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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Soll ich das mit einem Achselzucken und den Worten abtun:
Du lebst ja noch.«
    »Du hast völlig recht«, sagte Skar. »Ich lebe noch. Und das habe ich einem Quorrl zu verdanken, wenn du es genau wissen willst.«
    Del nickte ungerührt. »Titch ist ein kluger Mann«, warf er ein.
    »Er weiß, was geschehen wäre, hätte der Hund dich getötet.«
    Skar sprang so wütend von seinem Stuhl auf, daß das Möbel polternd umfiel.
»Verdammt, rede ich so undeutlich, oder willst du mich nicht verstehen?!«
brüllte er. »Ich spreche nicht von dem Hund, oder dem Mann, der ihn auf mich gehetzt hat! Ich rede davon, daß sich zwanzig unserer Leute mit den Quorrl dort unten eine Schlacht geliefert haben! Was gedenkst du zu unternehmen,
Hoher Satai!!«.
    Del ignorierte den verletzenden Ton, in dem er die beiden letzten Worte hervorgebracht hatte, und seufzte nur. Er schwieg. »Nichts«, beantwortete Skar nach einer Weile seine eigene Frage. Sein Zorn verrauchte so schnell, wie er gekommen war. »Du wirst nichts tun, habe ich recht?«
    »Was soll ich tun, deiner Meinung nach?« fragte Del leise. »Du hast es selbst gesagt — du weißt nicht, wer den Kampf begonnen hat, und warum. Ich werde die Männer befragen, und wenn sich herausstellen sollte, daß es einer von ihnen war, der den Streit provoziert hat, werde ich ihn natürlich bestrafen.«
    Skar lachte böse. »Als ob es eine Rolle spielt, wer
angefangen
hat. Verdammt, Del, wir sind hier nicht im Kindergarten, und es geht nicht darum, daß einer mit dem Finger zeigt und ruft, der da hat angefangen.«
    »Worum dann?« fragte Del.
    »Es geht um —« Skar brach ab, ballte hilflos die Fäuste und versetzte schließlich dem Tisch einen Tritt. Del lächelte.
    »Du willst also nichts unternehmen?« drängte Skar.
    »Was soll ich tun? Die Männer öffentlich hinrichten lassen, wie Titch es mit seinen Quorrl getan hat?« Skar wollte antworten, aber Del unterbrach ihn abermals mit einer Handbewegung und fuhr fort: »Ich verstehe dich, Skar, aber du mußt auch mich verstehen. Wir brauchen diese Männer. Die Situation ist angespannt, und das Warten macht sie verrückt. Sie sind gute Krieger, aber sie sind keine Satai — nicht so wie du und ich. Und es waren nur Quorrl.« Skar starrte ihn an. Del lächelte, aber sein Lächeln erlosch nach und nach, als er seinem Blick begegnete, und schließlich machte sich so etwas wie Betroffenheit auf seinen Zügen breit. »Was ist nur mit dir geschehen, Del?« flüsterte Skar. »Warum bist du so hart?«
    »Hast du mich nicht gelehrt, es zu sein?« fragte Del.
    »Nicht so«, antwortete Skar. »Hart zu dir selbst, ja. Hart zu deinen Feinden, wenn es sein muß. Aber nicht so. Ich habe dir nie beigebracht, grausam zu sein.«
    »Grausam?« Del klang ehrlich überrascht. Er schwieg einen Moment, als müsse er das Wort erst ein paarmal für sich wiederholen, um sich davon zu überzeugen, daß Skar es auch wirklich ausgesprochen hatte. »Ist es das, wofür du mich hältst?« fragte er dann. »Für
grausam?«
    »Weißt du ein anderes Wort?« begehrte Skar auf.
    »Ich habe einen Krieg zu gewinnen, Skar«, bemerkte Del leise. »So?« Skar machte ein angewidertes Gesicht. »Das hatten wir schon öfter, Del. Du und ich, wir haben in mehr als einem Krieg zusammen gekämpft. Aber niemals so!«
    »Es gab auch noch niemals einen Krieg, der so war«, antwortete Del. »Es geht hier nicht um die Macht in einem Königreich. Es geht nicht um Schätze oder Landgewinn. Es geht nicht einmal mehr um Macht. Es geht um die Existenz unserer Welt. Willst du, daß sie von Männern wie Drask beherrscht wird?« »Vielleicht ist das immer noch besser, als wenn sie von Männern wie
dir
beherrscht würde«, hielt ihm Skar entgegen.
    Er erschrak über seine eigenen Worte, und auch Del fuhr wie unter einem Hieb zusammen. Skar begriff, daß er ihn zum allerersten Mal
wirklich
getroffen hatte, seit sie mit diesem endlosen Streit begonnen hatten. Seine Worte taten ihm leid. Aber er spürte auch gleichzeitig, daß sie die Wahrheit gewesen waren. Und daß sie das Wenige, was noch zwischen ihnen gewesen sein mochte, endgültig zerstört hatten.
    Langsam, mit zitternden Händen, aber trotzdem sehr ruhigen Bewegungen, löste er den schwarzen Mantel des Hohen Satai von seinen Schultern und warf ihn vor Dels Thron zu Boden.
    Del versuchte nicht, ihn daran zu hindern.
    Kiina schlief noch, als er in sein Zimmer zurückkam, aber er war laut genug, sie aufzuwecken. Während sie sich mühsam auf die

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