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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Feuer brannten, und an einer Stelle unweit der gegenüberliegenden Mauer hatte sich ein großer Kreis blakender Fackeln gebildet, der in beständiger unruhiger Bewegung war. Schreie gellten zu Skar hinauf, unterbrochen von metallischem Klirren und dem wütenden Knurren und Bellen der Hunde. Skars Kammer lag gute hundert Meter über dem Hof, fast unter der Spitze des Turmes und entschieden zu hoch, ihn mehr als bloße Bewegung erkennen zu lassen. Aber er war lange genug Krieger gewesen, um zu wissen, was dort unten geschah.
    Mit einem nur noch halb unterdrückten Fluch fuhr er herum, raffte im Vorbeigehen Mantel und Waffengurt vom Stuhl und band beides um, während er die Kammer verließ und auf die Treppe zuhastete. Er lief so schnell, daß er auf den Stufen ausglitt und sich gerade noch an der Wand abstützen konnte, um einen Sturz zu vermeiden. Trotzdem brauchte er endlose Minuten, um die ge-wendelte Treppe hinunterzustürmen und den Hof zu erreichen.
    Der Lärm hatte sich in einen vielhundertstimmigen Chor aus Schreien und anfeuernden Rufen verwandelt, als er auf den Hof hinausrannte. Er hörte jetzt deutlich das Klirren von Stahl. Skar trat einen Schritt weit auf den Hof hinaus, blieb stehen und sah sich nach den Wächtern um, welche die Aufgabe hatten, für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
    Er entdeckte einen von ihnen — oder, genauer gesagt, das, was von ihm übrig war: Der Mann lag stöhnend in einer Nische neben der Tür, mit blutüberströmtem Gesicht und den zerbrochenen Resten seines Speeres in den Händen. Die Spitze samt einem halben Meter des Schaftes steckten in seinem Oberschenkel.
    Skar kniete neben dem Mann nieder, überzeugte sich mit einem raschen Blick davon, daß die große Arterie in seinem Bein nicht verletzt war, und zog den Speer mit einem Ruck aus der Wunde. Der Mann schrie vor Schmerz auf, aber sein Blick war klar, als er zu Skar aufsah.
    »Danke, Herr«, sagte er. »Ich —«
    »Was ist passiert?« unterbrach ihn Skar. Wer hat das getan ?« »Sie kämpfen, Herr«, antwortete der Mann mühsam. Sein Gesicht war grau vor Schmerz. Feiner, eiskalter Schweiß perlte von seiner Stirn und vermischte sich mit den Tränen, die aus seinen Augen liefen. »Unsere Leute gegen ... Quorrl. Ich ... weiß nicht, warum. Wir haben versucht, sie auseinanderzubringen, aber sie... sie haben uns angegriffen.«
    »Wer?« fragte Skar scharf.
    Der Wächter antwortete nicht auf seine Frage. »Die anderen sind ... sind tot, Herr«, stöhnte er.
    Skar warf einen weiteren besorgten Blick auf seine Wunde. Sie blutete stärker, jetzt, nachdem er die Klinge herausgezogen hatte. Aber sie war nicht lebensgefährlich. »Schaffst du es allein?« fragte er.
    Der Mann nickte mit zusammengebissenen Zähnen, und Skar stand auf. »Laß dein Bein versorgen«, gebot er. »Ich rede später mit dir.« Rasch wandte er sich um und begann, sich auf den Quell des Kampfgeräusches zuzubewegen. Aber obwohl er sich rücksichtslos durch die Menge drängte und schließlich sogar sein Schwert zog, um sich mit der stumpfen Seite der Klinge den Weg zu bahnen, brauchte er fast fünf Minuten, um den Kreis aus Fackelträgern zu erreichen, die den Kampfplatz umgaben.
    Und was er sah, übertraf selbst seine schlimmsten Erwartungen
    - er hatte genug Erfahrung im Kriegshandwerk, um zu wissen, daß Auseinandersetzungen zum Alltag eines Heerlagers gehörten; aber was hier geschah, hatte nichts mehr mit einem normalen Kampf oder auch einer ordinären Schlägerei gemein.
    Es war eine regelrechte Schlacht, bei der sich gut zwanzig Satai auf der einen und ein gehöriges Dutzend Quorrl auf der anderen Seite gegenüberstanden, verstärkt durch eine ganze Meute der schwarzen Kampfhunde, die knurrend und geifernd ihre jeweiligen Gegner angingen. Eine fast ebensogroße Anzahl regloser Gestalten am Boden bewies, daß der Kampf schon eine geraume Weile tobte.
    Skar stand eine Sekunde wie erstarrt da und blickte auf das Durcheinander ringender Körper, dann stieß er den vor ihm stehenden Mann zur Seite, hob das
Tschekal
und sprang mit einem Satz unter die Kämpfenden. Seine Klinge schlug zwei ineinander verbissene Schwerter auseinander, zwang den Quorrl und seinen menschlichen Gegner gleichzeitig, ein Stück zurückzuweichen, und tötete noch in der gleichen Bewegung einen Hund, der sich in den Arm eines kleinwüchsigen Quorrl verbissen hatte. Ein Schatten sprang auf ihn zu, Metall blitzte. Skar wich der Klinge im letzten Moment aus, brachte den Angreifer mit einem

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