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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Legende«, begann Titch, verbesserte sich:
»War
eine Legende. Enwor ist eine Welt, die aus Mythen gewoben ist, und wir Quorrl sind ein besonders abergläubisches Volk —« Er lächelte matt. »- oder werden jedenfalls dafür gehalten, von den meisten. Vielleicht wissen wir auch einfach nur mehr als ihr.«
    »Weißt
du
mehr?«
    Titch schüttelte den Kopf. »Nur, was man mir erzählt hat. Ich habe es nicht geglaubt, Skar. Ich bin dir ähnlicher, als du denkst.« Skar blickte überrascht auf, und Titch machte eine erklärende Handbewegung. »Ich weiß viel über dich, Satai. Als ich hörte, daß du Trash erschlagen hast, schwor ich dir den Tod. Dann verriet mir Del, wer du wirklich bist und warum du es getan hast, und ich beschloß, dich am Leben zu lassen, wenigstens für eine Weile. Aber ich erfuhr viel über dich, was du getan hast und wer du bist.« Er lächelte wieder. »Du glaubst nicht an die Götter deines Volkes, nicht wahr?«
    »Ich ... weiß es nicht«, gestand Skar.
    »Ich war wie du, bis heute«, sagte Titch, seine ausweichende Antwort als Zustimmung wertend. »Ich glaubte nicht an die Götter, und ich glaubte nicht an die Dämonen. Das Schwert und der Verstand waren meine Götter. Aber jetzt weiß ich, daß es sie gibt. Ich habe einen von ihnen
gesehen-,
Satai.«
    »Du meinst, der
Daij-Djan
ist euer Gott?«
    Titch schüttelte den Kopf. »Das Gegenteil. Ihr habt etwas Ähnliches, in eurer Religion. Den —«
    »Teufel«, half Skar nach, als der Quorrl das passende Wort nicht gleich fand.
    »Den Teufel«, bestätigte Titch. »Der
Daij-Djan
ist unser Teufel, Mensch. Und die
Ultha
sind seine Dämonen. Und jetzt sind sie lebendig geworden.« Er sprach nicht weiter, aber das wenige, was er gesagt hatte, genügte vollauf, Skar abermals bis ins Innerste zu erschüttern. Er versuchte sich vorzustellen, was Titch in diesem Moment empfinden mochte, aber konnte es nicht. Was hätte er gefühlt, umgekehrt? Was, dachte er, wenn es so gewesen wäre, daß ein Heer von Satai den Quorrl zu Hilfe geeilt wäre —und sich keinem Feind aus Fleisch und Blut, sondern dem leibhaftigen Satan gegenübergesehen hätte?
    »Was wirst du jetzt tun?« fragte er, nach einer weiteren langen, langen Zeit des Schweigens.
    Titch zuckte mit den Schultern. »Was wirst du mich tun
lassen?«
fragte er dagegen.
    »Was immer du willst«, antwortete Skar, und er meinte es so. Titch blickte ihn ungläubig an, und Skar las seine Gedanken von seinem Gesicht ab und schüttelte den Kopf. »Ich werde niemandem erzählen, was hier geschehen ist«, versicherte er. »Ich schwöre es dir, Titch. Niemandem. Und ich werde auch über das Wasser des Lebens schweigen.«
    Titch nickte. »Dann tue ich, was getan werden muß«:, entschied er. »Ich werde versuchen, es zurückzubringen. Es ist ein weiter Weg, aber vielleicht habe ich die Kraft dazu.«
    »Jetzt gleich?« fragte Skar.
    »Warum nicht?«
    »Weil...« Skar brach ab, schwieg sekundenlang. Sein Blick löste sich von Titchs flachem Quorrl-Gesicht und glitt über den Leichnam der
Errish,
den toten Drachenvogel und die Reste der bizarren Rüstung, die sie getragen hatte. »Weil ich dich begleiten möchte«, sagte er schließlich.
    Titch war überrascht. »Du? Kein menschliches Wesen darf das Land der Toten betreten.«
    »Und kein Quorrl«, fügte Skar hinzu. »Und trotzdem willst du es versuchen.«
    »Das ist etwas anderes«, widersprach Titch. »Ich habe einen Grund, der mehr wiegt als mein Leben. Das Überleben meines Volkes.«
    »So wie ich.« Skar deutete auf die Daktyle und ihre tote Reiterin. »Dels Weg ist falsch«, erklärte er ruhig. »Das da ist die Lösung, Titch. Ich hätte es längst erkennen müssen. Drask hat es mir gesagt, und Kiina ebenfalls, aber ich war blind und taub. Titch verstand was er meinte. »Es sind
unsere
Dämonen, die lebendig geworden sind«, stellte er fest.
    »Und diese
Errish
kam aus
eurem
Land, um die Rettung zu bringen«, ergänzte Skar. »Die Lösung liegt dort, Titch. Nicht hier. Nicht in Ikne oder im Land der Zauberpriester. Drask und seine Brüder sind nur Werkzeuge, mehr nicht. Wenn es einen Weg gibt, diesen wahnsinnigen Krieg zu beenden, dann nur in
deinem
Land. Aber ich finde den Weg nicht allein.«
    Einen Moment lang glaubte Skar fast, Titch würde zustimmen. Aber dann schüttelte der Quorrl statt dessen den Kopf. »Kein Mensch hat jemals unsere Wälder betreten, Satai. Sie würden dich töten.«
    »Das ist ein geringer Preis für die Rettung meiner Welt,

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