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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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blitzschnellen Tritt gegen das Knie aus dem Gleichgewicht und schlug ihm den Ellbogen gegen die Schläfe, als er neben ihm in die Knie sank. Der Quorrl kippte haltlos zur Seite und blieb stöhnend liegen.
    »Aufhören!«
schrie Skar.
»Sofort aufhören! Ich befehle es!«
    Er war sicher, daß seine Stimme gehört worden war — aber niemand reagierte. Neben ihm brach ein Satai schreiend zusammen und umklammerte die blutenden Stümpfe seiner Finger, die ihm einer der Hunde abgebissen hatte. Skar schlug dem Tier die flache Seite der Klinge über die Schnauze, erwehrte sich der blindwütigen Hiebe eines weiteren Quorrl und schrie noch einmal:
»Hört auf zu kämpfen! Ich lasse jeden hinrichten, der nicht sofort gehorcht!«
    Der Kampf ging zwar weiter, aber er begann zu erlahmen. Die anfeuernden Rufe aus der Menge waren schon lange verstummt, und ein paar der Männer, die in seiner unmittelbaren Nähe standen, lösten sich zögernd von ihren Gegnern und senkten ihre Waffen. Auf der anderen Seite der improvisierten Arena tobte das Gemetzel mit unverminderter Heftigkeit weiter.
    Skar hob wütend sein Schwert, war mit zwei, drei raschen Schritten bei den Kämpfenden und warf sich zwischen zwei Satai und einen Quorrl, die verbissen aufeinander einschlugen. Mit einem gewaltigen Hieb schmetterte er dem Quorrl die Waffe aus der Hand und schleuderte ihn gleichzeitig zu Boden, dann fuhr er herum und parierte den Schwertstreich eines der beiden Satai. Der Mann taumelte zurück, holte zu einem weiteren Schlag aus
    - und erstarrte mitten in der Bewegung, als er ihn erkannte.
    Sein Kamerad nicht. Skar war hundertprozentig sicher, daß auch er wissen mußte, wem er gegenüberstand — wenn schon nicht sein Gesicht, so war doch zumindest sein schwarzer Mantel jedem im Lager bekannt. Aber er senkte seine Waffe nicht, sondern griff Skar im Gegenteil mit einem drohenden Knurren an. Seine Klinge zuckte in einem geraden, sehr schnellen Stich nach Skars Gesicht; gleichzeitig versuchte er, ihm die Beine unter dem Leib wegzutreten.
    Skar parierte den Schwerthieb nicht, sondern sprang ein Stück zur Seite und in die Höhe, war plötzlich neben und eine halbe Sekunde später hinter dem Mann und packte seinen Schwertarm. Ein unglaublicher Zorn machte sich in ihm breit. Mit einer einzigen, wütenden Bewegung brach er dem Mann den Arm, schleuderte seinen Gegner zu Boden und warf sich auf ihn. Seine linke Hand krallte sich in das Haar des Satai und riß seinen Kopf zurück, während er die rechte zum tödlichen Hieb gegen seine Kehle ballte.
    Aber er schlug nicht zu.
    Er wollte es. Alles in ihm schrie danach, den Satai zu töten, den Trotz und Zorn in dessen Blick mit einem einzigen Hieb zum Erlöschen zu bringen. Aber er tat es nicht. Skar erstarrte wie eine Puppe mitten in der Bewegung. Aus der Wut in den Augen des Satai wurde pure Angst, dann Entsetzen, aber der Anblick steigerte die schreckliche Mordlust in Skar nur noch.
    Töte ihn!
schrie eine unhörbare Stimme in ihm.
Töte ihn! Er hat dich angegriffen! Er hat den Hohen Satai angegriffen! DU mußt ihn töten! TU ES!
    Skar stöhnte. Die Wut in seinem Inneren verrauchte, ganz ganz allmählich nur, aber er spürte, wie das böse verlockende Flüstern leiser wurde, und ganz langsam senkte er die Hand wieder.
Was war das?
dachte er entsetzt. Wirklich nur der Zorn über diesen unerhörten Angriff? Oder sein Dunkler Bruder, die Bestie in seinem Inneren, die nach zwei Jahrzehnten wieder Blut geschmeckt und zu neuer schrecklicher Präsenz erwacht war?
    Er gewahrte, wie der Kampf rings um ihn herum endgültig aufhörte und alles ihn anstarrte, ließ auch das Haar des Satai los, murmelte ein Wort der Entschuldigung, das viel mehr ihm selbst als dem Krieger galt, und wollte aufstehen. Aber er kam nicht dazu.
    Plötzlich erscholl hinter ihm ein tiefes, wütendes Knurren.
    Skar sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln, hob instinktiv die Arme, um sein Gesicht und die Kehle zu schützen — und fiel rücklings über den Satai, als der Hund ihn wie eine lebendes Geschoß aus hundert Pfund Muskeln und Knochen ansprang. Fingerlange Zähne schnappten nach seiner Kehle und fetzten Blut und Haut aus seinen Händen, dann bohrte sich ein entsetzlicher Schmerz in seinen rechten Unterarm. Skar schrie auf und versuchte, die Beine an den Körper zu ziehen, um den Hund von sich wegzuschleudern, aber das Tier wich seiner Bewegung fast spielerisch aus. Es war diese Art des Kämpfens gewohnt; schließlich hatte man es sein

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