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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Geheimnis?« Titch lachte böse. »Wir haben keine Geheimnisse, Skar. Nicht vor euch. Es ist uns gleich, was ihr über uns wißt und was nicht. Es spielt keine Rolle. Und nun geh.«
    Er machte eine ungeduldige Handbewegung. »Du kannst in Ruhe schlafen, ohne Angst vor mir oder meinen Männern haben zu müssen.«
    Skar rührte sich nicht von der Stelle. »Warum bist du so bitter?« fragte er.
    »Bitter?« Titch legte in einer bedrückend menschlichen Bewegung den Kopf auf die Seite und sah ihn an. »Ich bin nicht bitter, Skar«, versicherte er. »Ich bin —« Er brach ab, trank wieder aus seinem Becher und schüttelte bestimmt den Kopf. »Du würdest es nie verstehen.«
    »Es gibt doch ein Geheimnis«, vermutete Skar ins Blaue hinein. »Oder zumindest etwas, was ich nicht weiß.«
    »Ja«, antwortete Titch. »Und du wirst es nie erfahren. Es ist etwas, das dich nichts angeht, Mensch. Wüßtest du es, müßte ich dich töten. Deshalb ist es besser, du hörst auf, Fragen zu stellen.« Skar sah ihn noch einen Moment lang sehr nachdenklich an.
    Aber dann wandte er sich endgültig um und ging.

D el hörte schweigend zu, während Skar und der verwundete Wächter berichteten, und auch hinterher verging lange Zeit, bis er endlich auf Skars herausfordernden Blick reagierte. Aber er tat es auf andere Art, als Skar erwartet hatte.
    »Das ist... eine schlimme Geschichte«, sagte er langsam. Er richtete sich ein wenig in dem klobigen Thronsessel auf, in dem er Platz genommen hatte, und sah den verletzten Satai an. »Konntest du die Männer erkennen, die dich und deine Kameraden niedergeschlagen haben?« fragte er.
    Der Mann schüttelte so schnell den Kopf, daß auch dem Dümmsten klar werden mußte, daß er log. »Es ging alles viel zu schnell, Herr«, antwortete er mit einem raschen, fast ängstlichen Blick auf Skar. »Wir... versuchten sie auseinanderzutreiben, aber sie fielen fast sofort über uns her.«
    »Aber du konntest wenigstens erkennen, ob es Satai oder Quorrl waren?« fragte Skar scharf.
    Der Mann blickte unsicher zu Boden. »Nein«, erwiderte er. »Nicht... richtig.«
    Skar streckte wütend den Arm aus, um ihn an der Schulter herumzureißen, aber dann erinnerte er sich im letzten Augenblick daran, daß der Mann verwundet war und Mühe hatte, auf dem durchbohrten Bein zu stehen. »Was soll das heißen, nicht richtig?« fauchte er. »Du willst mir erzählen, jemand hat deine drei Kameraden erschlagen und dich niedergestochen, und du weißt nicht einmal, ob es Quorrl oder Satai waren?«
    »Laß ihn, Skar«, bat Del. Skar sah überrascht und verärgert zugleich auf und wollte auch ihn anfahren, aber Del hob noch einmal die Hand und winkte beruhigend ab.
Laß uns nicht vor einem der Männer miteinander streiten,
signalisierte sein Blick. Laut entschied er. »Wir werden ihn morgen befragen, wenn er zur Ruhe gekommen ist. Du siehst doch, daß der arme Kerl kaum mehr auf den Beinen stehen kann.«
    Skar schluckte die scharfe Entgegnung hinunter, die ihm auf der Zunge lag, und nickte nur. Wortlos wartete er, bis Del den Wächter entlassen hatte und sie allein waren.
    »Was soll das bedeuten, Del?« fragte er dann. »Wieso fällst du mir in den Rücken? Du weißt so gut wie ich, daß es
Satai
waren, die ihn und seine Kameraden niedergeschlagen haben.
Unsere eigenen Leute!«
    »Ich weiß gar nichts«, antwortete Del ruhig. »Der Mann ist verletzt und hat Fieber, das ist es, was ich weiß. Wir reden morgen mit ihm.« Der Ton, in dem er diese Worte aussprach, machte klar, daß er das Thema damit für erledigt erklärte.
    Skar nicht. »Dann nehme ich an, daß es dich auch nicht interessiert, was dort unten auf dem Hof passiert ist?« fragte er böse.
    »Du täuschst dich, Skar«, antwortete Del, noch immer aufreizend ruhig. »Jemand hat versucht, dich umzubringen, und das interessiert mich sehr wohl. Konntest du erkennen,
wer
den Hund auf dich gehetzt hat?«
    »Nein«, erwiderte Skar. »Ich —«
    »Es könnte also genausogut ein Quorrl gewesen sein?« unterbrach ihn Del.
    Es dauerte einige Sekunden, bis Skar begriff. »Das ist nicht dein Ernst«, sagte er. »Du ... du versuchst selbst jetzt noch —«
    »Ich versuche«, schnitt ihm Del erneut und mit scharfer, deutlich erhobener Stimme das Wort ab, »die Wahrheit herauszufinden, Skar. Wenn es unter unseren Männern jemanden gibt, der seine Hand gegen den Hohen Satai erhebt, dann will ich das wissen. Du behauptest, einer unserer eigenen Männer hätte versucht, dich zu töten.

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