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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dein famoser fischgesichtiger Freund? Daß ich hier zurückbleibe und wie die anderen sterbe?«
    »Unsinn. Der Weg in den Norden ist weit. Wir werden einen Ort finden, an dem du bleiben kannst. Ich bin sicher —«
    »Ich begleite dich«, beharrte Kiina.
    »Ja«, sagte Skar gelassen. »Bis zur nächsten Stadt. Oder zur nächsten
Errish,
auf die wir stoßen. Ende der Diskussion«, fügte er mürrisch hinzu.
    Kiina widersprach tatsächlich nicht, aber nur, um nach einer Weile mit veränderter Stimme und einer anderen Taktik fortzufahren: »Du hast es der
Margoi
versprochen.«
    »Habe ich das?«
    Kiina nickte heftig. »Du hast ihr dein Wort gegeben, auf mich aufzupassen«, erklärte sie mit jener falschen, aber schwer zu widerlegenden Logik, mit der sich Kinder schon immer gegen Erwachsene zu behaupten gewußt haben. »Wie kannst du das, wenn du nicht in meiner Nähe bist?«
    Skar antwortete gar nicht darauf. Sie führten diesen Streit in der einen oder anderen Form seit zwei Wochen, seit sie Del und das Heer verlassen hatten. Alle Argumente waren längst gesagt und hundertmal wiederholt worden, ohne dadurch besser oder schlechter zu werden.
    »Und der Ring?« fuhr Kiina fort. »Du hast versprochen, ihn mir zu geben, wenn es soweit ist!«
    Skar zog den winzigen Silberring vom kleinen Finger- dem einzigen Glied, auf das er paßte — und hielt ihn ihr hin. »Willst du ihn haben?«
    Kiinas Reaktion überraschte ihn. Er hatte nicht damit gerechnet, daß sie nach dem Ring greifen würde, und das tat sie auch nicht — aber er hatte auch nicht damit gerechnet, daß sie erschrok-ken zurückfuhr und nur noch mit Mühe einen Schrei unterdrückte.
    »Nein!« sagte sie hastig. »Ich will ihn nicht. Noch nicht. Vielleicht nie.«
    Skar war verwirrt. Zögernd steckte er den Ring wieder ein, nahm ihn fast in der gleichen Bewegung noch einmal hervor und ließ ihn ein paarmal auf der Handfläche hin und her rollen. Es war eine wunderbare Arbeit, ein Schmuckstück, das trotz seiner Schlichtheit der Führerin der
Errish
würdig war — jede einzelne Schuppe des Schlangendrachens, als der er gestaltet war, war mit großer Kunstfertigkeit ausgearbeitet, und die beiden winzigen Rubine, die die Augen bildeten, funkelten in einem geheimnisvollen inneren Licht, als würden sie wirklich leben. Plötzlich erfüllte ihn die Vorstellung, ihn wieder anzulegen, mit Unbehagen. Skar schloß die Faust um den Ring und schob ihn nach kurzem Zögern in eine Tasche seines Gürtels.
    »Was bedeutet dieser Ring?« fragte er. »Ich meine — hat er Zauberkräfte, oder birgt er ein Geheimnis? Kann man einen Dämonen damit beschwören?« Er lachte bei diesen Worten, aber selbst Kiina mußte merken, daß sich hinter ihrem scherzhaften Klang mehr Furcht verbarg, als Skar recht war.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nichts von alledem. Er ist nur ein Stück Silber. Aber er ist das Symbol ihrer Macht. Wer ihn trägt, der kann den Thron Elays besteigen. Wer ihn
rechtmäßig
trägt«, fügte sie mit bewußt boshafter Betonung hinzu.
    »Wenn du glaubst, ein größeres Anrecht auf ihn zu haben...«
    Skar bewegte die Hand zum Gürtel, und wieder registrierte er, daß Kiinas Kopfschütteln eindeutig
erschrocken
war.
    »Nein!« sagte sie. »Ich will ihn nicht. Er-«
    Ein grellweißer Lichtblitz zerriß die Nacht, gefolgt von einem hellen, peitschenden Kreischen, in das sich nach Sekunden ein dumpfes Brüllen mischte, weit entfernt, aber so machtvoll wie der Laut zusammenstürzender Berge. Kiina schrie auf und stürzte vor Schrecken um ein Haar aus dem Sattel, und auch Skar fuhr herum und blickte entsetzt in die Richtung, aus der das Tosen erklungen war. Fast in der gleichen Sekunde flammten ein zweiter und ein dritter Blitz auf und sengten feurige Spuren in die Nacht, diesmal aber in völliger Stille.
    Kiina begriff einen Sekundenbruchteil vor ihm, was das lautlose Lichtgewitter zu bedeuten hatte. »Scanner!« keuchte sie. »Das... das sind
Errish,
Skar! Sie schießen!«
    Ja,
dachte Skar.
Und ich glaube, ich weiß sogar, worauf.
    »Du bleibst hier!« sagte er. Er warf Kiina die Zügel zu, rammte seinem Pferd die Absätze in die Flanken und sprengte los, so schnell, daß sie gar keine Chance hatte, ihm zu folgen, selbst wenn sie es versuchte. Sein Pferd versuchte auszubrechen und schlug im vollen Galopp mit den Hinterläufen aus, halb wahnsinnig vor Angst, aber Skar trieb es unbarmherzig weiter. Wieder zerriß ein Blitz die Nacht, und wieder, und wieder. Rücksichtslos

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