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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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entschied sich aber dann dagegen. Es war nicht wichtig in diesem Moment. »Die Quorrl werden nicht auf mich warten. Und ich muß in den Norden.« Er überlegte einen Herzschlag. »Kiina ist krank, sagst du?«
    »Nein«, verbesserte ihn Yul. »Das habe ich nicht gesagt. Sie ist erschöpft, viel mehr, als sie zugeben würde. Und sie hat noch gar nicht richtig begriffen, was überhaupt geschehen ist.«
    »Dann ist es vielleicht besser, wenn ihr sie nicht weckt«, sagte Skar. »Sie kann bei euch bleiben?«
    »Das könnte sie«, sagte Yul. »Aber ich weiß nicht, ob es gut wäre.« Sie bewegte sich mühsam, griff in eine Falte ihres Gewandes und zog ein winziges glitzerndes Etwas heraus, das Skar erst nach Augenblicken als den Ring der
Margoi
erkannte. Automatisch senkte er die Hand auf die Tasche in seinem Gürtel, und obwohl er das Schmuckstück in Yuls Fingern sah, war er fast überrascht, sie leer vorzufinden.
    »Ich konnte der Verlockung nicht widerstehen«, sagte Yul in entschuldigendem Tonfall. Sie hielt ihm den Ring hin, aber Skar schüttelte den Kopf. Die
Errish
zögerte sekundenlang, dann schloß sich ihre dürre Faust um den winzigen Silberring wie um einen kostbaren Schatz.
    »Also ist es wahr, was Kiina erzählt hat«, sagte sie. »Die
Margoi
ist tot.« Sie lächelte müde. »Verzeih, daß ich deine Kleider durchsucht habe. Aber ich mußte mich davon überzeugen, daß es wirklich wahr war. So haben sie am Schluß auch sie getötet.«
    »Ich glaube, sie hat es so gewollt«, sagte Skar leise. Plötzlich tat ihm die alte Frau leid. Eine Welle tiefen Mitleids ergriff ihn, ein Gefühl, das um so tiefer und kostbarer war, als er schon gar nicht mehr geglaubt hatte, es noch empfinden zu können. »Sie sprach mit Kiina und mir, ehe sie starb. Sie hatte Schmerzen, und ihr Geist begann sich zu verwirren, glaube ich. Aber ich hatte nicht das Gefühl, daß sie Angst vor dem Tod hatte.«
    »Warum auch?« sagte Yul. Sie steckte den Ring wieder ein. »Sie war eine Königin ohne Volk. Würdest
du
leben wollen, gäbe es außer dir keine Satai mehr?«
    Skar wich ihrem Blick aus. »Ich weiß es nicht«, gestand er nach einer Weile, sehr leise und mehr zu sich selbst gerichtet als an Yul. »Vielleicht gibt es keine anderen Satai mehr.« Er seufzte. »Vielleicht hat es das, was wir Satai zu sein behaupten, niemals wirklich gegeben.«
    »Und vielleicht ist die ganze Welt nicht das, was sie zu sein scheint«, versetzte Yul in fast wütendem Tonfall. »Deine
wenns
und
vielleicht!
bringen uns nicht weiter, Satai. Enwor brennt, und wenn wir dieses Feuer noch löschen wollen, sollten wir keine Zeit mit philosophischen Betrachtungen verschwenden.«
    Ihre Worte ernüchterten Skar, aber er war gleichzeitig fast dankbar dafür. Nach dem, was er am vergangenen Abend selbst zu Titch gesagt hatte, sollte er sich eigentlich ein wenig besser in der Gewalt haben, dachte er. Er ging zur Tür, blickte auf den sonnenbeschienenen Lagerplatz und die nahe See hinaus und wandte sich wieder zu Yul um. »Du hast recht«, sagte er. »Verzeih.«
    »Schon gut.« Yul wiederholte ihre Handbewegung, mit der sie einen Themenwechsel zu begleiten pflegte. »Kiina hat mir erzählt, was in der Burg des Zauberpriesters geschehen ist. Aber vieles erscheint mir... unglaublich. Und an manches konnte sie sich nicht mehr erinnern. Sie war sehr müde und hatte Fieber. Erzähl mir, was passiert ist.«
    Skar sah zur Sonne hinauf. Es war schon beinahe Mittag; vier oder fünf Stunden über die Frist, die Titch ihm gegeben hatte, und die Zeit brannte ihnen allen auf den Nägeln. Wenn seine und Dels Schätzungen richtig waren und ihnen das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machte, dann mußte das Heer jetzt schon längst die Berge überschritten haben und sich auf halbem Wege nach Ikne befinden. Skar wußte einfach, daß die große Konfrontation zwischen den Satai und Veden auf der einen und der Armee der Zauberpriester auf der anderen Seite
dort
stattfinden würde. Ebenso, wie er wußte, daß er sie verhindern mußte. Er hatte Drasks Worte nicht vergessen:
Gebt acht, daß ihr euch nicht totsiegt, Satai.
    Er zögerte, Yuls Bitte zu entsprechen. Er war hierhergekommen, um Fragen zu
stellen,
nicht zu
beantworten.
Aber dann wandte er sich um, ging zum Bett zurück — mit Ausnahme des Stuhles, auf dem die
Errish
saß, war es das einzige Möbelstück im Raum — und begann mit ruhiger, fast emotionsloser Stimme zu erzählen.
    Er sprach schnell, aber er ließ nichts aus, und

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