hatte. Einen Moment lang wog er sie in der Hand, als wisse er nicht genau, was er damit anfangen sollte, dann stellte er sie behutsam wieder zurück und deutete mit einer Kopfbewegung darauf.
    »Ich habe die letzten Stunden darauf verwandt herauszufinden, was diese Flasche enthält«, begann er umständlich.
    »Und?« Del beugte sich vor und nahm das kleine Glasgefäß seinerseits auf. In seinen gewaltigen Pranken wirkte es noch zerbrechlicher, als es ohnehin war. »Was ist drin? Ein Liebestrank der
Margoi?«
    Es sollte ein Scherz sein, aber Bradburn blieb ernst. »Nein«, antwortete er ungerührt. »Es ist Gift. Ich weiß nicht, welcher Art, und ich weiß nicht, wo es herkommt oder wie es genau wirkt. Aber es ist Gift.«:
    Del sah ihn ohne große Überraschung an. »Gift?«:
    »Die tödlichste Mixtur, die mir je untergekommen ist«, bestätigte Bradburn.
    Del fuhr erschrocken zusammen und beeilte sich, die kleine, in Kupfer eingesponnene Flasche vorsichtig wieder auf den Tisch zurückzustellen, von dem er sie genommen hatte. Er sagte kein Wort, sondern schien darauf zu warten, daß der Gesichtslose Prediger weitersprach, und auch Skar zog es vor, zu dem Gehörten zuerst einmal zu schweigen und sich im übrigen über Dels plötzlich schreckensbleiches Gesicht zu amüsieren.
    Er war nicht besonders überrascht; er wäre ganz im Gegenteil eher verwirrt gewesen, hätte die kleine Phiole irgend etwas anderes enthalten. Er verstand es nur nicht mehr. Er begriff einfach nicht, warum der
Daij-Djan
die
Errish
und ihren Drachenvogel getötet und sie somit vielleicht alle gerettet hatte.
    »Wie
tödlich?« fragte Del nach einer Weile.
    Bradburn zuckte mit den Achseln. »Tödlich genug für uns«, sagte er. »Es gibt Quellen dort unten bei den Felsen. Soviel ich weiß, bezieht die Burg ihr Trinkwasser dorther.« Er wandte sich mit einem fragenden Blick an Skar. »Glaubst du, daß du die Stelle wiederfindest, an der du die
Errish
entdeckt hast?«
    Skar nickte. »Sicher.«
    »Dann solltest du es tun«, schlug Bradburn vor, »und nachsehen, ob sich in der Nähe eine Quelle befindet. Ein Bach, der im Boden verschwindet, ein kleiner See...» Er breitete die Hände aus, um anzudeuten, daß es noch zahllose andere Möglichkeiten gab.
    »Du glaubst, die
Errish
wollte unser Trinkwasser vergiften?«: fragte Del zweifelnd.
    Bradburn wiederholte die Handbewegung und zuckte dazu mit den Achseln. »Vielleicht hatte sie auch vor, es einfach über unseren Köpfen auszugießen oder in den Fluß zu schütten.« Er seufzte, bedachte das so harmlos aussehende Fläschchen mit einem fast ängstlichen Blick und fuhr sich müde mit den Händen durch das Gesicht. »Das eine ergibt so wenig Sinn wie das andere.«
    »Wieso?« Del trat einen Schritt näher. »Gerade hast du gesagt, es wäre die tödlichste Mixtur, die du je gesehen hättest.« Bradburn seufzte erneut, wandte sich zur Seite und angelte einen halbgefüllten Becher von einem Regal, aus dem er einen gewaltigen Schluck nahm, ehe er antwortete. »Ja, das stimmt«, bestätigte er. »Ich bin kein Giftmischer, und auch kein Alchimist. Aber die
Errish
verstehen viel von den alten Künsten. Mehr als irgendeiner von uns.«
    »Hast du deshalb mit Kiina gesprochen?« wollte Skar wissen. Bradburn lächelte und brachte das Kunststück fertig, gleichzeitig mit dem Kopf zu schütteln und zu nicken. »Sie weiß viel über ihr Volk«, antwortete er. »Nicht so viel wie eine wirkliche
Errish,
natürlich, denn sie wurde niemals geweiht, aber sie war die Tochter der
Margoi.«
    Seine Worte versetzten Skar einen dünnen, aber spürbaren Stich ins Herz. Er dachte an Gowenna — Kiina, wie ihr

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