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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schulter und seinen Nacken schießen, gefolgt von einer Woge lähmender Betäubung, die ihn in die Knie brechen und dann nach vorne fallen ließ. Er hatte nicht einmal mehr Kraft zu schreien.
    Aber er verlor auch nicht das Bewußtsein. Ein fast wohltuender Dämmerzustand ergriff ihn, lähmte seine Glieder und zwang ihn, mit offenen Augen liegenzubleiben und hilflos zuzusehen, was weiter geschah.
    Es war schlimmer als der Angriff des
Daij-Djan,
denn
den
hatte er zumindest noch verstanden. Was Titch jetzt tat, begriff er einfach nicht.
    Der Quorrl starrte eine Sekunde auf ihn herab, dann erhob er sein Schwert mit beiden Händen und machte einen Schritt zurück.
    Und schlug mit aller Gewalt aus der Drehung heraus zu.
    Seine Klinge beschrieb einen perfekten, tödlichen Halbkreis, eine flirrende Bahn aus Silber und Blut, die den Kopf des ersten Kriegers glatt von seinen Schultern trennte und noch Schwung genug hatte, eine tiefe klaffende Furche in die Kehle des zweiten zu beißen. Titch schrie, ein Schrei voller Entsetzen und innerer Pein, wie Skar ihn selten zuvor von einem denkenden Wesen gehört hatte, vollendete seine Drehung und drang mit hoch erhobener Klinge auf den letzten überlebenden Mann seiner Leibgarde ein. Der Quorrl stand vier oder fünf Meter von ihm entfernt, und wie seine beiden Brüder war auch er bewaffnet, besser sogar als Titch — in seiner Hand lag eine gewaltige eiserne Keule, die Titchs Schwert wie ein Schilfrohr hätte zerbrechen können. Aber wie auch die anderen beiden machte er nicht einmal eine ausweichende Bewegung, sondern stand einfach da und sah Titch ergeben
(und fast erleichtert? dachte Skar)
entgegen, bis das Schwert des Quorrl seinen Schädel traf und bis zur Brust hinab spaltete.

E s dauerte lange, bis Skar wieder fähig war, sich zu bewegen.
    Die Lähmung wich nur ganz langsam aus seinen Gliedern, und mit dem Gefühl kehrte auch der Schmerz zurück — ein dumpfes, lang nachhallendes Hämmern, das in seiner Schulter begann, sich rasch in seinem Rücken und seinem Nacken ausbreitete und schließlich seinen Kopf erreichte. Skar mußte sich mit aller Macht beherrschen, um nicht aufzustöhnen; und noch mehr, um nicht die Hände gegen seine schmerzenden Schläfen zu pressen. Aber er wußte, daß es seine letzte Bewegung gewesen wäre, hatte er es getan. So lag er einfach da, rührte sich nicht und starrte Titch an, der sich nach dem Mord an seinen Brüdern einfach umgedreht hatte und zum anderen Ende des Plateaus gegangen war. Jetzt saß er auf dem Felsen, drehte Skar den Rücken zu und starrte ins Leere. Manchmal bewegte er die Hände. Seine Krallen fuhren langsam und unbewußt über den Felsen und erzeugten scharrende schrille Geräusche, die schmerzhaft in Skars Kopf widerhallten.
    Minuten vergingen, reihten sich zu einer viertel-, schließlich zu einer halben Stunde, bis Skar sich in der Lage fühlte, aufzustehen und sich einigermaßen sicher zu bewegen. Sein Kopf schmerzte noch immer, und seine rechte Schulter schien gebrochen zu sein, zumindest aber übel geprellt. Er war nicht sicher, ob er mit
dieser
Schulter kämpfen konnte.
    Aber das hatte er auch nicht vor. Es war das zweite Mal, daß er die entsetzliche Kraft des Quorrl am eigenen Leibe verspürt hatte, und diesmal hatte er endgültig begriffen, wie lächerlich die Vorstellung war, gegen diesen Koloß
kämpfen
zu wollen. Er mußte Titch sofort überwältigen, oder der Quorrl würde
ihn
töten, so einfach war das.
    Vorsichtig, unendlich behutsam, stemmte sich Skar auf Hände und Knie hoch und streckte die Hand nach dem
Tschekal
aus, das ihm entfallen war. Er brauchte fast eine Minute für dieses kleine Vorhaben, und er ließ Titchs gekrümmten Rücken in dieser Zeit nicht für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Auge. Endlich schloß sich seine Hand um das Satai-Schwert. Peinlich darauf achtend, kein Geräusch zu verursachen, verlagerte er sein Gewicht, stand vollends auf und trat lautlos nach links, einen großen Bogen um den Quorrl schlagend, damit ihn sein Schatten nicht verriet.
    »Spar dir die Mühe, Satai«, ließ sich Titch plötzlich vernehmen, ohne sich umzudrehen. »Du kannst dich nicht an einen Quorrl anschleichen. Das kann niemand.«
    Ganz langsam drehte er den Kopf, sah Skar fast mitleidig an und fixierte dann das Schwert in seiner Hand. Er lächelte. »Du willst mich töten.« Er machte eine auffordernde Bewegung mit der Hand. »Tu es.«
    Skar zögerte. »Du... du wußtest, daß —«
    »- du nicht tot

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