Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
hinzu.
    Skar blickte überrascht auf. »Wie —«
    »Er war der Sohn meiner Mutter«, erklärte Titch. »Und zugleich mein Vater. Alles, was ich weiß, habe ich von ihm gelernt.«
    Er sah Skar plötzlich fast erwartungsvoll an. »Schockiert dich das,
Mensch?«
fragte er.
    »Ein ... wenig«, gestand Skar. »Ich wußte nicht, daß —«
    »Was?« unterbrach ihn Titch. »Was wußtest du nicht, Satai? Befremdet es dich etwa, daß der Sohn einer Quorrl mit ihr ein Kind zeugt? Das verstehe ich nicht. Ihr haltet uns doch für Tiere. Ihr laßt doch keine Gelegenheit aus, uns zu demonstrieren, wie barbarisch wir sind und wie zivilisiert und edel ihr.«
    »Du bist verbittert«, warf Skar ein.
    Titch leerte mit einer wütenden Bewegung seinen Becher und füllte ihn wieder auf. »Nein«, widersprach er heftig. »Du verstehst nichts, Satai, gar nichts. Für euch sind wir doch nur Barbaren, primitive Wilde, die ihr verachtet. Hätten wir weiches Fell statt Schuppen, würdet ihr uns streicheln und uns Ketten um die Hälse binden, damit eure Kinder auf uns reiten können.« Er leerte auch seinen zweiten Becher, streckte die Hand aus, um ihn wieder aufzufüllen, und zog sie dann wieder zurück. Ganz plötzlich wirkte er betroffen über seine eigene Entgleisung.
    »Es ist spät«, sagte er plötzlich. »Du solltest gehen. Wir müssen morgen früh auf, und ich bin sicher, dein Freund Del hat noch mit dir zu reden.«
    Das war nicht der wahre Grund. Titch bedauerte seine Worte, und er wollte, daß Skar ging, ehe er noch mehr sagen konnte, was ihm hinterher vielleicht leid täte. Trotzdem zögerte Skar nicht, seinen Mantel überzustreifen und sich zur Tür zu wenden. Aber er blieb noch einmal stehen, ehe er den Raum verließ.
    »Da ist noch etwas, was mir nicht aus dem Kopf geht, Titch«, sprach er ihn nochmals an.
    Der Quorrl wandte sich widerwillig zu ihm um. »Ja?«
    »Etwas, das du heute morgen gesagt hast«, fuhr Skar fort. »Du hast geäußert, alle diese Krieger wären bereits tot. Was hast du damit gemeint?«
    Titch zögerte, und Skar begriff, daß er abermals ein Thema angesprochen hatte, über das der Quorrl nicht gerne sprach. Aber dann antwortete er doch. »Nur ein Gefühl, Satai. Es war nur ein Gefühl. Keiner von uns wird zurückkehren.«
    »Das glaubst du wirklich?« fragte Skar. »Keine besonders gute Voraussetzung, um einen Krieg zu gewinnen, oder?«
    »Wir werden ihn gewinnen«, versicherte Titch. »Ich weiß es. Trotzdem wird keiner von uns seine Heimat wiedersehen. Sie —«
    Er stockte, starrte einen Moment an Skar vorbei ins Leere und machte dann eine vage Bewegung mit beiden Händen, deren Bedeutung Skar nicht verstand. »Du weißt nichts über unser Volk.«
    »Nicht viel —«
    »Nichts«, unterbrach ihn Titch heftig. »Du bist wie alle anderen, Skar. Du bist vielleicht ein wenig intelligenter, ein wenig älter, vielleicht sogar ein wenig weiser — was immer ihr Menschen darunter verstehen mögt. Aber du weißt so wenig über unser Volk wie diese Narren dort draußen, die du fast so sehr verachtest wie uns.« Er füllte nun doch seinen Weinbecher und trank einen weiteren gewaltigen Schluck. Er war nervös. Seine Hände zitterten, aber Skar hatte das sichere Gefühl, daß es nicht nur am Wein lag.
    »All diese Männer dort draußen«, fuhr Titch mit einer Handbewegung zum Fenster hin fort, »haben Abschied von ihren Familien genommen. Sie haben die Todesweihen bereits empfangen, Satai. Sie sind tot. Sie werden nicht zurückkehren, auch wenn sie den Krieg überleben sollten.«
    »Gilt das... auch für dich?« fragte Skar leise.
    Titch lachte bitter. »O ja. Du stehst einem Toten gegenüber, Satai. Einem Toten, der eine Armee von Toten befehligt. Und du mußt keine Angst vor mir haben. Ich hasse dich nicht, weil du Trash erschlagen hast. Du hast einen Toten getötet! Sollte ich dir das übel nehmen?«
    Skar schwieg. Betroffen blickte er Titch an. In den Augen des Quorrl war ein Schmerz, den er nicht einmal in Ansätzen nachzuempfinden vermochte. Und auch Zorn. Aber keines von beiden galt ihm, oder den Satai dort draußen. Etwas ging in dem Quorrl vor, das ihn erschreckte.
    »Das wußte ich nicht«, sagte er mitfühlend. »Ich —«
    »Jetzt weißt du es«, unterbrach ihn Titch zornig. »Und nun kannst du dir einbilden, alles über uns zu wissen. Du kannst zu deinen Freunden gehen und damit prahlen.«
    »Ich werde es für mich behalten, Titch«, versprach Skar, »wenn es ein Geheimnis deines Volkes ist.«
    »Ein

Weitere Kostenlose Bücher